Fußball

Als die DFB-Torschützen noch Gomez, Draxler und Boateng hießen

Exakt acht Jahre müssen das deutsche Nationalteam und seine Fans schon auf einen Sieg in der regulären Spielzeit eines K.o.-Spiels warten. Nach dem 3:0 gegen die Slowakei am 26. Juni 2016 soll es am Samstag wieder so weit sein

Von 
Florian Eisele
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Mario Gomez (li.) bejubelt sein 2:0 im EM-Achtelfinale 2016 gegen die Slowakei. Seitdem gewann die DFB-Elf kein K.o.-Spiel nach 90 Minuten. © Arne Dedert/dpa

Herzogenaurach. Jerome Boateng, Mario Gomez, Julian Draxler – es sind drei Namen, die für vergangene Zeiten im deutschen Fußball stehen. Dennoch eint das Trio etwas: Sie waren die Torschützen beim 3:0-Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen die Slowakei am 26. Juni 2016. Damals fand das das Achtelfinale der EM in Frankreich statt. Was zu jener Zeit keiner ahnte: Die Partie im Stade Pierre-Mauroy sollte bis heute das letzte K.o.-Spiel bei einer Welt- oder Europameisterschaft bleiben, das die DFB-Elf nach regulärer Spielzeit gewann.

Denn im weiteren Turnierverlauf wartete damals im Viertelfinale Italien auf die deutsche Elf. Nach 120 Minuten stand es 1:1. Internationalen Statuten zufolge wird die Partie daher als Remis gewertet, auch wenn der DFB im Elfmeterschießen weiterkam. Im Halbfinale war nach einem 0:2 gegen Frankreich dann aber Schluss – und seither war bei beiden darauffolgenden WM-Turnieren bekanntlich nach der Gruppenphase die Heimreise angesagt. Bei der EM 2021 gelang zwar der Achtelfinaleinzug, nach einem 0:2 gegen England sahen sich die deutschen Kicker den Rest des Turniers aber von der Couch aus an. Bleibt also jener Tag in Lille vor acht Jahren, der letztmals Grund zum Jubeln ohne das Bibbern mit einer Entscheidung vom Punkt lieferte.

Rettig will erst bei Halbfinaleinzug von gelungener EM sprechen

Am Samstag soll das anders werden. Gegen den Tabellenzweiten der Gruppe C soll der Negativtrend umgekehrt werden. Andreas Rettig, Sportdirektor des DFB, gab bei einer Medienrunde in Herzogenaurach eine wohl klausulierte Zielsetzung heraus. Auf die Frage, ab wann für ihn die EM als erfolgreich zu werten sei, antwortete der 61-Jährige: „Wenn wir von unserem Basiscamp aus noch 900 Kilometer einfache Fahrt haben.“ Übersetzt bedeutet das: Nicht erst nach 450 Kilometer Anreise aus Herzogenaurach zum Achtelfinale nach Dortmund soll Schluss sein. Auch nicht nach weiteren 250 Kilometern nach Stuttgart, wo das Viertelfinale stattfindet. Erst nach weiteren 200 Kilometern nach München, wo eines der beiden Halbfinals steigt, darf die Mission EM aus Rettigs Sicht als gelungen gelten.

Dass Bundestrainer Julian Nagelsmann in seiner Startelf nach zuvor drei identischen Aufstellungen in der Abwehrzentrale umbauen muss – Jonathan Tah ist gesperrt, Antonio Rüdiger wohl verletzt – sei dabei kein Hindernis, so Rettig. Sehr wahrscheinlich werden der Nico Schlotterbeck von Borussia Dortmund und Waldemar Anton vom VfB Stuttgart spielen.

Gelungen sei die EM aber bereits jetzt, was den Versuch angeht, den zuletzt verloren gegangenen Kredit bei Fans und Öffentlichkeit wiederherzustellen. „Wir sehen, dass etwas entsteht – so ein Pflänzchen Optimismus. Wir versuchen, nahbarer und anfassbarer zu sein. Und das gelingt. Im Gegenzug spüren wir, dass die Fans auch mal eher einen Fehlpass verzeihen, wenn sie eine Truppe sehen, mit der sie sich identifizieren können.“

Die Typen dafür gebe es innerhalb des Teams. Nagelsmann hat dabei den „größten Anteil am bisherigen Abschneiden“, wie Rettig betonte. Der 36-Jährige habe mutige Entscheidungen getroffen und sei dafür belohnt worden. Nun gehe es darum, das „zarte Pflänzchen des Optimismus“ zu pflegen.

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