Auerbach. Bis vor einer Woche sah es noch gut aus, dass die Volleyballer des TSV Auerbach in der Landesliga Süd als Spitzenreiter in die Weihnachts-/Neujahrspause geht. Die Mannschaft von Trainer Sebastian Frühwirth konnte acht ihrer neun Saisonspiele gewinnen, die Hinrunde wurde entsprechend auf dem ersten Platz als inoffizieller „Herbstmeister“ abgeschlossen.
Doch zuletzt unterlag man allerdings mit 0:3 (22:25, 18:25, 15:25) dem TSV Bleidenstadt – und der bisherige Tabellenzweite SG Weiterstadt zog im Klassement an den Auerbachern vorbei. Allerdings hat das TSV-Team ein Spiel weniger absolviert als der direkte Kontrahent. Somit steht man vor dem letzten Spiel des Jahres, das am 21. Dezember ab 15 Uhr gegen die Jugendauswahl des Hessischen Volleyball Verbandes in der Halle der Geschwister Scholl Schule stattfindet, auf dem zweiten Tabellenplatz.
Bislang sei man mit dem Saisonverlauf absolut zufrieden, sagt Sebastian Frühwirth. „Vor der Runde haben wir uns das Ziel gesetzt, unter den Top 5 zu landen, denn nach einer sehr guten Vorbereitung sind wir entsprechend ambitioniert in die Saison gegangen“. Dennoch sei man „überrascht gewesen, dass es so schnell so gut klappt“. Den jüngsten Dämpfer führt Frühwirth, der nach einer „Kinderpause“ seit 2023 die Mannschaft wieder trainiert, vor allem auf die fehlende Cleverness der insgesamt noch jungen Kaders zurück. „Es gibt Spieltage, an denen uns die Erfahrung fehlt.“
Das hängt mit der Philosophie des Vereins zusammen, vor allem zu Beginn der Partien auf junge Spieler zu setzen. Wenn es dann mal nicht läuft, sollten möglichst die arrivierten Kräfte „das Ruder herumreißen“. Gegen Bleidenstadt funktionierte dies nicht. Vor allem im Spielaufbau habe man Probleme gehabt, was auch an der Position des Zuspielers hängt. Diese musste vor der Saison von einem Angriffsspieler neu besetzt werden. Um dies zu verdeutlichen, greift Frühwirth auf ein Beispiel aus dem Fußball zurück. „Wenn du Manuel Neuer auf die Position von Toni Kross setzt, kannst du auch nicht erwarten, dass er auf einmal das Spiel gestaltet.“
Sanfter Umbruch in der Hoffnung auf dauerhaften Aufschwung
Das TSV-Team befindet sich demnach im Umbruch. Umso wichtiger sei es demnach, die jungen Spieler so früh wie möglich in die Seniorenmannschaften zu integrieren. Als Beispiel nennt Frühwirth Libero Samuel Düringer, der bereits mit 15 Jahren in der Landesliga debütierte und mit 16 nun der jüngste Spieler im Kader ist, in dem sich gleich sieben Spieler befinden, die dem Jahrgang 2000 oder jünger angehören.
Hier besteht eine Parallele zu den Fußballern des TSV. Auch hier sind viele A-Jugendliche feste Bestandteile der Aktivenmannschaften sowohl in der Kreisliga A als auch in der Gruppenliga. Frühwirth stellt jedoch heraus, dass der Volleyball im Gegensatz zum Fußball eher eine Randsportart ist, in der der interne Konkurrenzdruck nicht so hoch sei. Personelle Fluktuationen treten nur selten auf. Insgesamt werde den jungen Spielern „eine sehr gute Perspektive geboten, im Herrenbereich Fuß zu fassen“. Natürlich aber auch nur dann, wenn die Leistungsbereitschaft da sei, ergänzt der 44-Jährige.
Dass es in der aktuellen Volleyball-Saison so gut klappt, liegt auch an der guten Mischung zwischen Jung und Alt. „Wir haben einen Kern von jungen Spielern, die aber von den Älteren immer mal wieder eingefangen werden müssen“, beschreibt der TSV-Coach. Jugendlicher Elan verbindet sich also mit erwachsener Routine. Frühwirth nennt als Beispiel Kai Lehmann, der zu den besten Mittelblockern der Liga zähle. Doch dieser Aufgabe komme er erst im Verlaufe eines Spiels nach, denn auch Spieler von diesem Format „sitzen bei uns erstmal auf der Bank“.
Durch die Balance zwischen „heiß dynamisch und alt dynamisch“ gelingt es, das Fehlen eines Unterschiedsspielers zu kompensieren. Dies unterscheide die TSV von anderen Spitzenmannschaften der Landesliga, wie der SG Weiterstadt und dem DSW Darmstadt II. „Was uns fehlt, ist der eine Starspieler, dem man den Ball gibt und der ihn dann super übers Netz schlägt“, sagt Frühwirth, der – mit Unterbrechung – seit 2019, damals noch als Spielertrainer, seine Mannschaft anleitet.
Die Konkurrenz um den Aufstieg ist in diesem Jahr groß, auch weil die Landesliga insgesamt sehr ausgeglichen besetzt sei und auch die Aufsteiger (u. a. die Zweitvertretung des DSW Darmstadt) eine gute Runde spielten. Weiterstadt und Darmstadt macht Frühwirth dabei als die Hauptkonkurrenten um den direkten Aufstieg aus.
Und auch wenn im Auerbacher Lager am offiziellen Saisonziel einer Top-5 Platzierung festgehalten werden soll, lockt der Gedanke, es unter die besten zwei Mannschaften der Südstaffel zu schaffen. Denn im Falle eines Abstieges von drei Teams aus der Oberliga, was wiederum auch von einer entsprechenden Anzahl an Absteigern aus der Regionalliga abhänge, würde der Gewinner der Relegation zwischen den Tabellenzweiten der Nord- und Südstaffel aufsteigen. Doch Frühwirth betont: „Wir halten den Ball flach und denken von Spiel zu Spiel.“ Wichtiger sei es, die Mannschaft beisammen zu halten und in den nächsten Jahren kontinuierlich um die Aufstiegsplätze mitzuspielen. Eine nachhaltige sportliche Entwicklung ist eben immer der bessere Weg. Das werden sie in der Fußballabteilung vom TSV Auerbach ähnlich sehen.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/sport/lokalsport_artikel,-lokalsport-bergstrasse-volleyball-tsv-auerbach-landesliga-sued-_arid,2269851.html
