Triathlon

Ironman-WM in Nizza hat mehr „Charme“ als auf Hawaii

Catherine Rossmann aus Heppenheim belegte bei den Titelkämpfen der Frauen Platz drei in ihrer Altersklasse

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rid/ü
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Catherine Rossmann aus Heppenheim auf der Radstrecke bei der Ironman-WM in Nizza; am Ende belegte sie Platz drei ihrer Altersklasse 35-39. © Marie Baab/Ryzon

Heppenheim. Der Ironman auf Hawaii mit dem strahlenden Sieger Patrick Lange ist dieser Tage in aller Munde. Aber auch eine Heppenheimerin wartete bei „ihrer“ Ironman-Weltmeisterschaft mit einem herausragenden Ergebnis auf. Bei der ersten Frauen-WM in Nizza ist Catherine Rossmann 1:11:26 Stunden durch das Mittelmeer geschwommen, dann 5:47 Stunden durch die Seealpen Rad gefahren und schließlich noch 3:24:15 Stunden gelaufen. Macht eine Endzeit von 10:31:35 Stunden. Damit wurde Rossmann beste deutsche Amateurin, belegte in ihrer Altersklasse (35 bis 39 Jahre) Rang drei. „Ich habe gehofft, relativ weit vorne zu sein. Dass ich schnellste Deutsche sein werde, hätte ich nicht gedacht“, blickt die 35-Jährige zurück.

Eigentlich schlägt ihr Herz, seit sie 14 ist und das ausrangierte Rennrad ihrer Mutter bekommen hatte, hauptsächlich für den Radsport. Doch auch den ein oder anderen Triathlon hat sie bereits absolviert. 2023, als die Männer erstmals zur Ironman-WM in Nizza antraten, saß sie vor dem Fernseher, verfolgte das Rennen und war fasziniert von der herausfordernden Radstrecke, die durch die Seealpen an der Cote d’Azur führte. „Da hat es mich gereizt, mich für die WM 2024 zu qualifizieren“, verrät sie.

Bisher hatte sich Rossmann eher „nach Bauchgefühl“ auf einen Triathlon vorbereitet, hat trainiert, was Spaß gemacht hat. Doch um sich für Nizza zu qualifizieren und dort gut abzuschneiden, engagierte sie lieber einen Trainer. Mit Nils Goerke funktionierte es sofort: „Er ist auch so eine Quasselstrippe wie ich“, lacht die Frau mit den langen blonden Haaren.

„Er hatte es nicht leicht mit mir, denn ich habe meinen eigenen Kopf.“ Das erklärt sie auch gleich: „Ich liebe an den Wochenenden lange Ausfahrten von sechs, sieben Stunden in den Odenwald. Das ist gut für das Seelenheil, fast wie Urlaub.“ Das aber passe nicht in einen Ironman-Trainingsplan. „Mein Trainer fand es nicht so lustig, wenn aus den vier, fünf geplanten Stunden auf einmal sieben wurden“, schmunzelt sie. Denn es galt, gut strukturiert zu trainieren.

Das war umso wichtiger, da Rossmann Vollzeit als Fachanwältin für Erbrecht arbeitet. Sie schwärmt von den Top-Bedingungen in Heppenheim, vom Freibad mit der Schnellschwimmerbahn, bedauert aber, dass es nicht mehr die Möglichkeit des Frühschwimmens gibt. Das sei für Berufstätige schlecht.

Das Stadion sei top, vor allem, dass die Öffentlichkeit die Bahn zum Laufen nutzen könne. Top-Bedingungen bietet auch die Umgebung zum Radfahren. „Wenn man es sich gleich geben will, dann fährt man sofort auf die Juhöhe rauf.“ An den Wochenenden begleitet sie oft Constantin Backmann beim Radtraining. Der Spezialist für Ultradistanz-Radrennen war auch in Nizza unterstützend dabei.

Unter zehn Stunden wollte sie bei der Quali in Klagenfurt bleiben – und blieb es mit 9:35 Stunden. „Vor Nizza hatte ich schon Respekt. Das war von den Höhenmetern nochmal herausfordernder als Klagenfurt.“ So hatte sie in Nizza auch nicht die Zeit im Blick, sondern wollte hauptsächlich genießen, dabei sein zu dürfen.

Exotin auf dem Rennrad

In Klagenfurt hatte sie die Radstrecke mit dem Zeitfahrrad zurückgelegt, in Nizza entschied sie sich aber für das bessere Fahrgefühl – also fürs Rennrad, mit dem sie am Berg und auf den Abfahrten schneller war. „Im Flachland, wo der Wind stand und wo man drücken konnte, da musste ich härter arbeiten. Aber für mich war es trotzdem die beste Entscheidung. Auch weil ich danach beim Laufen gemerkt habe, dass ich muskulär nicht so angeschlagen bin.“ Catherine Rossmann war dann übrigens die einzige, die mit einem Rennrad ganz vorne landete.

Ist die Ironman-WM auf Hawaii 2025 das nächste große Ziel? Eher nicht. Der „Mythos Hawaii“ sei schon reizvoll. Aber es sei „ein typisches Ami-Rennen“, sprich eine Strecke „ohne Charme“ auf einem Highway. Der Rundkurs in Nizza mit seinem „coolen Alpenpanorama“ sei da schon ansprechender, zudem würden unzählige Zuschauer anfeuern. Gegen Hawaii 2025 spreche auch, dass die Vorbereitung auf einen Ironman sehr zehrend und deutlich herausfordernder sei als der reine Radsport. Aber vielleicht nimmt sie 2026 wieder die Weltmeisterschaft in Nizza ins Visier – diesmal dann mit dem Zeitfahrrad. rid/ü

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