Umfrage - Geringere Trainings-Beteiligung bei Mannschaftsspielern / Aufschwung im Nachwuchs- und Hobby-Bereich

Lange Auszeit vom Wettkampf setzt Tischtennis-Vereinen zu

Von 
Helmut Seip
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Bergstraße. Wie verkraftet der sowieso schon ein Nischendasein führende Tischtennis-Sport die corona-bedingten Einschränkungen? Seit der Saison 2018/19 gab es an den Platten keine reguläre Spielzeit mehr im Kampf um Punkte. Die Runde 2019/20 wurde kurz vor Schluss abgebrochen, 2020/21 fiel aus und 2021/22 kommt nur die gespielte Hinserie in die Wertung. Nach dem Abbruch der Saison geht es frühestens wieder im September mit 2022/23 weiter. Der BA hörte sich an der Basis bei vier Bergsträßer Vereinen um.

Das unflexible Festhalten an starren Rahmenterminplänen und das fehlende Fingerspitzengefühl bei Verbandsentscheidungen sieht Werner Bitsch, Abteilungsleiter beim TSV Reichenbach, als große Mankos in den schwierigen Pandemiezeiten an: „Jeder wusste doch, dass im Spätherbst die Corona-Zahlen wieder hochgehen. Warum startet man ausnahmsweise nicht schon Mitte August mit der Verbandsrunde und trägt in den Monaten September und Oktober vermehrt Spiele aus? Dann hätte man bis Anfang Dezember schon etliche Spiele auch für die Rückrunde sowie den Rest der Runde von Mitte März bis Ende April austragen können.“ Auch die Spielerwechselfrist zwischen Vor- und Rückrunde gelte es „der jeweiligen Lage besser anzupassen“.

Bitsch bedauert es, dass somit abermals keine komplette Verbandsrunde gespielt werden konnte. „Es wäre mit besserer Planung eine Lösung im Interesse vieler Tischtennisspieler möglich gewesen“. Das Training bei den Aktiven lief an den Reichenbacher TT-Platten unter Einhaltung der Corona-Regeln weiter („Vielleicht tragen wir nun das eine oder andere Freundschaftsspiel aus“); im Nachwuchsbereich wird indes vorsichtshalber seit Mitte Dezember pausiert.

Bei TV-Präsenz im Hintertreffen

Nicht nur durch Corona hat sich laut Vorsitzendem Bernhard Glanzner die Situation beim BSC Einhausen verändert. „Der (Leistungs-)Sport hat seine ursprüngliche Bedeutung verloren. Jetzt geht es nur noch um Geld, und die Menschen beziehungsweise Sportler sind nur noch Instrumente.“ Finanzkräftige Sportarten glänzen durch starke TV-Präsenz – und dazu zählt das ins Hintertreffen geratene Tischtennis eben nicht.

„Bei uns haben die Hobbyspieler die Oberhand gewonnen, denn wir wollen keine Wettkämpfe mehr austragen, sondern uns mit Spaß sportlich aktiv bestätigen“, so Glanzner, der froh ist, dass sich auch im zuletzt brachliegenden BSC-Nachwuchsbereich wieder etwas tut: „An unserer Tischtennis-AG nehmen acht bis zwölf Kinder teil; mal schauen, ob sich daraus etwas Ernsthaftes entwickelt.“ Nach dem Sporthallenumbau in Einhausen hatte sich gerade wieder ein Schülerteam gebildet, doch die Pandemie machte die Bemühungen zunichte, zumal in 2020 und 2021 corona-bedingt auch keine Schul-AG gebildet werden konnte.

20 Kids in der TSV-Anfängergruppe

Bei der TSV Auerbach boomt laut Abteilungsleiter Karl-Heinz Weigold unverändert die Nachwuchsarbeit: „Die Schüler und Jugendlichen sind fleißig dabei, in der Anfängergruppe trainieren derzeit circa 20 Kids.“ Dagegen sei bei den Aktiven die Trainingsbeteiligung „sehr zurückhaltend“, so Weigold, „was ja irgendwie auch erklärbar ist, denn den meisten Spielern war bewusst, dass die Saison nicht fortgesetzt wird“.

Unter den geltenden Corona-Regeln wurde der Trainingsbetrieb aber in allen Klassen aufrecht erhalten und „theoretisch stehen uns bis auf einen Abgang bereits während der Vorrunde auch alle bisherigen Spielerinnen und Spieler für die nächste Saison 2022/23 zur Verfügung“, so der erfahrene Funktionär, der mit seinen Vorstandskollegen gerade intensiv überlegt, „ob wir womöglich so etwas wie ein Welcome-back-Turnier organisieren, um die bislang vorsichtigen Leute wieder vermehrt an die Platten zu locken“.

Bei der Durchführung sieht Karl-Heinz Weigold „in unseren großen Hallen keine Probleme“. Er verweist darauf, dass der hessische Verband die Austragung von Einzelmeisterschaften wieder genehmigt. So werden die Bergsträßer Schüler-Jahrgangsmeisterschaften am Sonntag, 13. März, in der TSV-Sporthalle für den Abteilungsleiter „ein Gradmesser“. Wettkampfluft kann zudem bei der VR-Cup-Turnierserie sowie dem Kreispokalwettbewerb, bei dem noch drei Auerbacher Teams im Rennen sind, geschnuppert werden.

Nur noch drei SSG-Herrenteams

Ähnlich wie in Auerbach stellt sich die Situation bei der SSG Bensheim dar: Zurückhaltung bei den Herren, aber dafür boomt es im Nachwuchsbereich. „Ich bin als Abteilungsleiter froh, dass mir hier ein engagiertes Übungsleiterteam zur Verfügung steht“, so Thomas Sturm, „denn es ist wichtig, das Training aufrecht zu erhalten, denn die Kids sehen dieses auch als einen Ort des Treffens außerhalb der Schule.“

Sturm hofft, dass durch die intensive Nachwuchsarbeit, bei der immer wieder Neuankömmlinge zu verzeichnen sind, Jugendliche an den Aktivenbereich herangeführt werden können, um die Herrenteams aufzustocken und zu verjüngen. Im Gegensatz zu den Hochzeiten mit sechs spielten zuletzt nur noch drei Herrenmannschaften bei der SSG um Punkte, und Thomas Sturm ist sich nicht sicher, ob so viele auch wieder für die Saison ’22/23 gemeldet werden können.

Chancen durch Vierer-Mannschaft

Deshalb würde es der SSG-Funktionär begrüßen, wenn in allen Klassen auf Vierer- anstatt Sechser-Mannschaften umgestellt würde – „und dies nicht nur aus personellen Gründen“, sondern weil dann auch die Begegnungen wesentlich kürzer ausfallen würden, so dass am Abend noch Zeit für das beliebte Zusammensein bliebe.

Beim BSC Einhausen hatte man schon vor zehn Jahren vergeblich einen Antrag beim TT-Kreistag gestellt, komplett auf Viererteams umzustellen, „doch nun müsste man die Regelung zeitgemäß endlich anpassen“, so Club-Vorsitzender Bernhard Glanzner. Damit könnte man sich indes beim TSV Reichenbach nicht anfreunden, „denn in Sechser-Mannschaften kann man viel leichter aufrückende Jugendliche einbauen“, so Abteilungsleiter Werner Bitsch: „Zudem müssten wir dann mehr Teams bilden, um allen Spielern Einsatzmöglichkeiten zu bieten, was in kleinen Hallen wie bei uns zu Kapazitätsproblemen führen würde, denn für mehr Spiele bräuchte die TT-Abteilung auch mehr Hallenzeiten . . .“

Redaktion

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