Fußball

Werner Kneißl wurde zum Starkenburgia-Meistermacher

Vor 50 Jahren feierten die Heppenheimer in einem dramatischen Saisonfinale einen ihrer größten Erfolge / Olympia Lorsch Zweiter

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atth/ü
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Unmittelbar nach dem 1:0-Erfolg über die TG Trösel am letzten Spieltag entstand dieses Starkenburgia-Meisterfoto. Obere Reihe von links: Betreuer Georg Jäger, Thomas Wagner, Hans Hofmann, Mario Gierl, Trainer Leonhard Trautmann, Günther Groh, Gottfried Tomahogh, Klaus Dein, Jürgen Hörner, Friedel Horn, Spielausschussvorsitzender Gregor Kohl, Charly Wollenburg, Karl Schmitt, Werner Schmitt (alle drei Spielausschussmitglieder). Untere Reihe von links: Wilfried Kraus, Rudi Kraus, Werner Kneißl, Heiner Grünewald, Kurt Wattendorf, Peter Dietl, Manfred Knapp. © Matthias Bähr

Heppenheim. Vor gut 50 Jahren hat der FC Starkenburgia Heppenheim einen seiner bis dahin größten Erfolge in der A-Klasse Süd gefeiert, in der damals neben vielen Bergsträßer Vereinen auch einige Clubs aus dem Fußballkreis Darmstadt am Ball waren. Mit einem Sieg am letzten Spieltag der Saison 1972/73 über die TG Jahn Trösel hätte die Starkenburgia den Konkurrenten SC Olympia Lorsch, der mit einem Punkt weniger auf einen Patzer der Kreisstädter lauerte, auf Platz zwei verweisen können. Und es gelang.

Die meisten der 1200 Zuschauer im Heppenheimer Stadion zweifelten keine Sekunde am Heppenheimer Erfolg. Auch weil sich die Olympia beim FSV Zotzenbach nicht leichttat und zwischenzeitlich mit 1:2 hinten lag. Doch Lorsch gewann noch 3:2 und nahm zehn Minuten vor Ende des Heppenheimer Spiels zur Kenntnis, dass dieses trotz drückender Überlegenheit der Gastgeber noch 0:0 stand. Ein Entscheidungsspiel um die Meisterschaft in der A-Klasse, der heutigen Kreisoberliga, bahnte sich an.

Doch kam der Moment von Werner Kneißl. Eigentlich ein Verteidiger. Doch nun entdeckte er seine Stürmerqualitäten und traf in der 86. Minute mit einem Kopfball – 1:0. Damit wurde er zum Meistermacher für seine Starkenburgia, die nach 13 Jahren auf die Darmstädter Bezirksebene zurückkehrte. „Die Mannschaft spielte einen modernen Fußball und hatte ein großes Stehvermögen“, ist in einer Broschüre zu lesen, die der Traditionsverein kurz nach dem Triumph auflegte.

Dem kann auch Günther Groh, der Kapitän des Meisterteams, nicht widersprechen. „Unsere Elf hatte von Jahr zu Jahr an Reife gewonnen und war endlich an der Reihe. Bei uns passte vieles zusammen“, blickt Groh, damals 23 Jahre alt, auf den Erfolg von zurück, der ohne das starke Kollektiv kaum möglich gewesen wäre.

Im August 1972 gelang Routinier Heiner Grünewald beim Saisonauftakt im Lorscher Waldstadion der erste Treffer in einer Runde, die für seine Starkenburgia erfolgreicher denn je verlaufen sollte. Und da auch noch Rudi Kraus zweimal traf, hieß es am Ende 3:2 für den Gast. Dabei war Rudi Kraus nicht der einzige Heppenheimer, der bereits bei den Lorschern spielte. Auch sein Bruder Wilfried, Torhüter Kurt Wattendorf und Verteidiger Manfred Knapp trugen vorher das Olympia-Trikot. Und der Heppenheimer Trainer Leonhard „Hardsche“ Trautmann war in der Saison zuvor mit der Olympia aus der Bezirksklasse abgestiegen.

Die Starkenburgia stand im Herbst 1972 mehrmals an der Tabellenspitze, doch es reichte nicht zur Herbstmeisterschaft. Da die Heppenheimer dem SV Hahn mit 1:2 unterlagen, rückten die Lorscher mit 32:7 Punkten auf Rang eins. Zum Rückrundenstart spielte die Olympia in der Kreisstadt und wollte ihre errungene Tabellenführung vor 1100 Zuschauern verteidigen. Doch wieder gewann Heppenheim mit 3:2 – Roland Täubert, Wilfried Kraus und Friedel Horn trafen.

Fast zum Verhängnis geworden wäre der Starkenburgia das 2:2 gegen RW Darmstadt im März 1973, denn nun waren die Lorscher nach ihrem 4:1 gegen die Eberstädter Germania wieder Tabellenführer. Doch Ende März wendete sich das Blatt wieder zugunsten der Kreisstädter, die zum großen Schlussspurt ansetzen sollten. Und trotz Unentschieden gegen Einhausen und Germania Eberstadt erreichte die Starkenburgia diese so wichtige Ausgangsposition im letzten Spiel, das den Heppenheimern den Titel bescherte.

Der Aufstieg des Jürgen Groh

Es herrschte Partystimmung beim Traditionsverein und bei Franz Roth im Starkenburgia-Vereinslokal wurde bis in die Nacht gefeiert. Die Starkenburgia war wieder in der Bezirksklasse vertreten.

Günther Groh freute sich, nun in einigen Begegnungen mit seinem sechs Jahre jüngeren Bruder Jürgen spielen zu können. Der wurde in der Saison 1973/74 als A-Junior vorzeitig für den Spielbetrieb „freigemacht“, ehe ihm mit Stationen VfR Bürstadt, 1. FC Kaiserslautern und Hamburger SV der Aufstieg in Deutschlands Fußballelite gelang. Das war 1973 nicht zu erahnen.

„Diese 73er-Meisterschaft, verbunden mit dem Aufstieg in die Bezirksklasse war so wichtig für uns, weil wir uns nun endlich mit unserem Stadtrivalen Sportfreunde messen konnten“, freute sich nicht nur Günther Groh darüber, dass erstmalig seit der Saison 1969/70 wieder ein stadtinternes Derby anstand, dessen Stellenwert bei mehr als 1000 Zuschauern kaum höher hätte sein können. Nun lieferten sich beide Heppenheimer Vereine ein packendes Duell, wer die Nummer eins der Stadt sein würde.

Ende der Siebzigerjahre hieß hier der klare Sieger FC Starkenburgia. Die Schwarz-Weißen stiegen nach erfolgreicher Saison 1977/78 in die Hessenliga auf, in der sie immerhin sieben Spielzeiten am Ball waren.

Aber auch die fußballerische Bilanz des FC Sportfreunde konnte sich sehen lassen. Unter Trainer Horst-Dieter Strich gelang es ihnen 1976, in die Landesliga Süd aufzusteigen. Nun fanden die Heppenheimer Derbys immerhin für zwei Jahre in der damaligen vierten Liga statt. Eine Konstellation, die heutzutage weit über der Vorstellungskraft liegen würde. atth/ü

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