Würzburg Baskets – Hakro Merlins Crailsheim 86:80
(28:23, 17:18, 15:21, 26:18)
Würzburg: Seljaas (21 Punkte/davon 3 Dreier), Livingston II (17/2), Bess (17/3), Perry (12/2), Washington (8), Ugrai (6), Welp (2), Hoffmann (2), Klassen (1).
Crailsheim: Childress (16/2), Westermann (14/2), Kindzeka (12/4), Smith (10), Darden (9/1), Stuckey (8/2), Cook (6/2), Murray-Boyles (5), Kleck, Baggette.
Zuschauer: 3140.
Die Bezeichnung „Phrasenschwein“ hat sich in der Sportlersprache nicht zuletzt wegen eines sonntäglichen TV-Talks schon seit Jahren einen festen Platz erarbeitet. Nach dem mitreißenden Derbysieg der Würzburg Baskets gegen die Hakro Merlins Crailsheim waren allerorten Sätze zu hören, für die man das „Schweinchen“ mit Hartgeld hätte füllen müssen, egal ob von Spielern, Trainern oder von den Zuschauern.
Glücklicher Sieg
Der wohl am meisten gehörte Satz nach der Partie war dieser: „Wenn du in der Tabelle oben stehst, dann gewinnst du solche Spiele. Wenn du unten stehst, dann verlierst du sie.“ Hier steckt sicherlich ein großes Maß an Wahrheit drin. Der hartumkämpfte 86:80-Sieg der hochfavorisierten Würzburg Baskets gegen die arg abstiegsgefährdeten Hakro Merlins aus Crailsheim muss unterm Strich als äußerst glücklich bezeichnet werden. Wie schon beim Hinrundenspiel am 23. Dezember, das die Unterfranken mit 98:96 in der „Stierkampfarena“ in Ilshofen erst in den letzten Sekunden für sich entschieden hatten, war auch dieses Mal ein anderer Ausgang möglich gewesen. Die von über 300 mitgereisten Fans frenetisch angefeuerten „Zauberer“ aus Hohenlohe hatten sich die Tür zum Sensationssieg in Würzburg selbst weit geöffnet – und dann vergessen, auch durchzugehen (auch über diesen Satz freut sich das Phrasenschwein).
In der hochspannenden Schlussphase ließen die Baskets, die mit Platz vier in der aktuellen Tabelle als Sensationsteam der Saison gelten, gleich vier Freiwürfe hintereinander liegen und verpassten dadurch die Vorentscheidung. Doch die Merlins konnten dies nicht ausnutzen, da ihnen in den letzten zweieinhalb Minuten der Partie kein einziger Korberfolg aus dem Spiel heraus gelingen wollte.
Gästecoach Jussi Laakso wusste in Anbetracht des Spielverlaufs nicht so recht, ob er weinen oder lachen sollte. „Obwohl es eine bittere Niederlage für uns geworden ist, können wir auf diesem Spiel aufbauen. Wir hatten tatsächlich die Chance, heute beim Tabellenvierten einen Sieg zu holen. Am Ende hat die glücklichere Mannschaft gewonnen. Ich glaube weiter daran, dass wir den Klassenerhalt schaffen können, vor allem mit Leistungen wie heute hier in Würzburg.“
Details haben entschieden
Crailsheims auffälligster Akteur an diesem Abend, der frühere französische Nationalspieler Leo Westermann, sprach nach der Partie von „Details“ die den Ausschlag gegeben haben – „leider nicht zugunsten unserer Mannschaft“. Der alte Haudegen lobte nach Spielschluss ganz besonders die Atmosphäre in der Halle, für die die Fans beider Mannschaften gesorgt hatten.
Auch Würzburgs bester Spieler an diesem Abend, Zac „Vokuhila“ Seljaas, stimmte in dieses Lied mit ein: „Die Stimmung war wieder einmal fantastisch. Wir haben uns nach der Spielpause richtig darauf gefreut, endlich wieder vor unseren Fans spielen zu können.“
Die zweieinhalbwöchige Spielpause war auch im Gespräch mit Würzburgs Erfolgscoach Sasa Filipovski ein Thema. Darauf angesprochen, ob eine solche Unterbrechung der Saison eher Fluch oder Segen sei, antwortete er vor der Partie (im Stile eines Phrasenschweinfütterers): „Wenn wir gewinnen, dann war die Pause gut für uns. Sollten wir aber verlieren, dann war sie schlecht.“
Am Ende war er natürlich glücklich über den Sieg seiner Mannschaft, auch wenn er mit der Leistung nicht in allen Phasen zufrieden war. „Wir lagen im dritten Viertel zwei Mal mit zehn Punkten vorne, haben es aber in diesen Situationen nicht geschafft, smart und konzentriert genug zu spielen. Die Jungs haben es mit Einzelaktionen versucht, das war im Endeffekt keine gute Entscheidung.“
Viel Lob, aber keine Punkte
Außerdem monierte Filipovski, dass seine Mannschaft zu viele Punkte kassiert hat, „auch wenn Crailsheim eine wirklich gute Mannschaft mit sehr viel Potenzial im Angriff hat. Leo Westermann und Tremmell Darden haben Euroleague-Erfahrung und Maurice Stuckey ist ein starker Werfer.“ Es gab also von allen Seiten viel Lob für die Merlins, aber dafür können sie sich nichts kaufen. Im Abstiegskampf zählen nun einmal nur Siege – und sonst nichts (und damit ist das Phrasenschwein endgültig gut gefüllt).
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