Frankfurt. Axel Hellmann wirkte hoch konzentriert, als der starke Mann bei Eintracht Frankfurt noch vor den Feiertagen seine Jahresbilanz zog. Mehr als eine Stunde dauerte das gegenüber den Clubmedien aufgezeichnete Gespräch, in dem der gerne in großen Linien denkende Vorstandssprecher nicht gänzlich zufrieden klang: Es sei zwar „ein wirtschaftlich sehr starkes Jahr“ gewesen, aber „sportlich ausbaufähig“.
Vor allem ärgerte sich der Boss über die Dellen in den Cup-Wettbewerben – insbesondere über die Blamage beim Pokalschreck 1. FC Saarbrücken: „Das hätte nicht passieren dürfen – unter keinen Umständen. Ich bin auch nicht zufrieden mit der Gruppenphase in der Conference League, wo wir nur Zweiter geworden sind. Das ist nicht unser Anspruch und kann uns nicht zufriedenstellen.“
Der Grund für die fehlende wettbewerbsübergreifende Widerstandskraft des Bundesliga-Sechsten führt bekanntlich zurück in den Sommer: In beinahe chaotischen Stunden des Deadline Day verloren die Hessen ihren Torjäger Randal Kolo Muani an Paris Saint-Germain: 95 Millionen Euro landeten zwar auf dem Konto, aber Ersatz war nicht mehr zu bekommen. Die gesamte Hinrunde schleppte sich die Eintracht ohne echten Torjäger über die Runden. Und weil nun durch den Afrika-Cup auch noch die Leistungsträger Ellyes Skhiri (Tunesien), Fares Chaibi (Algerien) und Omar Marmoush (Ägypten) wegbrechen, ist der Handlungsdruck für Verstärkungen im Winter enorm. Vielleicht nur Bayern München steht für diese Transferperiode unter einem ähnlichen Zugzwang.
Van de Beek bald fest in Frankfurt?
Die Lokalduelle gegen Darmstadt 98 am 20. Januar und Mainz 05 am 26. Januar sowie die Play-off-Partie in der Conference League gegen Union Saint-Gilloise am 15. Februar gelten für die Eintracht gleich als richtungsweisend. Intern wird mit mindestens vier Zugängen geplant. Dass reichlich Geld vorhanden ist, erleichtert die Verhandlungen nicht zwangsläufig,
Gleich am Neujahrstag vermeldeten die Adlerträger, dass der 26-jährige Mittelfeldspieler Donny van de Beek von Manchester United ausgeliehen wird. Sportvorstand Markus Krösche hat für den kommenden Sommer zudem eine Kaufoption über kolportierte zehn Millionen Euro ausgehandelt. 2020 hatten die „Red Devils“ mehr als das Vierfache – nämlich 44 Millionen Euro – für den niederländischen Nationalspieler bezahlt, der bei seinem Ausbildungsverein Ajax Amsterdam zu einem international begehrten Antreiber aufgestiegen war. Doch zuletzt hatte nicht einmal mehr sein Landsmann Erik ten Haag für ihn Verwendung.
Krösche glaubt, dass van de Beek „perfekt zu unserer Spielidee passt und für unsere Mannschaft ein wichtiges Puzzleteil ist“. Was soll der Kaderplaner auch anderes sagen? Er kann sich zwangsläufig nur mit Hinterbänklern aus der Premier League beschäftigen, denn kein englischer Club gibt im Dauerspielbetrieb über den Jahreswechsel seine Stammkräfte ab.
Zu den unzufriedenen Reservisten auf der Insel zählt auch Sasa Kalajdzic – ebenfalls 26 Jahre alt und von den Wolverhampton Wanderers. Auch hier wird an einer Leihe mit Kaufmöglichkeit gebastelt. Als der zwei Meter große Mittelstürmer vor anderthalb Jahren den VfB Stuttgart verließ, brachte er 18 Millionen Euro Ablöse ein. Doch dann riss sich der Österreicher bei den „Wolves“ das zweite Mal in seiner Karriere das Kreuzband. Zuletzt kam er über elf Kurzeinsätze und zwei Tore nicht hinaus. Genau wie van de Beek möchte sich auch Kalajdzic noch für die EM in Deutschland empfehlen. Die Bundesliga bietet sich gewissermaßen als Bühne an.
Im Gespräch bei der Eintracht sind ferner das 20-jährige nigerianische Sturmtalent Rafiu Durosinmi von Viktoria Pilsen und der gleichaltrige Verteidiger Aurele Amenda von den Young Boys Bern. Der eine soll rund neun, der andere fünf Millionen Euro kosten. Auch bei diesen Kandidaten ist aber keineswegs garantiert, dass sie als Soforthilfe taugen. Es gibt eben gute Gründe, warum Krösches Kollegen in dieser Transferphase eher vorsichtig agieren.
Die Arbeit von Cheftrainer Dino Toppmöller wird durch die anstehenden Veränderungen nicht einfacher. Der Ex-Profi bat sein Team am Dienstagvormittag zur Leistungsdiagnostik und nachmittags zum ersten Mannschaftstraining. Doppelschichten werden die kommenden Tage der Standard sein, um keine Zeit zu verlieren.
Nach einen XXL-Test über dreimal 45 Minuten gegen den SC Freiburg am Samstag folgt eine Woche später schon die Bundesliga-Partie beim Tabellenvierten RB Leipzig. Spätestens für den Auftritt bei seinem Ex-Club hat sich Krösche eigentlich vorgenommen, alle Deals abzuschließen. Wer will, kann daraus eine Lehre des vergangenen Sommers ableiten.
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