Mannheim. Playstation und Poker – auf diesen Zweiklang hören etliche Protagonisten der neuen Fußballer-Generation, wenn es um ihre Freizeitgestaltung geht. Als Dominik Martinovic (24), Angreifer des SV Waldhof Mannheim, am Sonntag gefragt wurde, welche Perspektiven diese Saison für den Fußball-Drittligisten nach dem 0:0 im Südwest-Derby gegen den 1. FC Kaiserslautern noch bereithalten könnte, wählte er einen Begriff aus der Poker-Welt. „Wir haben noch elf Spiele und gehen jetzt ,all in’. Das Ziel ist, immer einen Dreier zu holen“, sagte Martinovic.
Mit einem „all in“ legt ein Spieler beim Pokern alle seine vorhandenen Chips in den Pott. Es ist eine riskante Variante, denn wenn ein Kontrahent (wider Erwarten) ein besseres Blatt besitzt, droht der Totalverlust aller Chips. Aber was bleibt dem SV Waldhof auch anderes übrig als volles Risiko und offenes Visier, wenn die kleine Chance im Aufstiegsrennen gewahrt werden soll?
Klar, das torlose Remis in einem intensiven (aber fußballerisch nur leidlich unterhaltsamen) Match gegen den Erzrivalen ging generell als eine der besseren Leistungen des Jahres 2022 durch. Gerade in der zweiten Halbzeit verzeichnete der SVW deutliche Vorteile und ein paar gute Chancen, ohne aber gegen eher destruktiv eingestellte Lauterer das ganz große Derby-Feuer zu entfachen. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht und hatten ein, zwei gute Möglichkeiten. Im Endeffekt können wir mit dem Punkt Tagen leben, aber wenn wir gewonnen hätten, hätte sich Lautern auch nicht beschweren dürfen“, sagte Martinovic.
Diese Analyse trifft zu, hilft dem seit der Winterpause stagnierenden Waldhof in der Tabelle aber auch nicht weiter. Die Lauterer verteidigten als Zweiter ihre vier Zähler Vorsprung auf den Tabellenvierten SVW und haben noch ein Nachholspiel beim TSV 1860 München in der Hinterhand. Nur die ebenfalls wenig stabile Konkurrenz aus Saarbrücken, Braunschweig oder Osnabrück sorgt dafür, dass die Mannheimer weiter zumindest um Relegationsrang drei ein Wörtchen mitreden können. Die Voraussetzung dafür: Siege, Siege, Siege. „Wenn wir in Halle einen Dreier mitnehmen, sieht die Tabelle gut aus“, sagte Martinovic.
Die nackten Zahlen sprechen längst nicht mehr dafür, dass der SV Waldhof ein ernsthafter Aufstiegskandidat wäre. In der Rückrundentabelle liegt die Mannschaft von Trainer Patrick Glöckner mit neun Punkten aus acht Partien nur auf Platz 13, eingerahmt von Zwickau und Havelse.
Coach Glöckner hat intern eine Strategie der „Endspiele“ ausgerufen – jedes der verbleibenden elf Liga-Partien sollen seine Profis wie das letzte angehen. „Das ist der Ansatz. Wenn du mit der Einstellung reingehst, jedes wie das letzte Spiel zu sehen, kannst du viel mehr Energie freisetzen“, sagte Glöckner. Bei Abstiegskandidat Hallescher FC geht es dementsprechend am Samstag zum ersten Mal um die allerletzte Chance im Aufstiegskampf. Der SV Waldhof muss im Endspurt „all in“ gehen. Wenn alle Karten auf dem Tisch liegen, wird man wissen, wer am Ende den Jackpot holt. alex
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