Elsenfeld/Bensheim. Plichtaufgabe erfüllt: Die Flames haben am Samstagabend in Elsenfeld gegen den sieglosen BSV Sachsen Zwickau mit 43:38 (16:18) gewonnen und bleiben nach dem sechsten Spieltag in der Handball-Bundesliga der Frauen (HBF) mit 10:2 Punkten auf Tabellenplatz zwei. Beste Werferinnen der HSG Bensheim/Auerbach waren vor knapp 500 Zuschauern Lucie Kretzschmar (zwölf Tore) und Nina Engel (elf), die in der zweiten Halbzeit aufdrehten. Die ersten 30 Minuten verliefen jedoch enttäuschend – und bereits kurz zuvor hatte es eine schlechte Nachricht gegeben: Luisa Gürtelschmied war im Abschlusstraining umgeknickt und stand nicht im Kader.
Im Ausweichquartier in der Untermainhalle, in dem die Flames wegen der fehlenden Gegentribüne in der Weststadthalle nach HBF-Vorgaben ein „Heimspiel“ bestreiten müssen, brachten Mareike Thomaier und Kretzschmar ihre Mannschaft 2:0 in Führung (2. Spielminute). Jule Polsz, die nach ihrem Auftritt gegen Blomberg (13 Tore) für Amelie Berger in die Startaufstellung gerückt war, scheiterte per Siebenmeter an BSV-Torfrau Viktoria Gyori und verpasste so die 3:0-Führung (4.).
Dann häuften sich die Fehler. Kretzschmar scheiterte beim Stand von 3:3 an Gyori (6.), im Gegenzug brachte Laura Penzes vom Siebenmeterpunkt erstmal die Gäste in Führung – 4:3 (7.). Und die Flames? Sie fanden keine Antwort. Defensiv war die Mannschaft von Trainerin Ilka Fickinger nicht aggressiv genug, BSV-Rückraumspielerin Silje Brøns Petersen kam zu leicht zu ihren insgesamt neun Toren. Auch gegen Kreisläuferin Laura Szabo fand Bensheim/Auerbach kaum Mittel.
Zudem unterliefen den Flames zu viele Fehler. Nachdem Meike Schmelzer beim Stand von 7:8 leichtfertig den Ball hergegeben hatte, griff Fickinger zur Auszeit (15.). Danach wurde es kaum besser. Jule Polsz traf von Rechtsaußen BSV-Torfrau Gyori am Kopf und musste dafür eine Zeitstrafe hinnehmen (16.). Zwickau erhöhte auf 9:7, dann traf Mia Ziercke von Linksaußen nur das Lattenkreuz (16.). Engel vergab zudem den insgesamt dritten Siebenmeter für die Flames und wenige Sekunden später lagen diese 7:10 in Rückstand (18.). Bis zum 16:18-Halbzeitergebnis blieb es ein fehlerhaftes Spiel.
Lucie Kretzschmar, Nina Engel und Vanessa Fehr ragen heraus
Nach dem Seitenwechsel schwächte sich Zwickau mit drei Zeitstrafen in den ersten fünf Minuten selbst. Bensheim/Auerbach konnten das nur bedingt nutzen. Kretzschmar kam beim Stand von 19:21 frei zum Wurf, scheiterte aber an Gyori (34.). Im Gegenzug erhöhte Julia Niewiadomska, die in der Flames-Jugendakademie ausgebildet wurde, auf 22:19 für Zwickau.
Dass die HSG wieder herankam, hatte sie ihrer individuellen Klasse zu verdanken. Erst hielt Engel mit zwei Toren auf 20:22 (35.) und 21:23 (36.) ihre Mannschaft im Spiel, dann parierte Fehr den Wurf von Niewiadomska, ehe es abermals Engel war, die diesmal ins leere Tor zum 22:23 traf (37.). Es war die entscheidende Phase des Spiels, weil die Flames in diesen Minuten das zeigten, was jeder wusste: dass sie die bessere Mannschaft sind. Fehr parierte, dann kam Kretzschmar mit Geschwindigkeit aus dem Rückraum und erzielte das 23:23 (38.). Selbst eine Zeitstrafe gegen Engel, die im Zweikampf zu fest zugepackt hatte, stoppte die Flames nicht. Thomaier übernahm Verantwortung vom Siebenmeterpunkt, erzielte die Führung zum 24:23 (39.) und erhöhte dann auf 25:23 (40.). Nach dem 25:24 per Siebenmeter begann die Show von Kretzschmar (drei Tore) und Engel (zwei), die dank Fehrs Paraden mit einem 5:1-Lauf ihr Team voranbrachten – 30:25 (44.).
Plötzlich stimmte auch das Zweikampfverhalten. Stark war, wie Kretzschmar, nachdem sie den Ball verloren hatte, diesen gleich wieder eroberte und zum 31:26 abschloss (47.). Alles, was danach kam, war Zugabe. Amelie Berger schlenzte den Ball von Rechtsaußen über die Torhüterin zum 33:27 (49.) – Zwickau konnte nichts mehr entgegensetzen. Die Flames hatten einfach mehr individuelle Klasse als der BSV.
Abwehrleistung über weite Strecken „indiskutabel“
Ilka Fickinger war trotz des Sieges gegen Zwickau alles andere als fröhlich: „Die Abwehr nagt an mir“, sagte die Trainerin der Flames. Über weite Strecken sah Fickinger eine „Abwehr ohne Körperkontakt“, was für sie „indiskutabel“ war. „Das bin ich von uns gar nicht gewohnt.“
Lucie Kretzschmar drückte es etwas charmanter aus: „Wir sind damit nicht ganz so zufrieden.“ Gleichwohl sagte die beste Werferin des Spiels: „So lange wir mehr als ein Tor erzielen, kann uns das egal sein.“ BSV-Trainer Norman Rentsch befand: „Wir haben viele Möglichkeiten ausgelassen.“
Das lag nicht zuletzt an Flames-Torhüterin Vanessa Fehr, die in der zweiten Halbzeit mehrfach glänzte, mit der Fangquote trotzdem unter 30 Prozent blieb. „Wenn man nur das Ergebnis sieht, denkt man, dass ich gar nichts gehalten habe“, sagte Fehr. Zudem sprach sie von einem „Run-and-Gun-Spiel“, also einem Spiel, das sich durch kurze Ballbesitzphasen und zeitnahe Torabschlüsse auszeichnet. Obwohl die Flames in der zweiten Halbzeit das Spiel drehten, bekamen sie mehr Gegentore (20) als in der ersten (18).
Fehr war daher nicht ganz zufrieden, zumal sie sich im Heimspiel gegen Dortmund Anfang Oktober einen Muskelfaserriss zugezogen hatte und ihr daher Spielpraxis fehlte: „Es hat noch nicht alles gepasst.“ Ähnlich ging es Nina Engel, die sich gegen den BVB einen Bänderriss zugezogen hatte: „Ich habe am Anfang etwas gebraucht, mich dann aber ganz gut reingearbeitet“, sagte die Nationalspielerin. Mit elf Toren war sie zweitbeste Werferin der Flames.
Flames - Zwickau 43:38
HSG Bensheim/Auerbach : Fehr, van Beurden – Thomaier (8/darunter 3 Siebenmeter), Berger (2), Hurst (2), Engel (11/2), Ehlert (5), Schmelzer (1), Kretzschmar (12), Ziercke (2), Polsz.
Beste Werferin von Zwickau : Silje Brøns Petersen (9).
Schiedsrichter: Gimmler/Rips (Magdeburg/Stendal). – Siebenmeter : 8/5 (verwandelt 5/5). – Zeitstrafen: Polsz, Kretzschmar, Engel / Brøns Petersen, Kähr (2), Steverink, Penzes. – Zuschauer : 500.
Der „Spielfilm “: 2:0 (2.), 3:1 (5.), 3:3 (6.), 6:6 (11.), 7:10 (18.), 12:12 (24.), 16:18-Halbzeitstand. – 17:20 (32.), 19:22 (35.), 23:23 (38.), 25:24 (41.), 30:25 (44.), 34:30 (52.), 38:34 (57.), 43:38-Endstand.
So geht‘s weite r: Metzingen – Flames (Mi., 19.30 Uhr).
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