Alain Frei präsentiert am 8. Juli sein Programm „Alles Neu“ bei den Kulturtagen auf Gut Wöllried. Im Vorfeld spricht der aus der Schweiz stammende Comedian über die Veränderungen in seinem Leben, den Unterschied zwischen Schweizern und Deutschen – und was für einen besonderen Wildnis-Trip er mit seinem Vater geplant hat.
Herr Frei, worauf bezieht sich Ihr Bühnenprogramm-Titel „Alles Neu“ – auf die Art Ihres Humors oder meint er mehr?
Alain Frei: Das geht weit darüber hinaus! Der kleine Aufhänger für den Titel ist die Comedy, aber im Grunde fing es schon damit an, als ich damals von der Schweiz nach Deutschland ausgewandert bin: Alles war neu für mich, ebenso in meinem Privatleben. Auch in den vergangenen zwei Jahren hat sich nochmals viel für mich und in meinem Leben geändert. Diese Themen greife ich auf und zeige im Programm, wie ich darauf reagiere.
Wie ist Ihre Reaktion auf die vielen Veränderungen?
Frei: In den meisten Fällen sind es sehr schöne Veränderungen, etwa dass ich inzwischen eine eigene Familie habe. Doch auch wenn es so positive Veränderungen sind, ist es eine große Umstellung im Alltag.
2023 haben Sie eine schwere Phase in Ihrem Leben durchgemacht, Sie sind offen damit umgegangen – haben Sie seitdem etwas in Ihrem Leben verändert?
Frei: Ich bin in eine Depression hineingerutscht, diese Zeit hat mich stark aus der Bahn geworfen. Man will ja weiter funktionieren, besonders in unserem verrückten schnelllebigen Business – und vor allem, wenn es gerade so gut läuft, die Hallen ausverkauft sind. Aber zu diesem Zeitpunkt ging das nicht mehr. Ich habe daraufhin viel geändert, bin in Therapie gegangen, was ich bis heute tue, und jedem nur empfehlen kann. In meinem Leben versuche ich seitdem bewusster und bedachter mit den Themen und den vielen kleinen Dingen des Lebens zu sein, vieles nicht so wichtig zu nehmen. Mache Spaziergänge, suche die Nähe zur Natur.
Hatte die Depression mit Überarbeitung zu tun?
Frei: Nein, es war kein Burnout, daran lag es nie. Ich bin glücklich, wenn ich auf der Bühne stehe und absolviere nun nicht weniger Auftritte und Termine. Es lag vielmehr in der Einstellung. Ich versuche mittlerweile, vieles gelassener zu nehmen, generell Dinge mit einer eher buddhistischen Herangehensweise anzupacken. Das Leben ist ein Auf und Ab. Schlussendlich kann man das alles nicht genau durchplanen. Ich habe gelernt, mit diesen Wellen des Lebens besser umzugehen.
Wie kamen Sie aus dieser Situation, die Ihnen laut einem Social Media-Beitrag „heute wie ein Fiebertraum vorkommt“, wieder heraus?
Frei: Es ist schwierig, dafür Tipps zu geben. Jede Depression hat ein eigenes Gesicht. Bei mir waren es körperliche Symptome, die sich gezeigt haben, weil die Seele verletzt war. Mental war ich in einem Modus der Verzweiflung. Ich war der Überzeugung, es geht nicht weiter. Ich habe nicht mehr rational gedacht. Was mir geholfen hat, war, mir Unterstützung zu holen, bei meiner Familie und Fachpersonen, denen ich vertraue – ich bin froh, dass ich die habe. Es war entscheidend, die Kraft für diesen Schritt aufzubringen und darüber zu reden.
Konnten Sie im Kollegenkreis ebenfalls über die Situation sprechen?
Frei: Ich habe meine Familie, zu der ich glücklicherweise eine enge Bindung habe. Als es schon besser und nicht mehr so belastend war, dann habe ich mich auch mit Kolleginnen und Kollegen ausgetauscht. Ich verstehe mich mit vielen sehr gut und man freut sich darüber, sich bei Veranstaltungen oder TV-Aufzeichnungen zu sehen, aber ein engeres Verhältnis ist das mit den wenigsten.
In welcher Weise unterscheidet sich Ihr jetziges zu den vorherigen Bühnenprogrammen – geht es wieder um kulturelle Unterschiede zwischen der Schweiz und Deutschland? Und gibt es noch heute Überraschungen in Deutschland, wenn Sie Ihr Leben mit dem damals in der Schweiz vergleichen?
Frei: Ein bisschen davon ist im Programm drin. Ich glaube, das kommt immer ganz gut an und ist nach wie vor interessant fürs Publikum. Inzwischen sind diese Überraschungen aber weniger geworden, ich kenne Euch Deutsche mittlerweile recht gut (lacht).
Was ist der wesentliche Unterschied in der Mentalität von Schweizern und Deutschen?
Frei: Ich glaube, der größte Unterschied ist, dass die Schweizer zurückhaltender sind. Mag sein, dass das damit zusammenhängt, dass ich in Deutschland überwiegend in Städten wie Hamburg, Köln und Berlin unterwegs war und gewohnt habe, und in der Schweiz eher in ländlichen, ruhigeren Gegenden. Vielleicht hat das aber außerdem mit dem Hochdeutsch hier zu tun, das in der Aussprache genauer und etwas härter wirkt. Schwyzerdütsch geht im Ton rauf und runter, wie ein Dialekt, das kommt mehr aus dem Bauch heraus.
Gibt es abseits des Bühnenprogramms Projekte, die Sie umsetzen möchten, Themen, die Ihnen wichtig sind?
Frei: Tatsächlich ist das so, das waren immer schon Sachen, die mit mir zu tun haben. Ich versuche mehr bei YouTube zu machen und habe im vergangenen Jahr dafür an einem Projekt teilgenommen, das heißt „Desert Warrior“ – da wurden wir quasi in der Wüste ausgesetzt. Ich mag sowas! Da sind wir unter anderem mit dem Fallschirm gesprungen, die haben uns im Grunde aus dem Flugzeug geschmissen, und das bei meiner Höhenangst (lacht). In diesem Jahr mache ich aus mehreren Gründen einen kleinen Trip mit meinem Vater.
Wie sieht der dann aus?
Frei: Ich fahre mit ihm eine Woche nach Schweden in die Wildnis, und wir treten in mehreren Aufgaben gegeneinander an. Aufgaben, in denen wir uns überwinden, und die von uns selbst gefilmt werden. Das ist in erster Linie für mich und die Zeit mit meinem Vater gedacht, ich bin nicht für Survival-Formate bekannt. Mein Vater ist nicht uralt, aber ich schätze die Zeit mit meinem Vater und möchte das nicht missen. Man weiß nie, wie das Leben spielt. Die Karriere, die Auftritte im Fernsehen, das alles kommt mit der Zeit von alleine, entwickelt sich, aber die Erinnerungen in der Familie, das ist mir persönlich sehr wichtig und die will ich nicht verpassen.
Karten für den Auftritt am 8. Juli auf Gut Wöllried gibt es in den Kundenforen der FN.
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