Mannheim. Noch sind in der Bundesliga die letzten zwölf Partien zu gehen, Mitte April haben die Rhein-Neckar Löwen beim Final Four in Köln zudem die Chance, sich zum zweiten Mal zum Pokalsieger zu krönen. Für den am Saisonende scheidenden Trainer Sebastian Hinze stehen also noch einige Aufgaben auf dem Zettel. Doch wenn es am Freitag (19 Uhr) zum ThSV Eisenach geht, ist das nicht unbedingt eine Partie wie jede andere, die es einfach abzuarbeiten gilt.
Schließlich treten die Mannheimer bei Hinzes künftigem Arbeitgeber an. In Thüringen wird der Löwen-Coach im Sommer den nach Stuttgart wechselnden Misha Kaufmann ablösen.
Über solche Konstellationen lässt sich Hinze bekanntermaßen eher ungern aus und versucht, den Fokus auf die sportliche Aufgabe zu lenken. Allerdings ist der gebürtige Wuppertaler auch nur ein Mensch, der durchaus weiß, dass er bei der Auswärtsaufgabe seines Teams vor allem bei den Eisenacher Zuschauern unter besonderer Beobachtung stehen wird. „Vielleicht lasse ich Gedanken in diese Richtung aber auch gar nicht erst entstehen, um mich selbst zu schützen“, gewährt Hinze kurz ein paar Blicke in sein Inneres, die nahelegen, dass ihn die Thematik natürlich schon beschäftigt.
Für Löwen-Trainer Hinze spielt die Brisanz eine untergeordnete Rolle
„Das ist jetzt auch kein Spiel gegen den neuen Arbeitgeber, bei dem man sagt: Man fährt genauso da hin. Das ist deshalb alles Zukunftsmusik und spielt eine total untergeordnete Rolle. Ich freue mich darauf, da ab Sommer zu arbeiten. Aber jetzt möchte ich mit den Jungs dort das Spiel gewinnen“, betont Hinze vor der Partie beim Tabellenelften, der sich in seinem zweiten Bundesliga-Jahr im ungefährdeten Mittelfeld eingerichtet hat.
Diese Tatsache liegt vor allem daran, dass sich die Thüringer vom bunten Hund der Liga aufgrund ihrer ständig wechselnden Abwehrformationen inzwischen zu einem echten Trendsetter entwickelt haben. Stichwort: Wartburg-Quartett. Dabei agieren die Eisenacher zeitweise mit vier Spielern im Rückraum und lauern auf Lücken, bevor Kreisläufer Peter Walz dann doch irgendwann zur Sechs-Meter-Linie an seinen angestammten Spielplatz geht. Eine Angriffsvariante, die mittlerweile auch bei manchen Konkurrenten Einzug gehalten hat.
„Wenn‘s einfach gut ist, wird es von vielen übernommen, um Raum zu bestimmen“, sagt Hinze voller Respekt davor, wie die Thüringer ihr System immer weiterentwickeln. Dabei lenkt er den Fokus auch auf die Eisenacher Errungenschaften in der Offensive, die dem Laien vielleicht weniger ins Auge fallen als die teilweise unorthodox-offensiv anmutenden Abwehrformationen.
Mit diesen konnte der ThSV im Premierenjahr noch einige Teams – darunter auch zweimal die Löwen – vor große Probleme stellen und sammelte überraschend Punkte für den Klassenerhalt. Die Weiterentwicklung fußt laut Hinze nun aber vor allem auf den Fortschritten in der Offensive. „Das ist alles mit kurzen Pässen und kurzen Bewegungen auf den Punkt genau gespielt und darauf angelegt, wenig Fehler zu machen“, beschreibt der Löwen-Coach und findet dabei nahtlos den Übergang zu seinem eigenen Team.
Hinze thematisiert Schwächephase gegen Hannover
Schließlich haben die Gelbhemden zum Leidwesen ihrer Fans gerade mal wieder beim jüngsten Heimspiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf (35:36) gezeigt, was eine zu hohe Fehlerquote auf Bundesliga-Niveau für Auswirkungen haben kann. Unmittelbar vor der Pause fingen sich die Löwen da einen 0:5-Lauf bis zum 16:21-Halbzeitstand ein. Und diese Lücke konnten sie bis zum Abpfiff nicht mehr schließen.
„Fehler werden weiter vorkommen. Aber in unsere Köpfe muss rein, dass solch eine Phase mal mit 1:2 oder 1:3 ausgeht – aber nicht mit 0:5“, beschrieb Hinze die Nachbereitung der Heimniederlage gegen die Recken.
Pokalsieg der Löwen aus dem Dezember im Hinterkopf
Entsprechend konzentriert wollen die Löwen deshalb in Eisenach agieren und nehmen nicht zuletzt das Erfolgserlebnis aus dem vergangenen Dezember mit an die Wartburg. Der 31:28-Erfolg im Pokal-Viertelfinale von Heidelberg beendete schließlich den Fluch gegen den ThSV, der zuvor seit dem Aufstieg zur Saison 2023/24 alle drei Ligaspiele gegen die Löwen gewann und sich so zum ultimativen Angstgegner der Gelbhemden entwickelt hatte.
„In diesem Spiel war natürlich auch nicht alles toll, aber wir haben endlich diese Aufgabe gelöst und das ist etwas, was man im Hinterkopf hat“, so Hinze, der sein Team psychologisch immerhin nicht im Nachteil sieht. Die Reise nach Thüringen kann auch Halil Jaganjac antreten, der zuletzt mit muskulären Problemen zu kämpfen hatte.
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