Schwenningen. Das sportliche Geschehen rückte in Eishockey-Deutschland in den vergangenen Tagen in den Hintergrund. Unter der Woche verlor Nationalspieler Tobi Eder von den Eisbären Berlin seinen aufopferungsvollen Kampf gegen den Krebs. Auch vor dem 5:2-Sieg der Adler Mannheim in Schwenningen wurde am Freitag mit einer Schweigeminute Eder gedacht, der nur 26 Jahre alt wurde.
Nach dem verdienten Erfolg bei den Wild Wings hätte Dallas Eakins über die zum großen Teil starke Vorstellung seiner Mannschaft sprechen können. Er hätte den Start ins Spiel mit zwei schnellen Toren von Kristian Reichel (9.) und Ryan MacInnis (13.) ebenso lobend erwähnen können wie die starke Antwort auf die Schwenninger Druckphase im zweiten Drittel, als Luke Esposito mit seinem Treffer zum 3:1 (39.) die Weichen endgültig auf Sieg stellte. Stattdessen wählte der Adler-Trainer nachdenkliche Worte. Er dachte an Eder, dessen Familie, seine Freundin, an die Eisbären Berlin und Eishockey-Deutschland. Eakins sprach von einer „harten Woche für die Liga“ und von „schweren Herzen“ auch in der Mannheimer Kabine.
„Tobis Verlust tut einfach verdammt weh“
Daniel Fischbusch ging es nicht anders. Der Adler-Angreifer hatte drei Jahre mit Eder für die Düsseldorfer EG gespielt, man kannte und schätzte sich aus der Nationalmannschaft. „Tobi war einfach ein sehr guter Junge“, sagte Fischbuch über Eder und gab offen und ehrlich zu, dass es ihm schwergefallen sei, bei der Schweigeminute am Freitag bei sich zu bleiben: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Dieser Verlust tut einfach verdammt weh.“
Klassiker in Köln
- Im letzten Spiel vor der Länderspielpause treten die Adler am Sonntag (14 Uhr) bei den Kölner Haien an.
- Die Haie stehen auf dem sechsten Tabellenplatz und haben am Freitag mit einem 4:1-Sieg beim DEL-Spitzenreiter ERC Ingolstadt überrascht .
- Die Mannheimer verteidigten mit dem 5:2-Erfolg in Schwenningen ihren dritten Tabellenplatz . München und die Pinguins Bremerhaven folgen auf den Rängen vier und fünf.
In dem Moment, als der Puck im Landesduell fiel, waren die Adler allerdings voll bei der Sache. Nachdem sie eine frühe Unterzahl überstanden hatten, als Fischbuch auf der Strafbank saß, schalteten sie schnell in den Angriffsmodus. Die Mannheimer setzten die Wild Wings mit ihrem aggressiven Forecheck unter Druck. Sie gewannen die Bullys, die wichtigen Zweikämpfe, die Laufduelle. Kurzum: In den ersten 20 Minuten zeigten die Adler eine ihrer bislang besten Auswärtsleistungen in dieser Saison. 13:4 Torschüsse für die Gäste sprachen eine deutliche Sprache.
Nach der ersten Pause erlebten die 5.050 Zuschauer aber ein ganz anderes Spielgeschehen. Schwenningen gewann die Oberhand, weil die Blau-Weiß-Roten auf einmal in Passivität verfielen. Sie konnten sich allerdings auf Torhüter Arno Tiefensee verlassen, der nur den von Alexander Karachun abgefälschten Schuss zum 2:1 (31.) passieren lassen musste und ansonsten zum Turm in der Schlacht avancierte.
Das Positive aus Mannheimer Sicht: Die Adler fanden einen Weg, sich freizuschwimmen. Angeführt vom auffälligen MacInnis legten sie ihre Lethargie ab und kamen nach einem von Reichel und Kris Bennett sehenswert eingeleiteten und von Esposito abgeschlossenen Angriff zum 3:1 zurück ins Spiel. „Wir sind ganz schön in Schwierigkeiten geraten und hingen in den Seilen. Das 3:1 hat uns die Sicherheit zurückgegeben“, sagte Esposito, der nach dem 4:1 von Marc Michaelis (47.) auch zum 5:2-Endstand (57.) einnetzte.
Esposito betonte, dass er mit seinem Team bislang aber erst die Hälfte der Punkte-Mission fürs letzte Wochenende vor der anstehenden Länderspielpause abgeschlossen habe. „Obwohl wir wissen, dass es für uns ein knackiges Wochenende ist, haben wir uns für die Partien in Schwenningen und Köln sechs Punkte zum Ziel gesetzt. Drei Zähler haben wir eingesackt, drei stehen noch aus“, sagte der US-Amerikaner vor dem DEL-Klassiker in Köln am Sonntag (14 Uhr).
Adler holen Tim Lovell für die „Tiefe in der Verteidigung“
Für Verteidiger Lukas Kälble waren die Erfahrungen, die die Adler in Schwenningen machten, wichtig im Hinblick auf die Play-offs. „Wir sind ruhig geblieben, als uns die Wild Wings unter Druck gesetzt haben“, sagte der gebürtige Mannheimer, der das 2:0 von MacInnis eingeleitet hatte. Auch Kälble war mit seinen Gedanken nicht nur am Freitag bei Eder. Die beiden hatten im Nachwuchs gegeneinander gespielt, noch im vergangenen Frühjahr hatten sie zusammen bei der WM die deutschen Farben vertreten. „Tobis Tod hat die ganze Eishockey-Welt erschüttert“, betonte Kälble.
Seit Samstag hat der 27-Jährige einen neuen Teamkollegen. Von Jukurit aus Finnlands höchster Eishockeyspielklasse schloss sich der 22 Jahre junge Abwehrspieler Tim Lovell den Adlern an. Für die „Tiefe in der Verteidigung“, wie der Club kommunizierte. Lovell traf bereits am Samstag in Mannheim ein und wird das Trikot mit der Rückennummer 39 tragen. Interessant: Lovel wurde in Bad Nauheim geboren. Auf Nachfrage dieser Redaktion erklärten die Adler, dass er aber keinen deutschen Pass habe. Möglich ist dennoch, dass der Club den US-Amerikaner unter die Lupe nehmen möchte, um auszuloten, ob er ein Kandidat für die Zukunft ist.
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