Mannheim. Mit hängenden Köpfen liefen die Rhein-Neckar Löwen in den vergangenen Monaten zwar nicht durchs Trainingszentrum in Kronau. Aber dennoch schlug die Negativserie aufs Gemüt, wie Trainer Sebastian Hinze verrät. Weshalb es umso wichtiger fürs Wohlbefinden war, am Dienstag beim 27:26 über die TSV Hannover-Burgdorf in der European League endlich mal wieder ein Spiel zu gewinnen.
„Das hat allen gutgetan“, sagt Hinze über den Stimmungsaufheller, aus dem nun ein endgültiger Umschwung werden soll. Am Samstag (20.30 Uhr) tritt der Pokalsieger in der Handball-Bundesliga beim zuletzt formstarken Tabellenletzten HBW Balingen-Weilstetten an. Bei einer Niederlage würden die Löwen in Richtung Abstiegszone rutschen. Ein Szenario, das es zu vermeiden gilt. Was realistisch ist.
Rhein-Neckar Löwe Davidsson sammelt Pluspunkte
„Unsere Defensivleistung und die Energie, die wir ausstrahlen, stimmen mich zuversichtlich“, sagt Hinze, der von der endgültigen Wende überzeugt ist. Auch weil ihn die Trainingseindrücke in seiner Meinung bestätigen. Die Mannschaft arbeite intensiv, nehme Dinge an und reflektiere ihr eigenes Tun, berichtet der Trainer von einer selbstkritischen Auseinandersetzung mit der aktuellen Phase und einem Tatendrang, die Fehler zu minimieren.
Außerdem glaubt der 44-Jährige an die Fähigkeiten seines Kaders: „Wir schätzen die Situation realistisch ein und befinden uns auf einem guten Weg. Es ist jetzt an der Zeit, unsere Qualitäten abzurufen und Ergebnisse folgen zu lassen.“
Hannover soll also nur der Anfang gewesen sein, auch wenn die erste Halbzeit erneut von vielen technischen Fehlern geprägt war. Doch umso wichtiger war die Reaktion. „Endlich einmal war unsere zweite Halbzeit besser als die erste. Auch wenn es natürlich unser Anspruch ist, zwei gute Halbzeiten zu spielen“, sagt Hinze, der mehr Stabilität fordert. Von der Mannschaft und jedem Einzelnen.
Zuletzt gelang das Gustav Davidsson, bei dem man sich in dieser Saison bislang nie ganz sicher sein konnte, was man bekommt. Es gab ihn nämlich zweimal. Oft sogar innerhalb eines Spiels. Hin und wieder sah man den Davidsson, der mit Dynamik auf die gegnerische Abwehr geht, Lücken reißt und Torgefahr ausstrahlt. Es war der Davidsson, der in der vergangenen Saison zum besten Spieler der schwedischen Liga gewählt wurde.
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Doch dann tauchte auch immer dieser andere Davidsson auf. Ganz plötzlich und unvermittelt. Es war der Davidsson, der einem Nervenbündel gleicht, Bälle wegwirft, technische Fehler in Serie produziert.
In den vergangenen Begegnungen gegen Flensburg und Hannover sah man die erste Variante des Rückraum-Rechtshänders. Der 24-Jährige harmonierte gut mit Spielmacher Juri Knorr, bereitete am Dienstag sechs Treffer vor und erzielte ein Tor selbst. „Er hat ein gutes Spiel gemacht“, lobt Hinze, dem die „Ausstrahlung“ des Schweden gefällt. Davidsson mag zwar noch kein Anführer sein, aber Emotionen zeigt er auf jeden Fall. Doch nun geht es eben auch bei ihm um Konstanz.
Hinze stimmt die Entwicklung des gebürtigen Stockholmers positiv: „Gustav ist sehr fokussiert. Ich sehe, wie er arbeitet. Bei jungen Spielern gehören Wellenbewegungen dazu. Und jetzt geht es darum, dass seine Ausreißer nach oben häufiger vorkommen als die nach unten.“ Der Trainer ist allerdings davon „überzeugt“, dass genau das eintreten wird: „Gustav saugt alles auf. Er hat einen klaren Kopf.“
Keine Frage: Die beiden Rechtshänder-Positionen im Rückraum sind gerade an Davidsson und Knorr vergeben. Oder auch noch an Olle Forsell Schefvert. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass es Andreas Holst Jensen und Philipp Ahouansou aktuell schwer haben. Sowohl gegen Flensburg als auch gegen Hannover kamen beiden nicht zum Einsatz.
„Wir wissen, was wir an Philipp und auch an Andreas haben. Momentan geht es aber um Stabilität in allen Mannschaftsteilen, also darum, dass die Spieler eine hohe Sicherheit haben“, erklärt Hinze seine Überlegungen, hinter der nichts anderes als der Grundgedanke steckt, in einer immer noch schwierigen Situation auf ein Gerüst ohne viele Wechsel und Experimente zu setzen. Und Davidsson hat nun mal seine Chance genutzt.
Rhein-Neckar Löwen: Ablösepoker um Ahouansou
Hinze betont zwar auch, dass alles „sehr schnell gehen“ könne und „Philipp ganz sicher wieder eine Rolle spielen“ werde. Doch mehr oder weniger klar ist eigentlich auch, dass der wurfgewaltige Rechtshänder seine Zukunft ohnehin nicht mehr zwingend bei den Löwen sieht. Das Interesse der HSG Wetzlar an Ahouansou ist bekannt. Und der gebürtige Hanauer möchte nach Informationen dieser Redaktion auch zu den Mittelhessen wechseln, weil dort sein Förderer Frank Carstens auf der Bank sitzt.
Mit diesem Trainer machte Ahouansou bereits bei seiner Leihe in der vergangenen Saison zu GWD Minden gute Erfahrungen, die Löwen verstärken sich noch dazu auf seiner Position zur neuen Saison mit dem deutschen Nationalspieler Sebastian Heymann. Kurzum: Es wird für Ahouansou eher noch schwierige, auf Einsatzzeit zu kommen. Weshalb die Bekanntgabe seines Abschieds nur noch eine Frage der Zeit ist. In Branchenkreisen heißt es, dass den Wetzlarern momentan noch die von den Löwen geforderte Ablösesumme zu hoch sei. Der Poker läuft also - und im Prinzip ist der Ausgang vorhersehbar: Ahouansou wird nicht mehr lange ein Löwe sein.
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