Bensheim. Bei der Teamvorstellung war es ungewöhnlich ruhig am Mittwochabend in der Weststadthalle: Die kompletten Unterränge des Mittelblocks der Haupttribüne blieben leer. Auch während der ersten drei Spielminuten klaffte eine Lücke auf den Rängen , die normalerweise mit Flames-Anhängern in Trikots und den Trommlern besetzt sind. Die Stimmung in der gut gefüllten Arena am Berliner Ring war verhalten. Für ein wenig Handball-Bundesliga-Atmosphäre sorgten die Einlaufkinder, die die Vorlagen des Hallensprechers aufnahmen und den Nachnamen der Flames-Torschützinnen ins weite Rund riefen.
Fans sehen Gesprächsbedarf
Grund für die relative Ruhe in der Halle war der „Stille Protest“, zu dem die Flames-Fans die Startphase der Partie zwischen der HSG Bensheim/Auerbach und Borussia Dortmund nutzten. Vor und in der Halle machten die Anhänger mit Plakaten und Handzetteln auf ihr Anliegen aufmerksam. „Eine Gegentribüne formt keine Nationalspielerin“, stand auf einem der Banner zu lesen. Damit spielte die Anhängerschaft auf den vom Deutschen Handballbund und dem Ligaverband HBF (Handball Bundesliga Frauen) geforderten Maßnahmenkatalog an, den die Bundesliga-Clubs umsetzen müssen. Zu den Anforderungen zählt unter anderem eine Gegentribüne, die sich bekanntlich in der Weststadthalle nicht installieren lässt. „Wir sind der Meinung, dass die HBF in dieser Sache mehr Flexibilität zeigen und noch mal mit den betroffenen Vereinen das Gespräch suchen sollte, um gemeinsam bessere Lösungen zu finden“, schreiben die Fans.
Der Verein war über die Fan-Aktion nicht informiert, wie Flames-Geschäftsführer Michael Geil auf Nachfrage sagte. „Wir wussten von nichts, finden das aber völlig in Ordnung, dass unsere Fans Stellung beziehen.“ Dass die Proteste Bewegung in die Angelegenheit rund um das Professionalisierungskonzept bringen, glaubt Geil jedoch nicht. „Die Politik und die Vereine haben ihre Bedenken geäußert und jetzt die Fans. Ich denke, es wird sich dennoch nichts ändern.“ Die Flames können, ebenso wie Dortmund, aufgrund einer Übergangslösung bis 2029 in ihrer jetzigen Spielstätte weitermachen. Wie es danach weitergeht, ist ungewiss. „Es gibt nichts Neues dazu“, so Geil.
Der Ruhe folgt ein Handballfest
Was am Mittwochabend als stille Veranstaltung begann, entwickelte sich zu einem wahren Handballfest. Am Ende besiegte die HSG die Borussia mit 38:22. Die Flames legten brillante erste 30 Minuten aufs Parkett. Nach rund 20 Minuten erhob sich die Weststadthalle, abgesehen von den wenigen Dortmundern, vor Begeisterung von den Sitzen. Zur Halbzeit lag die Mannschaft von Ilka Fickinger mit 20:10 vorne gegen das Champions League Team von Coach Henk Groener. „Wir haben eine bockstarke erste Halbzeit gespielt“, sagte HSG-Kreisläuferin Meike Schmelzer. Basis für den fulminanten ersten Abschnitt war eine starke 6-0-Deckung mit einer vor der Pause exzellenten Helen van Beurden zwischen den Pfosten. „Ich bin erleichtert, wir können die 6-0-Abwehr“, freute sich Fickinger. Dass nach dem Wechsel noch 22 Gegentore dazu kamen, schmeckte der Coachin allerdings nicht. „Das passt mir nicht so.“
Henk Groener kam mit Verspätung zur Pressekonferenz. „Ich hatte noch etwas mit der Mannschaft zu besprechen.“ Der ehemalige Coach der deutschen Nationalmannschaft sprach von einer „Lektion“, die seine Schützlinge erhalten hatten und lobte den Gegner. „Bensheim hat ein Superspiel gemacht.“ Borussia-Spielmacherin Aline Grijseels beklagte die fehlende Einsatzbereitschaft ihres Teams. „Wir waren in der ersten Halbzeit nicht anwesend.“
Norma Goldmann wechselt zum Bergischen HC
Nach einem spielfreien Wochenende geht es für die Flames am kommenden Mittwoch (8.) weiter mit der Auswärtspartie bei der HSG Blomberg-Lippe. Nicht mehr zum Kader der HSG gehört Norma Goldmann. Die Schweizer Nationalspielerin wechselt mit sofortiger Wirkung zum Bergischen HC in die 2. Bundesliga, wie der Verein am Freitag mitteilte. Der bestehende Vertrag sei „im beidseitigen Einvernehmen“ aufgelöst worden, heißt es in der Pressenotiz.
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