Handball

Flames zeigen Entschlossenheit

Beim leistungsgerechten Unentschieden gegen Bietigheim bricht Bensheim/Auerbach diesmal leistungsmäßig nicht ein

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Bensheim. Als das gute Schiedsrichterduo Hofmann/Hörath am Mittwochabend kurz nach 21 Uhr das Spitzenspiel der Frauenhandball-Bundesliga zwischen den Flames und der SG BBM Bietigheim abgepfiffen hatte, hatte man den Eindruck, als hätten die Gastgeberinnen eine Meisterschaft oder einen wichtigen Titel gewonnen. Bei den Spielerinnen, Verantwortlichen und Fans der HSG Bensheim/Auerbach gab es kein Halten mehr und die mit über 1500 Zuschauern voll besetzte Weststadthalle, die zuvor schon über 60 Minuten ein echter Hexenkessel war, verwandelte sich in ein Tollhaus.

Zurecht, denn die Schützlinge von Heike Ahlgrimm lieferten gegen die Übermannschaft der letzten Jahre aus Schwaben eine leidenschaftliche Vorstellung ab und belohnten sich dafür mit einem 29:29-Unentschieden. Eine Punkteteilung, die dem spannenden Spielverlauf absolut gerecht wurde, schaffte es doch keine Mannschaft, sich während der Spielzeit entscheidend abzusetzen.

Schon beim Warmmachen hatte man den Eindruck, dass sich die Flames für das Duell gegen den Deutschen Meister der letzten zwei Jahre sehr viel vorgenommen hatten – man musste nur in die Gesichter der Spielerinnen blicken. Alle voran in das von Kim Naidzinavicius, die strahlte und sich auf das Duell gegen das Team, dessen Trikot sie noch in der Vorsaison getragen hatte, sichtlich freute. Doch auch Vanessa Fehr wirkte höchst konzentriert, als sollte die Torhüterin der Flames schon im Vorfeld wissen, dass sie zur überragenden Akteurin ihrer Mannschaft avancieren und mit ihren Paraden und sogar einem erzielten Treffer maßgeblichen Anteil am Punktgewinn haben sollte.

Torfrau Fehr in Glanzform

Fehr stand dann von Beginn an im Mittelpunkt der Partie, wehrte einen Angriff nach dem anderen ab, holte sich dadurch die nötige Sicherheit und so kam es, dass die SG BBM zunächst zwar immer knapp in Führung lag, sich aber nie absetzen konnte. Naidzinavicius tat sich in der Anfangsphase zunächst noch schwer gegen ihr Ex-Team, dieses wusste aber auch um die Stärken der Rückraumspielerin und störte „Kimmi“ wenn möglich schon bei der Ballannahme.

Das schaffte wiederum Freiräume für Lucie Kretzschmar, die trotz dick bandagiertem Knie ihre Wurfgewalt unter Beweis stellte und die Flames mit zwei Toren zum zwischenzeitlichen 4:4 im Spiel hielt (Lisa Friedberger traf in der Anfangsphase zweimal von der Siebenmeterlinie). Eine treffsichere Ndidi Agwunedu (Quote 100 Prozent) brachte die Gastgeberinnen in der 19. Spielminute erstmals mit 11:10 in Führung. Die Linksaußen der Flames war es dann auch, die mit dem Pausenpfiff einen in einer von Heike Ahlgrimm in einer Auszeit angesagten letzten Angriff bei acht verbleibenden Sekunden zum vielumjubelten 15:15-Halbzeitstand abschloss.

Wenn man sich in der Pause in der Weststadthalle umhörte, dann zeigten sich die Zuschauer begeistert vom Auftritt ihrer Mannschaft, viele hatten aber die Befürchtung, dass die Flames dem intensiven und kräftezehrenden Spiel der ersten 30 Minuten Tribut zollen sollten. Mitnichten – die Ahlgrimm-Schützlinge kamen frisch und motiviert aus der Kabine. Kim Naidzinavicius, die sich von Spielminute zu Spielminute zu steigern wusste und inzwischen als Spielgestalterin und Torschützin restlos zu überzeugen wusste, brachte die Flames wieder mit 16:15 in Front.

Nichts für schwache Nerven

Die Bensheimerinnen konnten den Vorsprung zwischenzeitlich sogar auf zwei Tore ausbauen, nach einer 21:19-Führung (39.) kam es aber zum von vielen erwarteten Bruch im Spiel der Flames. Angriffe wurden nicht sauber zu Ende gespielt und Bälle unnötig vertändelt. Bietigheim führte plötzlich 23:21 und es schien so, als sollte der Meister die Partie nun an sich reißen können.

Doch die Flames kämpften sich zurück, Vanessa Fehr avancierte zu einem fast unüberwindbaren Bollwerk, Sarah von Gulik brachte die Gastgeberinnen mit einem sicher verwandelten Siebenmeter auf 22:23 zurück und erneut Ndidi Agwunedu (45.), sorgte für den 23:23-Ausgleich. Bensheim war zurück im Spiel.

Die Schlussviertelstunde war dann nichts für schwache Nerven. Bietigheim lag immer ein Tor in Führung, den Flames gelang aber auch immer wieder der Ausgleich. Mit 29:29 ging es in der letzten Spielminute, Bietigheim hatte Ballbesitz, schaffte es aber nicht mehr, sich gegen Fehr, die in den Schlusssekunden noch einen Wurf abwehrte, durchzusetzen – und danach gab es kein Halten mehr für die Spielerinnen und die Fans der Flames. net

Besonderer Dank ans Publikum: „Die Fans haben die Mannschaft getragen“

Heike Ahlgrimm (Trainerin der Flames): Wir haben heute viele Kleinigkeiten richtig gemacht und uns diesen Punkt in jeder Hinsicht verdient. Grundlage des Unentschiedens war eine starke Teamleistung, aus der mit Vanessa Fehr unsere Torhüterin herausragte. Wir hatten über die gesamte Spielzeit keinen echten Hänger, selbst Mitte der zweiten Halbzeit, als Bietigheim mit zwei Toren in Führung ging. Da haben sich die Mädels zurückgekämpft und am Ende auch den einen Punkt redlich verdient.

Wir wissen dieses Ergebnis, das sich wie ein Sieg anfühlt, aber auch richtig einzuschätzen, werden heute feiern, aber dennoch auf dem Boden bleiben, denn wir wissen, wo wir herkommen. Großen Dank gilt es dem Publikum zu sagen. Ich bin ja jetzt schon lange in Bensheim, das heute war aber überragend. Die Fans haben die Mannschaft getragen und die hat ihr das dann mit dem Unentschieden zurückgezahlt. Das würden wir uns auch bei den kommenden Heimspielen so wünschen.

Jakob Vestergaard (Trainer von Bietigheim): Wir wussten im Vorfeld, dass es hier nicht einfach wird. Mit unserer Defensivleistung bin ich zufrieden, in der Summe konnten wir aber zu viele freie Würfe nicht verwerten und haben zu viele einfache Fehler gemacht. Bensheim hatte dazu eine überragende Torhüterin und aus diesem Grund hat es für uns nur zu einem Punkt gereicht. Den hat sich Bensheim mit einer starken Vorstellung und bei einer Super-Stimmung in der Halle aber auch verdient.

Vanessa Fehr (Torhüterin der Flames und „Fackel“ des Spiels): Danke an die Fans, die uns heute getragen haben. Mein Körper fühlt sich jetzt an, als wäre ein Lkw darübergefahren, doch es hat sich absolut gelohnt.

Xenia Smits (Käpitänin von Bietigheim): Heute hatten wir Glück. Wir wussten, dass es nicht leicht ist, die Punkte aus Bensheim mitzunehmen. Der Thüringer HC hat es schon nicht geschafft. Heute haben wir viele Gelegenheiten nicht richtig zu Ende gespielt. net

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