Eisenach. Seit dem Aufstieg im Sommer 2023 zählt der ThSV Eisenach in der Handball-Bundesliga zu den unliebsamsten Gegnern der Rhein-Neckar Löwen. In der Liga gelang seitdem kein Erfolg gegen die Thüringer, doch nach dem Pokalsieg im Dezember knackten die Löwen die Thüringer nun auch erstmals im Kampf um Bundesliga-Punkte. Mit 35:30 (17:18) setzten sich die Mannheimer am Freitagabend unter der Wartburg durch und ließen sich anders wie in vielen anderen Begegnungen zuvor zu keiner Zeit aus der Ruhe bringen. „Wichtig war, dass wir einfach die Kontrolle behalten haben“, freute sich der neunfache Torschütze Jon Lindenchrone über den verdienten Auswärtssieg und auch Trainer Sebastian Hinze war natürlich zufrieden. „In der zweiten Hälfte haben wir nur noch zwölf Gegentore bekommen und mitentscheidend war sicher auch, dass wir gut die Überzahl ausgespielt haben, wenn wir in diese Situationen gekommen sind“, analysierte Hinze nach den 60 umkämpften Minuten.
Taktische Finessen gleich zu Beginn der Partie
Gleich zu Beginn der Partie wurde deutlich, dass sich die Löwen gegen das Eisenacher Spiel mit den vier Rückraumspielern etwas Besonderes ausgedacht hatten. Weit vor der Neun-Meter-Linie empfingen die Mannheimer im Zentrum ihre Gegner und zwangen den ThSV so zu Eins-gegen-Eins-Aktionen weit vor dem Tor. Dieser Plan ging ganz gut auf, den Überraschungseffekt hatten so die Gelbhemden auf ihrer Seite. Im eigenen Angriff fanden die Löwen ebenfalls die Räume hinter der offensiven Eisenacher 5:1-Abwehr, so dass sich kein Team absetzen konnte.
Erst nach 13 Minuten legte Eisenach beim 8:6 die erste Zwei-Tore-Führung vor, die von den Löwen aber schnell egalisiert werden konnte, weil sich auch die Thüringer den ein oder anderen Ballverlust erlaubten und die Löwen so ins Tempospiel kommen ließen. Jannik Kohlbacher egalisierte so zum 8:8 (15.), vorlegen konnten die Löwen bis zur Halbzeit allerdings auch nicht.
Immer wieder war es Eisenach, das ein Mini-Momentum aufbauen konnte und als Kohlbacher frei vom Kreis vergab und den Ausgleich verpasste (28.), schien es beim 18:16 für den ThSV zu laufen. Tim Nothdurft, brachte danach aber auch seinen dritten Versuch fehlerfrei ins Ziel und mit 18:17 wurden die Seiten gewechselt. Angesichts von zehn technischen Fehlern auf Eisenacher Seite hätten die Löwen da sicher mehr daraus machen können, lagen aber in der Abschlussquote und im Torwartduell minimal zurück.
Nach dem Seitenwechsel Konnten die Löwen dann mehr Kapital aus den Eisenacher Patzern schlagen und erwischten so den klar besseren Start. Nun waren es die Gastgeber die beim 19:21 das Nachsehen hatten, Juri Knorr hatte ein Doppelpack geschnürt (35.). Und dabei sollte es nicht bleiben. „Ich fand, da ist uns auch etwas der Saft ausgegangen“, blickte ThSV-Trainer Misha Kaufmann auf den Start der zweiten Hälfte. „Dass wir nicht so recht ins Spiel kamen, hat uns auch mental etwas heruntergezogen.“
Konzentriert und ballsicher in der Schlussphase
Die Löwen fanden dagegen immer wieder relativ einfach die freien Räume, kamen aus der Nahwurfzone zum Abschluss und legten mit dem 24:21 aus eigener Perspektive sogar die erste Drei-Tore-Führung der Begegnung vor (41.). Jon Lindenchrone kam frei zum Abschluss und der oft gescholtene Däne legte gleich noch zwei weitere Treffer zum 26:23 nach (44.).
Eisenach versuchte es inzwischen mit Altmeister Silvio Heinevetter im Tor, doch die Löwen blieben konzentriert und ballsicher, während Eisenach im Angriff weitere Fehler produzierte. Mit einem 3:0-Lauf vom 25:23 zum 28:23 (47.), lenkten die Badener die Partie endgültig in ihre Richtung. Zwar erlaubten sich die Löwen in der Schlussphase dann noch einen 2:6-Lauf, der den Sieg beim 30:29 (55.) nochmals in Gefahr brachte, doch die nächsten Fehler der Eisenacher nutzten die Löwen eiskalt mit einer Dreier-Serie zum entscheidenden 33:29 aus und brachten die zwei Punkte unter Dach und Fach.
ThSV Eisenach - Rhein-Neckar Löwen 30:35 (18:17)
ThSV Eisenach: Spikic, Heinevetter (42. bis 53.) – Snajder (5), Walz (3), Ende (1) – Grgic (7/4), Mengon (1), Vistorop (9) – Meyer (1), Reichmuth, Donker (2), Capric, Hangstein (1), Attenhofer, Kurch, Saul.
Rhein-Neckar Löwen: Späth, Appelgren (bei einem Siebenmeter) – Nothdurft (4), Kohlbacher (3), Groetzki (5) – Forsell Schefvert (5), Knorr (7/1), Lindenchrone (9) – Jaganjac (1), Davidsson (1), Plucnar, Móré (n.e.), Michalski (n.e.), Willner (n.e).
Strafminuten: Grgic (2), Walz (4), Donker (2) - Kohlbacher (2), Plucnar (2). – Beste Spieler: Vistorop, Grgic – Lindenchrone, Knorr. –Schiedsrichter: Lucas Hellbusch/Darnel Jansen (Trebur). –Zuschauer: 2800.
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