Fußball

Füllkrug: „Ein ganz wichtiger Moment für uns und das Land“

Sein Last-Minute-Tor gegen die Schweiz machte Niclas Füllkrug zum DFB-Helden von Frankfurt. An seiner Rolle als Edeljoker wird der emotionale Treffer aber wohl erst einmal nichts ändern.

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Andreas Öhlschläger
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Last-Minute-Torschütze Niclas Füllkrug nach dem 1:1 gegen die Schweiz. © Christian Charisius/dpa

Frankfurt. Niclas Füllkrug hätte es protziger ausdrücken können, hätte mehr verbalen Goldglitzerglanz über sein Tor streuen können. Aber der Mann mit der großen offensiven Wucht sagte über seinen wichtigen Last-Minute-Ausgleichstreffer gegen die Schweiz ziemlich defensiv: „Dann mache ich es auch nicht so schlecht.“

Es war in der Nachspielzeit, Minute 90.+2, als der Mittelstürmer per Kopf dafür sorgte, dass es doch keine deutsche Niederlage gab. Der Bundestrainer hatte das Tor mit seinen Einwechslungen möglich gemacht. Füllkrug kam in der 76. Minute für Jamal Musiala, David Raum, der die Vorlage zum 1:1 gab, spielte ab der 61. Minute statt Maximilian Mittelstädt. „David mit einer sehr guten Flanke, Fülle mit einem sehr guten Tor“, meinte Julian Nagelsmann. Es war Füllkrugs 13. Tor im 19. Länderspiel – eine Topquote.

Die Fans flippten aus, die deutschen Spieler auch. „Das war, glaube ich, ein ganz wichtiger Moment für uns und das Land“, sagte Füllkrug. „Dass wir da mit der ganzen Bank an der Eckfahne feiern – das war auch ganz toll.“

Der Teamgeist stimmt in diesem EM-Kader, das sah man einmal mehr. Die Mentalität auch. Da ist Wille, da ist Moral. Und da ist jetzt ein starker Glaube, die Sache noch zum Guten drehen zu können, wenn es schlecht aussieht.

Der angepeilte Gruppensieg war beim Stand von 0:1 futsch. Dann traf Füllkrug: doch Platz eins, doch weiter ungeschlagen bei der Heim-EM, doch wieder positive Gefühle. „Das fühlt sich irgendwie auch so ein bisschen wie ein Sieg an“, meinte Torwart Manuel Neuer, der in der 88. Minute dafür gesorgt hatte, dass nicht alles vorbei war. Der 38-Jährige parierte einen famosen Distanzschuss von Granit Xhaka, der das 0:2 bedeutet hätte.

Erst wurde Neuer zum Retter, dann Füllkrug. „Man braucht einfach solche Momente, wo man weiß, dass es funktioniert“, sagte der Torwart über die entscheidenden Szenen in der Schlussphase. Am Samstag geht es für das DFB-Team in Dortmund weiter.

Füllkrug sieht das Ausgleichstor als „Knackpunkt-Moment“

Füllkrug, der für den dort heimischen BVB spielt, ist glücklich, in seinem stets stimmungsprallen Club-Wohnzimmer auflaufen zu dürfen. „Ich freue mich jetzt natürlich riesig auf ein Achtelfinale in Dortmund, weil das mit Sicherheit schon ein großer Heimvorteil sein wird.“

Erst das Gala-5:1 gegen Schottland, dann das mühsamere 2:0 gegen Ungarn, jetzt das glückliche 1:1 gegen die Schweiz – geht es abwärts? Füllkrug sieht das nicht so. Der späte Ausgleich – „das kann schon so ein Knackpunkt-Moment sein“, sagte Füllkrug. „Zu wissen: Das Spiel ist erst vorbei, wenn abgepfiffen ist.“ Wenn man in der nun anstehenden K.o.-Phase noch mal diese Situation habe, „dann denkst du auch im nächsten Spiel wieder daran“, dass es gut ausgehen kann, „falls man noch ein spätes Tor braucht“.

Bekommt Füllkrug jetzt auch einmal eine Chance von Beginn an? Der Bundestrainer legte sich spontan nicht auf eine Rollenänderung auf der Mittelstürmerposition fest. „Ja, die hat er“, sagte Nagelsmann zu Füllkrugs Startelf-Chance. „Aber die hat Kai genauso“, fügte er sofort hinzu. Der angesprochene Havertz habe vorne „ein gutes Spiel“ gemacht, lobte Nagelsmann.

Und Füllkrug? Erfüllte seinen Job, als er reinkam. „Das sind auch so Momente, die wir brauchen. Er liefert Argumente für beides – weiter als Joker zu fungieren oder auch von Anfang an. Das ist Freude und Leid für ihn zugleich, dass er die Rolle gut macht.“ Die Hierarchie besteht wohl weiter. (mit dpa/alex)

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