Kiel. Am Ende gab es nochmal das große Bangen, die Schiedsrichter checkten die letzte Szene am Video-Screen. Die Frage war, ob dem THW Kiel eventuell noch ein Siebenmeter zustand. Doch dann brachen die Rhein-Neckar Löwen in Jubel aus. Das 31:31 (16:16) hatte Bestand, die Löwen hatten dem bislang verlustpunktfreien Rekordmeister vor 13.500 Zuschauern in der ausverkauften Kieler Arena am Sonntagabend mit diesem Unentschieden den ersten Minus-Zähler auf dem Konto beigefügt. Dabei sahen die Mannheimer beim 27:30 (57.) fast schon wie der Sieger aus, im Endeffekt war tatsächlich noch mehr drin.
„Am Ende sind wir froh mit dem Punkt, weil der letzte Angriff der Kieler noch hätte reingehen können. Aber insgesamt war es eigentlich schon ein Punktverlust, weil wir nach 45 Minuten ständig führen“, fasste Löwen-Spielmacher Dani Baijens nach den 60 umkämpften Minuten die gemischte Gefühlslage bei den Gelbhemden zwischen Stolz und etwas Enttäuschung treffend zusammen.
Die Löwen mussten in der ausverkauften Kieler Arena schließlich auch die jüngste Enttäuschung nach dem Pokal-Aus gegen die SG Flensburg abschütteln. „Da wollten wir mehr und das wurde uns genommen“, räumte Linksaußen Tim Nothdurft vor dem Anpfiff die entsprechenden Emotionen ein, doch mit dem ersten Pass in Kiel war das natürlich vergessen und die Mannheimer präsentierten sich von Beginn an hellwach.
Konzentrierte Startphase trägt über die gesamte Partie
Zehn Minuten lang lagen die Löwen immer wieder in Führung, vor allem die Achse zwischen Spielmacher Dani Baijens und Kreisläufer Jannik Kohlbacher funktionierte bestens und erst mit dem 7:6 gingen die bislang verlustpunktfreien Kieler das erste Mal in Führung (12.). Torschütze war einmal mehr THW-Spielmacher Elias Ellefsen a Skipagötu, den die Gelbhemden nur schwer in den Griff bekamen. Mit seinen Wurfvarianten kam der Färinger immer wieder durch den Mittelblock der Löwen oder setzte seine Nebenleute in Szene.
Auch für die erste Zwei-Tore-Führung des THW Kiel war der Hochbegabte im Zebra-Trikot verantwortlich (11:9/16.), doch die Löwen fanden in der Abwehr nun eine bessere, offensivere Distanz zu den Kielern und drehten den Rückstand zur eigenen 14:12-Vorsprung (22.). Mit seinem bereits fünften Treffer festigte Kohlbacher diesen Vorsprung beim 15:13, doch bis zur Halbzeit glich der Rekordmeister wieder aus. Mit einem leistungsgerechten 16:16 ging es in die Pause. „Im Angriff müssen wir so weitermachen und in der Abwehr etwas härter sein“, gab Defensivspezialist Robert Timmermeister am „Dyn“-Mikrofon die Marschroute für die zweite Halbzeit aus.
THW Kiel - Rhein-Neckar Löwen 31:31 (16:16)
THW Kiel: Wolff, Nowottny (n.e.) – Landin (1/1), Laube (5), Imre (2) – Johansson (8/1), Ellefsen a Skipagötu (10), Reinkind (5) – Duvnjak, Dahmke, Överby, Nacinovic, Bylik.
Rhein-Neckar Löwen: Späth, Jensen (bei einem Siebenmeter) – Móré (3/2), Kohlbacher (9), Groetzki (1) – Thrastarson (1), Baijens (6), Aspenbäck (5) – Jaganjac, Timmermeister (1), Nothdurft (3), Sandell (n.e.), Larson, Plucnar, Steenaerts (n.e), Heymann (n.e).
Strafminuten: Fehlanzeige – Groetzki (2), Jaganjac (2), Nothdurft (2).
Beste Spieler: Johansson, Ellefsen a Skipagötu, Wolff - Kohlbacher, Baijens, Späth.
Schiedsrichter: C. vom Dorff/F. vom Dorff (Kaarst). –
Zuschauer: 13500.
Intensiver Abnutzungskampf auch nach der Pause
Nach dem Wechsel setzte sich der intensive Abnutzungskampf fort und auch von einem Kieler Doppelschlag gleich zu Beginn ließen sich die Löwen nicht irritieren. Sie antworteten konzentriert mit einem Doppelpack von Tim Nothdurft, der auf Linksaußen für David Móré gekommen war. Dieses Muster setzte sich lange fort: Kiel legte vor, die Löwen glichen aus. Auch mit dem Spiel „Sieben gegen Sechs“ der Kieler kamen die Mannheimer zunächst zurecht und gingen beim 24:25 durch Patrick Groetzki (45.) im zweiten Durchgang erstmals wieder in Führung.
In dieser Phase war sogar mehr drin, weil erst Móré vom Siebenmeterpunkt und dann Haukur Thrastarson frei aus sechs Metern an Andi Wolff scheiterte. Doch das Momentum war nun eindeutig aufseiten der Mannheimer, bei denen im Tor David Späth seinem Nationalmannschaftskollegen Wolff in nichts mehr nachstand. Deshalb holte Edwin Aspenbäck mit dem 24:26 das nach, was seine Kollegen zuvor versäumten, der spielfreudige Dani Baijens sorgte beim 25:28 (52.) sogar für die erste Drei-Tore-Führung im hohen Norden.
David Späth: „Am Ende sind wir nicht abgezockt genug“
In der Endphase fing der THW die Löwen aber noch ab, weil Mathias Larson beim Stand von 29:30 einen Siebenmeter vergab. Der Däne war kalt von der Bank gekommen und scheiterte an Andi Wolff, der mit Eric Johansson und dem überragenden Elias Ellefsen a Skipagötu zu den Garanten für den einen Kieler Punktgewinn in der Schlussphase zählte: Skipagötu erzielte nach dem 27:30 aus Kieler Sicht vier seiner zehn Tore in Folge. „Kiel hat dann verdient noch einen Punkt geholt, weil wir wieder mal am Ende nicht abgezockt sind. Wir machen es über 55 Minuten überragend und dann fehlt und die Kaltschnäuzigkeit. Das ist dann schon ein kleiner Stich“, machte auch Löwen-Keeper David Späth mit etwas deutlich, dass er sich gerne über mehr gefreut hätte.
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