Magdeburg. Große Spiele gegen große Mannschaften - dass die Rhein-Neckar Löwen zu Hause zu solchen außergewöhnlichen Leistungen in der Handball-Bundesliga fähig sind, mussten in dieser Spielzeit bereits Spitzenteams wie der THW Kiel, die MT Melsungen oder zuletzt die SG Flensburg-Handewitt erfahren.
Gegen den Deutschen Meister SC Magdeburg riss diese Serie nun aber vor 10 617 Zuschauern in der Mannheimer SAP Arena - und das mit einem ziemlich lauten Knall: Mit 25:36 (10:18) mussten sich die Löwen dem SCM geschlagen geben und dieses Ergebnis spiegelte mit Blick auf die zeitweise brutale Fehlerquote der Mannheimer den Leistungsunterschied an diesem Tag sogar realistisch wider.
Um gegen Magdeburg eine Chance zu haben, muss schon viel klappen. Stattdessen war das eine zu fehlerbehaftete Leistung von uns, mit zu vielen Fehlwürfen und technischen Patzern
„Das es so deutlich wird, sollte auf keinen Fall passieren. Um gegen Magdeburg eine Chance zu haben, muss schon viel klappen. Stattdessen war das eine zu fehlerbehaftete Leistung von uns, mit zu vielen Fehlwürfen und technischen Patzern. Da muss einfach von jedem mehr erwartet werden können“, fasste Kapitän Patrick Groetzki den Auftritt gegen das Topteam von Coach Bennet Wiegert zusammen.
Die Löwen mussten erwartungsgemäß auf Sebastian Heymann (Fußprellung) verzichten. Wie schon gegen Flensburg versuchten die Badener, diesen Ausfall in verschiedenen Konstellationen zu kompensieren. Das gelang anfangs in der Defensive mit Rückkehrer Halil Jaganjac noch ganz gut, mit zunehmender Spieldauer hätte ein wurfgewaltiger Rückraumspieler wie Heymann den Löwen im Angriff aber sicher ganz gutgetan.
Bis zum 5:5 blieben die Gastgeber im Spiel - als Jaganjac zur Freude der Fans einen erweiterten Gegenstoß nach einem Kempa-Zuspiel abschloss (12.). Aber spätestens nach dem 7:9 (16.) fiel die Fehlerquote bei den Löwen immer mehr ins Gewicht, die sich einen 0:4-Lauf zum 7:13 einfingen (21.).
Alle Statistiken sprechen schnell für Magdeburg
Bis dahin sprachen dann auch schon alle Statistiken für Magdeburg: SCM-Keeper Sergey Hernandez lenkte schnell das Torhüterduell mit David Späth in seine Richtung und während die Löwen an den Pfosten warfen oder immer wieder überhastet abschlossen, spielte Magdeburg viel strukturierter seine Chancen heraus und nutzte diese im Stil einer Spitzenmannschaft. Bis zum 10:18-Halbzeitstand hatte etwa Juri Knorr bei vier Versuchen eine Ausbeute von null Treffern und stand damit wie auch Olle Forsell Schefvert sinnbildlich für die fehlende Angriffseffektivität der Gelbhemden, die im zweiten Abschnitt der ersten Halbzeit auch zu einfache Gegentore kassierten.
Rhein-Neckar Löwen – SC Magdeburg 25:36 (10:18)
- Rhein-Neckar Löwen: Späth, Appelgren (18. bis 41.) – Móré (1), Kohlbacher (1), Groetzki (4) – Forsell Schefvert (3), Knorr (1), Martinovic (7/1) – Jaganjac (2), Plucnar, Davidsson (2), Lindenchrone (2), Nothdurft (2).
- SC Magdeburg: Hernandez (1), Portner (n.e.) – Mertens (5), Saugstrup (1), Pettersson (3) – Kristjansson (1), Weber (7), Lagergren (6) – Cuenca (1), O’Sullivan (2), Zehnder (6/5), Zechel (1), Musche, Damgaard (2), Hornke (n.e.), Persson (n.e.).
- Strafminuten: Jaganjac (2), Kohlbacher (2) – Cuenca (2).
- Beste Spieler: Martinovic – Hernandez, Mertens, Lagergren.
- Schiedsrichter: R. Thiyagarjah/S. Thiyagarajah (Gummersbach)
- Zuschauer: 10 617.
Deshalb verpuffte auch der Torhüterwechsel von Späth zu Mikael Appelgren (ab 18.), der sich zwar mit einem parierten Strafwurf bestens einführte. Das blieb dann aber auch seine einzige Parade. Insgesamt konnten die Löwen-Keeper in der ersten Halbzeit nur zwei Bälle entschärfen - auch das war gegen einen Gegner wie Magdeburg zu wenig.
Zwischendurch liegen die Löwen gar mit zwölf Toren zurück
Für Löwen-Trainer Sebastian Hinze war der zweite Abschnitt im ersten Durchgang dann ebenfalls der entscheidende Bruch im Spiel seiner Mannschaft. „Das waren zum Teil kleine Dinge, die sich dann aber summiert haben. Und dann wird es zu wild und wir nehmen uns zu frühe Abschlüsse“, so Hinze, der mitansehen musste, wie den Löwen die Partie aus den Händen glitt. „Das 10:18 zur Pause war einfach die Wahrheit“, sagte Hinze, für den der hohe Pausenrückstand auch aufgrund der Qualität des Gegners keinesfalls Zufall war.
Im zweiten Durchgang schienen sich die Löwen beim 12:19 (33.) etwas in die Nähe des Meisters robben zu können, doch Versuche wie etwa David Mórés Siebenmeter deutlich über das Tor, frei vergebene Würfe von der Außenposition oder einfache Fangfehler bestrafte Magdeburg immer wieder mit Tempogegenstößen. Beim 20:32 (53.) und dem ersten Zwölf-Tore-Rückstand (!) zog Hinze nochmals per Auszeit die Notbremse, um nicht völlig unter die Räder zu kommen. Es gelang allerdings nur notdürftig, den Sturmlauf der Gäste zu unterbrechen, die sich letztlich mit 36:25 durchsetzen.
Blick geht schnell in Richtung Pokal-Viertelfinale am Donnerstag
„Dieses Ergebnis will ich nicht überbewerten“, ordnete SCM-Trainer Wiegert den Erfolg ein. „Wie schwer es ist, hier Punkte zu holen, hat man erst vor drei Tagen gesehen“, spielte Wiegert auf den Löwen-Erfolg gegen Flensburg an. Doch dass die Mannheimer noch nicht so weit sind, ständig auf diesem Niveau zu spielen, war gegen die Ostdeutschen unübersehbar.
„Im Großen und Ganzen hat die gesamte Teamleistung gefehlt. Aber diese Partie müssen wir jetzt schnell vergessen, weil wir am Donnerstag ein wichtiges Pokalspiel haben“, versuchte Rückraumspieler Ivan Martinovic den Blick schnell auf das anstehende Viertelfinale im DHB-Pokal gegen den ThSV Eisenach zu richten.
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