Fußball

Frust nach dem Aus: Dänemarks Zorn auf den Schiedsrichter

Erst das 1:0 aberkannt, dann einen Elfmeter zum 0:1 gegen sich bekommen. Das dänische Team und sein Trainer waren beim Ausscheiden im EM-Achtelfinale überhaupt nicht glücklich mit dem Einsatz des Videoschiedsrichters.

Von 
Alexander Müller
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Dänemarks Trainer Kasper Hjulmand war nach dem Spiel bedient. © dpa

Dortmund. Kasper Hjulmand kennt man aus seiner Zeit als Trainer von Mainz 05 als ausgeglichenen, freundlichen Menschen. Ein typischer Däne eben. Am Samstagabend aber brach es aus dem dänischen Nationaltrainer heraus.

Hjulmand sprach so schnell, dass der Simultanübersetzer kaum hinterherkam. Von einer „Schande“ sprach der 52-Jährige nach der 0:2-Niederlage gegen EM-Gastgeber Deutschland. Der dänische VAR-Zorn war groß. Wie selten zuvor nahm der Videobeweis samt neuer Impulstechnik in Dortmund Einfluss auf ein K.o.-Spiel. Was war genau passiert?

Dänemarks Joachim Andersen hatte in der 48. Minute nach Konfusion in der DFB-Abwehr ins Tor getroffen – der vermeintliche Führungstreffer zählte aber nicht. Mithilfe der halb-automatischen Abseitslinie stellte das Schiedsrichterteam um den Briten Michael Oliver fest, dass die Fußspitze von Thomas Delaney in der Entstehung hauchzart im Abseits war. Kein Tor.

Wenige Minuten später wurde Andersen zur tragischen Figur: Eine Flanke von David Raum streifte aus kurzer Distanz die Hand des 28-Jährigen. Nach Ansicht der Videobilder mit Impulsgrafik des Ballkontakts entschied Oliver auf Strafstoß. Kai Havertz verwandelte sicher. Statt 0:1 aus deutscher Sicht stand es innerhalb weniger Minuten 1:0.

„Ich habe echt genug von dieser lächerlichen Handregel“, zürnte Dänemarks Coach Hjulmand hinterher. „Wir können nicht erwarten, dass unsere Verteidiger mit den Händen auf dem Rücken laufen. Er ist normal gelaufen.“ Bundestrainer Julian Nagelsmann sagte zu der Schlüsselszene: „Ich kann verstehen, dass die Dänen sich aufregen. Aber die Regel ist so. Der Arm ist abgespreizt.“

Zur Abseitsentscheidung bei Andersens aberkanntem Treffer zeigte Hjulmand auf der Pressekonferenz immer wieder ein Bild auf seinem Handy. „Mir wurde gesagt, was die Statistik angeht, macht das keinen Sinn. So sollten wir nicht den Videoschiedsrichter benutzen. Es geht um einen Zentimeter.“ Eine Führung für sein Team hätte „alles verändert“, so Hjulmand.

Auch das deutsche Team fühlte sich benachteiligt

Zwei Experten verteidigten im Nachgang indes die Entscheidungen von Oliver, der generell durch eine erstaunlich unbritische Regelauslegung ausfiel und sehr kleinlich pfiff. Der deutsche Topschiedsrichter Felix Brych sagte bei Sport 1, Oliver habe am Ende „alles richtig“ gemacht, „auch wenn es bitter ist für Dänemark“. Das Spiel, das zudem wegen eines Unwetters unterbrochen werden musste, habe „unglaubliche“ Anforderungen an den Unparteiischen gestellt. Schiedsrichterkollege Pascal Ittrich verwies bei Magenta-TV auf die Handregeln. „Wir müssen versuchen, gleiche Situationen gleich zu bewerten“, argumentierte Ittrich. Er räumte aber auch ein: „Ich kann nachvollziehen aus Spielersicht, dass das ein Problem ist.“

Übrigens fühlte sich auch die DFB-Elf benachteiligt. Als Nico Schlotterbeck nach einem Eckball in der vierten Minute zum vermeintlichen 1:0 einköpfte, pfiff Oliver den Treffer wegen eines angeblichen Foulspiels von Joshua Kimmich in der Entstehung zurück. „Das ist ein reguläres Tor. So ein Block wird bei jeder Standardsituation gesetzt“, kritisierte Nagelsmann. (mit dpa)

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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