Handball

Mallorca-Erfahrung ebnet Weg zu Flames

Nationalspielerin Amelie Berger bereitet sich nach ihrem Wechsel zur HSG Bensheim/Auerbach auf ihr Comeback vor

Von 
Eric Horn
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Bensheim. Anfang Dezember kann Amelie Berger ihre eigene Wohnung beziehen. Bis dahin lebt sie in einer Handball-WG mit beziehungsweise bei Vanessa Fehr. „Bergi“ (Berger) und „Schoki“ (Fehr) kennen sich aus ihrer Zeit bei Bayer Leverkusen. Seit Bergers Wechsel Ende September von Borussia Dortmund zur HSG Bensheim/Auerbach sind die beiden Handballerinnen wieder gemeinsam in einem Team in der Bundesliga unterwegs.

Mit Lilli Holste steht eine weitere Akteurin bei der HSG unter Vertrag, mit der Amelie Berger in Leverkusen zusammenspielte. Die meisten anderen Flames-Spielerinnen kennt die 23-Jährige aus Mallorca. Die obligatorische Saison-Abschlussfahrt verbrachten Flames und BVB-Handball im Vorjahr zufällig zur gleichen Zeit am gleichen Ort – und feierten gemeinsam.

Nach der Vertragsauflösung in Dortmund war die Mallorca-Erfahrung mit den Flames neben dem seit Jahren regelmäßigen Handball-Austausch mit Flames-Trainerin Heike Ahlgrimm und der „sehr guten Arbeit“ der HSG ein weiteres Kriterium für einen Neustart bei Bensheim/Auerbach. „Es war für mich wichtig, dass ich Heike und die Spielerinnen kenne.“ Die ersten Wochen bei den Flames bestätigten ihre Erwartungen. „Ich fühle mich sehr wohl und bin toll aufgenommen worden.“

„Kein zartes Pflänzchen“

Zum Kapitel Dortmund und den Vorfällen um den ehemaligen BVB-Trainer Andre Fuhr will sich Amelie Berger nicht im Detail äußern. Im Rahmen der Vertragsauflösung mit der Borussia hat sie eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet. Ein, zwei Punkte möchte sie in diesem Zusammenhang dennoch erwähnen. Sie sei „kein zartes Pflänzchen“ und froh, dass sie gemeinsam mit ihrer Dortmunder Teamkollegin Mia Zschocke, die inzwischen in Norwegen aktiv ist, die Diskussion um Grenzüberschreitungen im Frauenhandball und den Aufarbeitungsprozess angestoßen habe.

Sportlich liegt Amelie Bergers Fokus derzeit auf ihrem Comeback. Im Februar hatte sie sich das vordere Kreuzband im linken Knie gerissen. Die notwendige Operation konnte zeitnah nach dem Verletzungsereignis durchgeführt werden. Die Teilnahme an den aktuell laufenden Handball-Europameisterschaften schien für die 45-malige Nationalspielerin aus damaliger Perspektive möglich. „Das war zunächst das Ziel.“

Der Heilungsprozess und das Reha-Training verliefen zwar nahezu ideal, allerdings wäre die Rückkehr aufs Feld zur EM ohne ausreichende Wettkampfpraxis mit einem gewissen Risiko verbunden gewesen. „Ich habe mich dagegen entschieden, auch im Hinblick auf die langfristigen Auswirkungen.“ Sie wählte einem Weg zurück mit nachhaltigem Aufbau der Muskulatur und schrittweisem Einstieg ins Mannschaftstraining ohne den Termindruck eines Turnieres.

Mittlerweile absolviert Amelie seit über vier Wochen das komplette Übungsprogramm mit dem Team, dazu kommen weitere Reha-Einheiten. Das Knie hält. „Manchmal muss ich selbst überlegen, ob die Verletzung rechts oder links war.“ Mehr Probleme beim Wiedereinstieg bereitete ihr die Wahrnehmung der Räume und das Gefühl für die Abstände auf dem Handball-Feld. „Das wird von Tag zu Tag besser.“

Als Datum für ihr erstes Match nach langer Pause und ihre Premiere im Flames-Trikot hat die Rechtsaußen das Heimspiel gegen den Buxtehuder SV am 27. November im Blick, die erste Partie nach der gut fünfwöchigen EM-Auszeit der Liga. „Dann habe ich ungefähr acht Wochen Mannschaftstraining hinter mir.“ Ein Einsatz im Test gegen den Ligakonkurrenten HSG Bad Wildungen (19. November) ist nach derzeitigem Stand nicht geplant.

Amelie Bergers Kontrakt bei den Flames läuft vorerst bis zum Ende dieser Spielzeit. Ihre Konzentration gilt zunächst ihrem Comeback und den Flames, mit denen sie eine Position im Mittelfeld („zwischen Rang vier und zehn ist viel möglich“) erreichen möchte. „Über die Zukunft mache ich mir jetzt erstmal keine Gedanken.“ Da die meisten Clubs im Dezember/Januar mit ihren Planungen für die nächste Runde beginnen, wird das Thema allerdings bald aufploppen. „Ich weiß, besonders viel Zeit habe ich nicht.“

Zur Person

Amelie Berger wurde am 22. Juli 1999 in Tübingen geboren. Aufgewachsen ist sie im rheinland-pfälzischen Zweibrücken.

2015 wechselte sie von ihrem Heimatverein SV 64 Zweibrücken ins Handballinternat von Bayer Leverkusen.

Mit der A-Jugend der Werkselfen gewann „Bergi“, so der Spitzname der Rechtsaußen, 2018 die deutsche Meisterschaft.

In der Bundesliga spielte die Linkshänderin für Leverkusen (2016 bis 2019), die SG BBM Bietigheim (2019 bis 2021) und Borussia Dortmund (2021 bis 2022). Seit September steht sie bei der HSG Bensheim/Auerbach unter Vertrag.

In der DHB-Auswahl debütierte Berger, die alle U-Nationalmannschaften durchlief, 2018. In bislang 45 Länderspielen erzielte sie 87 Tore.

Amelie Berger studiert Psychologie. eh

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