Mannheim. Nach dem 38:33 (20:19)-Erfolg gegen den HC Erlangen ging es für die Handballer der Rhein-Neckar Löwen am Donnerstagabend direkt in ein verlängertes Wochenende. Erst am Montag treffen sich die Löwen-Profis wieder in der Kronauer Trainingshalle. Und auch wenn die drei Tage Freizeit schon lange eingeplant waren und keine spontane Belohnung für den Heimsieg gegen die Franken war, dürften die Gelbhemden mit einem ziemlich guten Gefühl in die kleine Pause gegangen sein, bevor die Vorbereitung auf die Partie in Lemgo am Sonntag in einer Woche ansteht.
Entsprechend gut gelaunt machte sich deshalb auch Gustav Davidsson auf den Weg in die Kabine. Der Schwede strahlte über das ganze Gesicht, wo die durch 60 Minuten Tempohandball bedingte Röte in Konkurrenz mit seiner Haarfarbe trat. Doch die Strapazen wischte der 24-Jährige zur Seite und freute sich über die nächsten zwei Punkte und den vierten Sieg im vierten Heimspiel.
Davidsson glänzt als Knorr-Vertreter
Zuhause entwickeln sich die Löwen nach Erfolgen gegen Kiel, Melsungen, Hamburg und Erlangen schließlich gerade zu einer kleinen Macht. „Ja, das nehmen wir gerne so mit, darüber freuen wir uns“, genoss Davidsson die Stimmung in der SAP Arena – und die Zufriedenheit über den eigenen Auftritt dürfte ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Schon bei der Niederlage in Berlin vertrat der Rechtshänder den am Daumen verletzten Juri Knorr sehr solide, gegen Erlangen konnte sich der Schwede nun nochmals steigern und zog geschickt die Fäden im temporeichen Angriffsspiel der Löwen. Da Davidsson in der Vergangenheit auch mal gerne die Rolle des Fehlerteufels übernahm, war dieser Umstand gegen Erlangen durchaus bemerkenswert. „Natürlich fehlt uns mit Juri ein Weltklasse-Spieler, aber wir haben auch starke Spieler hinter ihm. Wir machen unser Ding, bringen unsere Leistung auf die Platte – und heute hat es funktioniert“, kommentierte der junge Schwede seinen überzeugenden Auftritt. „Ich sehe ihn jeden Tag im Training, weiß, was er kann und keiner aus der Mannschaft macht sich Sorgen, wenn er diesen Part übernimmt“, formulierte Löwen-Trainer Sebastian Hinze erst einmal sein Grundvertrauen in Davidsson. „Aber ich fand es schön, dass er nun auch diese eigene Torgefahr ausgestrahlt hat und bei den Aktionen, in denen er uns einen Vorteile holt, die Tiefe hatte, um mit diesen Durchbrüchen auch Akzente zu setzen“, gab es vom Coach des Mannheimer Bundesligisten dann doch noch ein Sonderlob für den fünffachen Torschützen. „Das war schon ein sehr, sehr gutes Spiel von ihm.“
Gustav Davidsson, im Mannschaftskreis übrigens ganz in Kurpfälzer Manier als „Guschtl“ bekannt“, bildete damit einen Teil des gegen Erlangen prägenden Schweden-Trios. Denn neben dem jungen Rückraumspieler hatten abgesehen von Haupttorschütze Jannik Kohlbacher (8) auch Torwart-Routinier Mikael Appelgren und Olle Forsell Schefvert ihre Aktien am fünften Saisonsieg der Löwen.
Appelgrens Paraden zum richtigen Zeitpunkt
So löste Appelgren den glücklosen David Späth nach 15 Minuten ab und hatte am Ende beim 71-Tore-Spektakel mit sieben Paraden nur einen gehaltenen Ball mehr auf dem Konto als das HCE-Duo Ferlin/Ghedbane. Allerdings streute der schwedische Nationalkeeper seine Glanztaten immer zum genau passenden Zeitpunkt ein und gab seinen Mitspielern die Chance, daraus Kapital zu schlagen. Das gelang dem 35-Jährigen direkt nach seiner Einwechslung oder im zweiten Durchgang, als er einen Siebenmeter von Tim Gömmel entschärfte und Patrick Groetzki im Gegenzug auf 24:21 erhöhen konnte (36.).
Generell verlebten die Löwen-Torhüter aber einen eher unerfreulichen Abend. Viel zu oft wurden sie alleine gelassen, Erlangen kam immer wieder aus der Nahwurfzone zum Abschluss oder wurde aus dem Rückraum zu spät angegriffen. „Wir hatten in der ersten Halbzeit in der Abwehr nichts im Griff“, räumte Spielmacher Davidsson ein. Noch mehr nervte der Löwen-Auftritt Olle Forsell Schefvert. „Das war eine Vollkatastrophe, schon das 20:19 zur Halbzeit kann nicht unser Anspruch sein“, meinte der dritte Schwede im Löwen-Trikot, der in der Defensive rackerte, als Balltransporter schuftete und im Angriff bei nur einem Fehlwurf sieben Mal erfolgreich war.
Dass gleich so viel Last auf seinen Schultern lag, hatte auch damit zu tun, dass Sebastian Heymann Anfang der Woche im Training umgeknickt und nicht bei 100 Prozent war, doch Forsell Schefvert löste diesen Part mit unglaublicher Energie – wie eben die gesamte Löwen-Mannschaft, die ihre Abwehrprobleme mit dem nötigen Torhunger kompensierte. „Wir haben im Angriff einfach weitergemacht, 38 Tore sind überragend“, meinte Gustav Davidsson, während Trainer Hinze nochmals den Finger in die Wunde legte.
„Wir müssen das schon aufarbeiten, warum sich das in der Abwehr momentan nicht so gut anfühlt“, sagte Hinze, der sich letztlich aber von den zwei Punkten und der Angriffsquote versöhnen ließ. 38 Tore bei 53 Angriffen ist schon verdammt stark“, entließ der 49-Jährige seine Spieler ohne weiteren Groll in die freien Tage. „Wir haben uns jetzt zehn Tage jeden Tag gesehen, da tut das auch mal ganz gut“, sagte Hinze mit einem Augenzwinkern.
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