Heidelberg. Selten lagen Stolz und Trauer so nahe beieinander wie bei den Academics Heidelberg nach der 82:94 -Niederlage in der Overtime des vierten Play-off-Spiels der Halbfinalserie gegen Bayern München. Die Heidelberger Bundesliga-Basketballer hatten dem Deutschen Meister einen unermüdlichen Kampf geliefert und sich fünf Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit mit einem Dreier von Erol Ersek in die Verlängerung gerettet. Der SNP-Dome verwandelte sich in ein Tollhaus. Sollte nach zuletzt zwei deutlichen Niederlagen tatsächlich ein fünftes Spiel in München erzwungen werden?
Die große Überraschung lag in der Luft, doch die Academics schienen ihre letzten Körner verbraucht zu haben. Dadurch wurde die Verlängerung auch zu einer Demonstration der Münchner Kaderbreite. Der Titelverteidiger wirkte frischer, während die Heidelberger ihrer kleinen Rotation Tribut zollen mussten. Somit konnten die Gäste die Overtime deutlich für sich entscheiden und das Kurpfälzer Basketballmärchen war beendet.
Trotz Niederlage herrscht Stolz im Heidelberger Team
Bester Werfer der Academics war an diesem Abend DJ Horne mit 17 Punkten. Der knapp 1,90 Meter große Point Guard steuerte auch fünf blitzsaubere Körbe von der Dreierlinie bei und spielte sich im ersten Viertel förmlich in einen Rausch. Nach der Partie stand er mit seinen Mannschaftskameraden dennoch zunächst niedergeschlagen auf dem Parkett.
Der K.o., so erwartbar er auch war, fühlte sich in diesem Moment bitter an. Wenige Augenblicke später gingen die Köpfe der Spieler allerdings wieder nach oben. „Stolz“ war das Wort des Abends.
Academics dürfen optimistisch in die Zukunft blicken
„Das ist eine ganz spezielle Mannschaft mit einem einzigartigen Teamgeist“, schwärmte Heidelbergs Sportlicher Leiter Alex Vogel. Von einem „würdigen Abschluss“ sprach auch Academics-Spieler Niklas Würzner. „Mit erhobenerem Haupt hätten wir nicht ausscheiden können“, sagte der gebürtige Heidelberger: „Wir haben auch gegen die Bayern alles reingeworfen und eine überragende Serie gespielt. Trotz einer immer kleiner werdenden Rotation haben wir bis zum Ende gekämpft.“
Um Würzner herum lockerte sich da die Stimmung bereits etwas auf. Shooting Guard Michael Weathers war schon wieder zu Scherzen aufgelegt und spurtete nach einem Interview lachend in die Katakomben. Lange dürfte die Trauerphase in Heidelberg angesichts dieser außergewöhnlichen Saison nicht anhalten.
Auch beim Blick in die Zukunft versprühten die Academics viel Optimismus. Der Kader wird weitestgehend erhalten bleiben. Dementsprechend prognostizierte Cheftrainer Danny Jansson mit einem Augenzwinkern bereits den „langweiligsten Heidelberger Transfersommer der Geschichte“.
Ob auch der heiß umworbene Forward Ryan Mikesell bleiben wird, steht aber noch in den Sternen. Vogel wollte sich nach der Partie gegen die Bayern zu einzelnen Personalien nicht äußern. Sicher ist allerdings: Einen Ausverkauf der Erfolgsmannschaft wird es nicht geben, was das mittlerweile enthusiastische Heidelberger Basketballpublikum frohlocken lassen dürfte. Schließlich hat es auch die Perspektive, kommende Saison internationalen Basketball im SNP Dome zu sehen.
Warnung vor überzogenen Erwartungen für kommende Saison
Sportlich haben sich die Academics schließlich für die Champions League qualifiziert. Sollte tatsächlich eine Teilnahme erfolgen, wäre dies Ehre und Hürde zugleich. Stichwort: Doppelbelastung. „In der Vergangenheit hatten viele Mannschaften damit zu kämpfen. Folgerichtig müssten wir alle nochmals wachsen, um diese Herausforderung zu meistern“, erklärte Jansson.
Beim Blick auf die nächste Spielzeit warnte der Academics-Trainer auch vor überzogenen Erwartungen. Es sei „Bullshit“, eine abermalige Qualifikation für die Play-offs als Saisonziel auszurufen. „Wer so etwas sagt, kriegt es mit mir zu tun. Die Bundesliga ist eine sehr anspruchsvolle Liga und in dieser Saison haben zahlreiche Mannschaften ihr Leistungsvermögen nicht abgerufen“, so Jansson.
Ein historisches Jahr für Heidelberger Basketball
Würzner schlug in dieselbe Kerbe. „Wenn wir es schaffen sollten, um die Play-ins mitzuspielen, wäre das schon ein Riesenerfolg.“ Größenwahnsinnig möchte man in Heidelberg offensichtlich nicht werden.
Budgettechnisch sind die Academics schließlich nach wie vor im unteren Drittel der Bundesliga anzusiedeln. Dementsprechend ist es niemals selbstverständlich, Schwergewichte wie Alba Berlin hinter sich zu lassen oder dem FC Bayern in der Halbfinalserie alles abzuverlangen. Somit wird die Saison 2024/25 für immer einen ganz großen Platz in den Geschichtsbüchern des Heidelberger Basketballs einnehmen.
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