Mannheim. Die Lage ist kritisch. Und wie so oft in solchen Phasen helfen nur Siege, um der schwierigen Gesamtsituation zu entkommen. Doch ein Sieg, was ist das überhaupt? Für die Rhein-Neckar Löwen liegt der letzte schon ein wenig zurück. Sieht man mal vom Pflichterfolg im Pokal beim Zweitligisten TuSEM Essen ab, gewannen die Mannheimer zuletzt am 2. Dezember in Hamburg. Damals wähnten sie sich auf einem guten Weg. Jetzt wissen sie, dass sie kurz danach falsch abgebogen sind. Wenn man so will, lief die Sache sogar komplett aus dem Ruder.
Brennende Frage bei den Rhein-Neckar Löwen: „Wie drehen wir das?“
Hohe Führungen verspielt, gegen Aufsteiger Eisenach blamiert, vom Champions-League-Sieger Magdeburg zweimal vorgeführt. Nach einer starken Saison 2022/23 mit Platz fünf in der Handball-Bundesliga und dem Pokalsieg schwanken die Mannheimer durch die aktuelle Saison wie ein Schiff, das im wilden Ozean von Wellen und Wind von links nach rechts, von oben nach unten geschüttelt wird.
Die Folge: biederes Mittelmaß, unentschuldbare 18:20 Punkte. Das ist enttäuschend. Oder vielleicht doch normal? Gar etwas Erwartbares auf dem Weg zu etwas ganz Großem? Geschäftsführerin Jennifer Kettemann sagte zuletzt, dass die Entwicklung nicht komplett überraschend komme.
Torwart Mikael Appelgren will allerdings nichts von einer normalen Wellenbewegung wissen. Er akzeptiert das Auf und Ab nicht. „Es wäre falsch, das so zu sehen. Wir können auf keinen Fall zufrieden sein“, spricht der Torwart vor der Bundesligabegegnung am Sonntag (16.30 Uhr/live bei Dyn) beim TBV Lemgo Lippe Klartext.
Einbruch der Rhein-Neckar Löwen laut Appelgren viel zu groß
Er verweist zwar auf die Abgänge Lukas Nilsson und Albin Lagergren, die schwierig zu kompensieren seien. Der Einbruch sei seiner Meinung nach trotzdem viel zu groß. Weshalb es nun gelte, die Situation anzunehmen und nicht mit ihr zu hadern. „Wir müssen akzeptieren, dass es gerade so ist, wie es ist. Gleichzeitig müssen wir uns fragen: Wie drehen wir das?“
Eine Antwort darauf zu finden, ist indes gar nicht so einfach. Denn wie so oft im Sport ist es vor allem der Kopf, der eine wichtige Rolle spielt. Ist das Selbstvertrauen groß, gehen auch die schwierigen Sachen einfach von der Hand. Jetzt aber misslingen sogar die kleinen Dinge immer häufiger. Weshalb der Druck wächst. Auch mit Blick auf die Tabelle.
Wir haben damals einfach jedes Spiel isoliert betrachtet. Woche für Woche ging es immer nur um die nächste Aufgabe. Was kommt jetzt? Was kommt jetzt? Was kommt jetzt? Das war der Schlüssel für die Meisterschaften.
Appelgren erinnert sich an eine Herangehensweise, mit denen die Löwen in ihren sehr erfolgreichen Meisterjahren 2016 und 2017 schon extrem gut gefahren seien. „Wir haben damals einfach jedes Spiel isoliert betrachtet. Woche für Woche ging es immer nur um die nächste Aufgabe. Was kommt jetzt? Was kommt jetzt? Was kommt jetzt? Das war der Schlüssel für die Meisterschaften.“ Und nun für das Ende der Löwen-Krise?
Wie geht es weiter für die Rhein-Neckar Löwen?
Zunächst einmal geht es am Sonntag nach Lemgo, am Dienstag (20.45 Uhr/live bei Dyn) folgt die erste Hauptrundenpartie in der European League beim polnischen Erstligisten Gornik Zabrze. Vor der Saison hätte man gesagt, zwei Siege sind Pflicht. Da stimmt auch Appelgren zu. Aber jetzt ist eben alles anders.
„Schwierig“, sei die Aufgabe in Lemgo: „So ehrlich müssen wir sein. Momentan bewegen wir uns auf Augenhöhe mit dem TBV.“ Zur Erinnerung: Eine Woche nach dem bislang letzten Bundesligaerfolg in Hamburg trennten sich die Löwen vom TBV mit einem 34:34 - und gaben einen Sieben-Tore-Vorsprung aus der Hand. Es war der Anfang einer unerwarteten Negativserie, die nun aber enden soll.
Rhein-Neckar Löwe Appelgren fordert „mehr Killerinstinkt“
„Wir müssen uns finden. Meiner Meinung nach haben wir als Mannschaft im Dezember unser Konzept verloren und viele unserer Grundvoraussetzungen nicht hinbekommen“, bleibt der ehrgeizige Appelgren gewohnt kritisch. Seine Worte sind aber keinesfalls als Ansage, sondern eher als Appell zu verstehen. Oder als Aufforderung. „Das ist eine Sache für uns als Team. Wir müssen Niederlagen besser verarbeiten. Wir müssen schlechte Phasen im Spiel schneller beenden. Gelingt uns das nicht, ist das Spiel weg.“
Der Torwart fordert den „letzten Ehrgeiz“ und mehr „Killerinstinkt“ ein: „Wir müssen zeigen, dass wir alles geben, um besser zu werden. Und da finde ich, dass wir noch einen Schritt nach vorne machen können.“
Zumal seiner Meinung nach überhaupt noch nichts verloren sei. In der Bundesliga ist Rang sechs und die damit vermutlich verbundene Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb absolut erreichbar, in der European League haben die Löwen ohnehin noch alle Möglichkeiten. „Wir haben eine gute Mannschaft und jetzt die Chance, das Momentum zu drehen. Wir können einen geilen Frühling haben.“
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