Rhein-Neckar-Kreis. Von einem Luxusproblem spricht man gemeinhin, wenn es mehrere gute Lösungsmöglichkeiten gibt. Und die hat Sebastian Hinze zweifelsohne, wenn der Trainer der Rhein-Neckar Löwen an die Besetzung der Torwartposition beim Handall-Pokalsieger denkt. Als da wären: Mikael Appelgren, schwedischer Nationaltorwart und Vereinsikone. Joel Birlehm, deutscher Nationaltorwart und im Januar noch WM-Teilnehmer. David Späth, Junioren-Weltmeister und in der vergangenen Saison statistisch gesehen zweitbester Bundesliga-Schlussmann.
Kurzum: Eigentlich kann man jeden ins Tor stellen. Stichwort: Luxusproblem. Wenngleich man bei den Löwen lieber von „Luxus“ und nicht von einem „Problem“ spricht. Oder wie es Hinze ausdrückt: „Man sollte aus etwas Schönem nicht etwas Schlechtes machen.“
Großer Zusammenhalt bei den Torhütern der Rhein-Neckar-Löwen
Keine Frage: Beim zweifachen Deutschen Meister gehen alle entspannt mit der Torwartfrage um, was nicht zuletzt auch am funktionierenden Binnenklima liegt. Und zwar mit Blick auf die Mannschaft im Allgemeinen und die Torhüter im Speziellen. „Meiner Meinung nach bekommen wir das in dieser Dreier-Konstellation sehr gut hin, weil sich jeder für den anderen freut. Ich bin wirklich sehr froh, zwei solche Teamkollegen zu haben. Denn ich glaube, dass so was auch anders ablaufen könnte“, berichtet Späth von einem Zusammenhalt, der in der Tat ehrlich und überzeugend wirkt.
Es gibt bei allem persönlichen Ehrgeiz ein Mit- und kein Gegeneinander, was ein wesentlicher Unterschied zum Zirkus der Alphatiere ist, den beispielsweise das Sprengstoff-Duo Andreas Wolff und Silvio Heinevetter einst in der deutschen Nationalmannschaft aufführte.
Rasante Entwicklung von David Späth
Klar ist dennoch: Alle wollen spielen. Und jeder wird enttäuscht sein, wenn er mal zuschauen muss oder vielleicht sogar nicht im Kader steht. „Aber das ist im Profisport doch völlig normal“, sagt Späth, der in den vergangenen Monaten keine Entwicklungsschritte, sondern -sprünge machte.
Dem 21-Jährigen trauen die Löwen zwar seit jeher eine große Karriere zu, diese extreme Leistungsexplosion überraschte dennoch alle. Sie kam in dieser atemberaubenden Geschwindigkeit, in dieser maximalen Rasanz schlichtweg unerwartet. Selbst für Torwarttrainer Dragan Jerkovic, wie er zugibt.
Zusammenspiel der Löwentorhüter: Beispielhaftes Final Four
Späth ist längst ein Kandidat für einen Kaderplatz im deutschen Nationalteam bei der nahenden Heim-EM. Wie auch Birlehm. Und natürlich will Appelgren mit Schweden zum Turnier in Deutschland. „In der vergangenen Saison hat man gesehen, dass wir das als Trio gut hinbekommen. Gerade beim Final Four hat es super geklappt“, erinnert der 26-jährige Birlehm an den Pokalcoup von Köln, an dem alle drei Keeper ihren Anteil hatten.
Unvergessen bleibt das Finale: Späth verhinderte in den Schlusssekunden der regulären Spielzeit mit einer Siebenmeterparade die Niederlage gegen den SC Magdeburg und vernagelte danach in der Verlängerung sein Tor, während Birlehm im Siebenmeterwerfen zum Helden avancierte. Auch da wurde deutlich: Die Löwen können sich immer auf einen ihrer Keeper verlassen, zumal die Mischung stimmt.
Andere Voraussetzungen durch Späths Entwicklung
Der 33-jährige Appelgren ist neben Torwarttrainer Jerkovic eine Art Mentor und bringt im Vergleich zu seinen deutlich jüngeren Kollegen jede Menge Erfahrung mit. Ein unschätzbar wertvolles Gut. Gerade auf der Torwartposition. Und vielleicht sogar ein kleiner Vorteil?
Die zurückliegenden Monate haben auf jeden Fall gezeigt, dass drei gute Torhüter keiner zu viel sein muss. So gehen die Löwen auch die neue Saison an, wenngleich sich die Voraussetzungen ein wenig verändert haben. Vor einem Jahr startete Späth als junger Herausforderer und noch dazu nach einem Kreuzbandriss in die Spielzeit. Seine Leistungen führten allerdings anschließend dazu, dass es nun einen offenen Konkurrenzkampf gibt.
„Wenn alle gesund und topfit sind, wird es auch Unzufriedenheit geben. Das brauchen wir nicht wegzudiskutieren. Wichtig ist, dass wir eine offene Kommunikation und Vertrauen untereinander haben“, sagt Hinze mit Blick auf die Situation, die nun „ein bisschen anders“ sei als vor einem Jahr, wie auch Appelgren einräumt. Der Schwede, der zuletzt wegen einer Handverletzung kürzertreten musste, gibt allerdings zu bedenken: „Nur weil etwas anders ist, heißt das ja nicht, dass es besser oder schlechter sein muss.“
Der Routinier erkennt Späths „riesige Entwicklung“ an und bleibt gewohnt positiv: „Wir können alle mit dieser Konstellation umgehen und am Ende liegt es an den Trainern, eine Entscheidung zu fällen.“ Ähnlich sieht es Birlehm: „Wir sind drei Torhüter und ich bin einer davon. Im Training werde ich alles geben. Ich habe den Anspruch an mich, mir meine Spielzeit zu erarbeiten.“
European League würde auch hier helfen
Das gilt allerdings für seine beiden Kollegen genauso, wie Kapitän Patrick Groetzki weiß: „Keiner wird zufrieden sein, wenn er nicht im Kader steht. So soll es aber auch sein. Spieler mit solch einer Mentalität wollen wir haben.“
Um allen drei Keepern gerecht zu werden, würde den Löwen zweifelsohne die Teilnahme an der Gruppenphase der European League helfen. Bei einem Weiterkommen in der Qualifikation gegen den nordmazedonischen Erstligisten Vardar Skopje stünden anschließend sechs weitere Begegnungen an. Und zwar gegen namhafte Gegner wie IFK Kristianstad, HBC Nantes und Benfica Lissabon. „Es ist unser Ziel, uns gegen Skopje durchzusetzen“, sagt Appelgren. Bei diesem Vorhaben wird es nicht zuletzt auf ihn, auf Birlehm oder Späth ankommen. Oder vielleicht sogar auf alle drei.
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