Frankfurt. Oliver Glasner wirkte sichtlich mitgenommen von den turbulenten Ereignissen der vergangenen Tage. Wie sehr den Trainer von Eintracht Frankfurt die zu Wochenbeginn beschlossene vorzeitige Trennung am Saisonende getroffen hat, konnte man jedoch nur erahnen. Denn darüber reden mochte der 48-Jährige bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach Entscheidung nicht.
„Ich habe mich dazu entschieden, nichts zu meiner persönlichen Situation zu sagen bis nach dem Pokalfinale in Berlin und bitte das zu respektieren“, sagte Glasner.
Das Pokal-Endspiel am 3. Juni gegen RB Leipzig soll nach seiner Vorstellung zum glanzvollen Schlusspunkt der gescheiterten Traumehe mit der Eintracht werden. „Ich will bis dahin alles dafür geben, dass die Eintracht nach Europa kommt“, versprach er. Das kann einerseits mit einem Triumph im Pokal gelingen oder aber eben schon zuvor über die Liga.
Dort ist die Eintracht im Rennen um die internationalen Startplätze nach zehn sieglosen Spielen jedoch ins Hintertreffen geraten. Mit 43 Punkten belegen die Hessen drei Spieltage vor Saisonschluss nur den neunten Platz. Um im Falle einer Niederlage im Finale wenigstens die Conference League zu erreichen, muss aber Rang sieben her. Den nimmt derzeit der VfL Wolfsburg mit 46 Punkten ein.
Dazwischen rangiert Mainz 05 mit 45 Zählern. Die Rheinhessen sind am Samstag (15.30 Uhr) auch der nächste Frankfurter Gegner. „Das ist ein ganz wichtiges Spiel. Wenn wir Mainz besiegen, haben wir es in der eigenen Hand, sie am Ende hinter uns zu lassen und einen Platz näher an die internationalen Ränge zu kommen.“
Verzichten muss Glasner auf die verletzten Kristijan Jakic, Hrvoje Smolcic und Philipp Max sowie den gesperrten Rafael Borré. Und auch Glasner wird nicht dabei sein – zumindest nicht an der Seitenlinie. Nach der Roten Karte beim 1:3 bei der TSG Hoffenheim war der Coach vom DFB-Sportgericht für eine Partie mit einem Innenraumverbot belegt worden.
„Während des Spiels darf ich keinen Kontakt zur Mannschaft haben. Daran werden wir uns halten“, sagte er. Sein Assistent Michael Angerschmid übernimmt.
Trotz seines bevorstehenden Abschieds und der Rotsperre fiebert Glasner dem Spiel wie gewohnt entgegen und redete sein Team stark. „Wir wissen, dass unsere Sieglosserie zu lange geht, aber mir gibt Zuversicht, wenn ich sehe, wie hart die Spieler am Turnaround arbeiten. Die Mannschaft ist hungrig, ehrgeizig und nach wie vor eine tolle Gruppe.“
Fokus auf Europacup-Qualifikation
Dass die Zusammenarbeit am Saisonende vorzeitig endet, will Glasner in den kommenden Wochen ausblenden. „Ich bin jetzt im Tunnel. Alles, was vor dem Tunnel war, interessiert mich überhaupt nicht. Alles, was links und rechts ist, sehe ich nicht, weil da der Tunnel ist. Es gibt jetzt zwei Ausfahrten – eine geht nach Europa, die andere nicht. Es geht darum, die nach Europa zu erwischen. Das wollen wir gemeinsam erreichen“, bekräftigte er. Um sich von nichts ablenken zu lassen, habe er sich medial ausgeklinkt.
Für seinen verbalen Ausraster entschuldigte sich Glasner aber öffentlich. „Zu dem Inhalt stehe ich. Ich werde meine Mannschaft immer verteidigen. Aber der Tonfall war unangebracht“, räumte er ein und stellte fest: „Ich bin als Langweiler gekommen und gehe als emotionaler Typ. Das hat Eintracht Frankfurt mit mir gemacht.“ dpa
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/sport_artikel,-sport-glasner-im-tunnel-_arid,2083189.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/vereine_verein,_vereinid,4.html