Handball

Flames nach einer sehr schwierigen Saison nur Zehnter

Von 
Eric Horn
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© Jürgen Strieder

Bensheim. Auf der einen Seite drei Punkte gegen den Thüringer HC, ein Heimerfolg gegen die TuS Metzingen und im 13. Anlauf endlich der erste Sieg und Punktgewinn gegen die HSG Blomberg-Lippe, andererseits aber Niederlagen gegen die beiden Liga-Schlussleuchten HL Buchholz-Rosengarten und BSV Sachsen Zwickau – die Bundesliga-Handballerinnen der HSG Bensheim/Auerbach sorgten in der Saison 2021/22 für einige besondere Momente, mussten allerdings auch einige Rückschläge einstecken.

Am Ende reichte es nach zuvor drei einstelligen Platzierungen in Folge für die Flames im fünften Jahr nach dem Wiederaufstieg im Abschlussklassement diesmal zu Rang zehn im Oberhaus. „Wir hatten uns mehr vorgenommen, aber es ist jetzt eben so“, sagt Heike Ahlgrimm zum Abschneiden ihrer Mannschaft. „Wir wussten, dass es schwer werden würde. Die Liga war in diesem Jahr sehr eng“, so die Trainerin.

Bundesliga-Spielzeit in Zahlen



  • In der Flames-Bundesliga-Bilanz 2021/22 stehen acht Siege, 17 Niederlagen und ein Unentschieden. Das einzige Remis erzielte die HSG Bensheim/Auerbach zum Saisonauftakt mit dem 22:22 beim Thüringer HC.
  • In der Gesamttabelle liegen die Flames auf Rang 10 mit 17:35 Punkten und 741:784 Toren. In der Heimtabelle ist für Bensheim/Auerbach mit 10:16 Punkten der 9. Platz, in der Auswärtstabelle mit 7:19 Punkten der 12. Rang notiert.
  • Der höchste Sieg gelang der HSG mit34:25 auswärts bei Bayer Leverkusen, die höchste Niederlage setzte es mit 29:43 beim Deutschen Meister Bietigheim.
  • Laut Statistik des Ligaverbandes HBF (Handball Bundesliga Frauen) besuchten 4827 Zuschauer die 13 Heimspiele der Flames in der Weststadthalle. Pro Partie ist das ein Schnitt von 371 Besuchern.
  • Im Zuschauer-Ranking der Liga bedeutet dies Position zehn. Corona-bedingt galt für die meisten Begegnungen in der Weststadthalle eine Beschränkung der Zuschauerzahl , die in Hessen im April aufgehoben wurde. In Vor-Corona-Zeiten lag die HSG mit durchschnittlich rund 1200 Zuschauern mit an der Spitze der Publikums-Rangliste.
  • Beste Werferin im Flames-Team war in dieser Spielzeit erneut Lisa Friedberger mit 139 Toren. In der Scorerliste der Liga landete die Kapitänin mit dieser Quote auf Platz sechs, einen Treffer hinter den Positionen fünf und vier (Alina Grijseels und Munia Smits).
  • Unter den Top 25 ist zudem Ines Ivancok (19./105) platziert. Myrthe Schoenaker (27./96) und Sarah van Gulik (55./73) sind die nächsten Flames-Spielerinnen in dieser Aufstellung.
  • Von 136 Siebenmetern verwandelten die Flames 104: Lisa Friedberger (78/100) Myrthe Schoenaker (13/15), Sarah van Gulik (12/20) und Ines Ivancok (1/1).
  • Abgänge der HSG sind Saskia Fackel, Christin Kühlborn (beide FSV Mainz 05) und Ines Ivancok (Mosonmagyarovari KC/Ungarn).
  • Anfang Juli beginnen die Flames die Vorbereitung auf die Saison 2022/23. Am 16. Juli wird das Team auf dem Beauner Platz der Öffentlichkeit vorgestellt. Am 27./28. August erfolgt die zweite, erneut hochkarätig besetzte Auflage des Dentsply Sirona-Cup in der Weststadthalle.
  • Das erste Bundesliga-Heimspiel steht für die HSG Bensheim/Auerbach am 10. September gegen Bayer Leverkusen an.

Am Ende fehlten der HSG zwei Punkte auf Rang neun und vier auf Position acht. Zähler, die man in den Partien gegen Buchholz-Rosengarten und Zwickau liegenließ. „Wir haben das erste Mal unsere Hausaufgaben nicht gemacht.“ In den Spielzeiten zuvor hatten die Flames regelmäßig die Pflichtsiege gegen die Abstiegskandidaten eingefahren. Hinzu kam in ’21/22, dass die Bensheimerinnen in knappen Duellen einige Male den Kürzeren zogen wie etwa in den beiden umkämpften Hessenderbys gegen die HSG Bad Wildungen oder in der Heimpartie gegen Bayer Leverkusen. „Das waren bittere Punktverluste“, so Ahlgrimm.

Die personellen Startbedingungen für die Flames im Sommer 2021 waren kompliziert. Wegen einer Verletzung aus der Vorsaison stand Alicia Soffel (knöcherner Bänder- und Kreuzbandriss) die gesamte Saison nicht zur Verfügung. Lotta Heider (Kreuzbandriss) und Isabell Hurst (Schulter) fehlten beim Start, ebenso wie Sarah Dekker, die sich in der Sommerpause einer Knieoperation unterziehen musste. Leonie Kockel erlitt im ersten Saisonspiel beim THC einen Kreuzbandriss. Dazu kamen im Verlauf der Meisterschaft weitere Verletzungen von Hurst, Elisa Stuttfeld, das Saison-Aus für Dekker sowie mehrere Corona-Ausfälle.

Sorgen bereitete Flames-Trainerin Heike Ahlgrimm (rechts, im Gespräch mit Sarah van Gulik) die Abwehrarbeit, wobei auch das Zusammenspiel zwischen Torhüterin und Feldspielerinnen besser werden muss. Foto links: Myrthe Schoenaker (8), die eine starke Saison spielte, und Ines Ivancok (29) vor Helen van Beurden. © Müller/Strieder

„Es war personell und mental ein sehr schwieriges Jahr für uns“, blickt Ahlgrimm zurück. Der Spiel- und dadurch auch der Trainingsplan mussten immer wieder kurzfristig angepasst werden, Spielerinnen kehrten aus der Genesung direkt aufs Feld zurück. „Wir sind nicht richtig in den Rhythmus gekommen, das ging anderen Mannschaften aber ähnlich.“

Im März und April kassierten die Flames sieben Niederlagen in Serie und rutschten in die Nähe der Abstiegszone ab. Nach dem 32:33 bei der TuS Metzingen am 22. Spieltag rief Heike Ahlgrimm den Kampf um den Ligaerhalt aus. „An diesem Wochenende hat alles gegen uns gespielt. Das war eine sehr schwierige Situation und die Abstiegsgefahr war sehr präsent.“ Der Coup in Blomberg sowie der Hausaufgaben-Erfolg gegen die Luchse aus Buchholz-Rosengarten bewirkten schließlich Entspannung bei der Handballspielgemeinschaft.

Fortschritte im Angriffsspiel

Trotz der wechselhaften Saison bescheinigt die Trainerin ihrer Truppe auf verschiedenen Sektoren Fortschritte. „Im Angriff haben wir viele spielerische Lösungen gefunden.“ Von den Außen sowie vom Kreis hat sich die Abschlussquote ebenfalls verbessert. In puncto Individualleistungen hebt die 46-Jährige ihre Kapitänin Lisa Friedberger und Myrthe Schoenaker hervor. „Lisa hat einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Sie ist der Kopf der Mannschaft und war richtig stark.“ Mit der ebenso kurzfristigen wie überraschenden Verpflichtung von Schoenaker landete die HSG einen Volltreffer. Die 29-jährige Rückraumakteurin startete nach einem Jahr mit wenig Einsatzzeit in Blomberg an der Bergstraße durch. „Myrthe ist für uns in Abwehr und Angriff zu einer sehr wichtigen Spielerin geworden.“

„Wir brauchen unsere Fans“

Personell erscheinen die Bedingungen für die Flames im Vorfeld der Bundesliga-Saison 2022/23 deutlich freundlicher als im Vorjahr. Alicia Soffel und Leonie Kockel kehren Anfang Juli zum Beginn der Vorbereitung ins Teamtraining zurück. Mit Kockel und Holste kann Heike Ahlgrimm nun wieder mit zwei Linkshänderinnen für die rechte Halbposition planen.

Der Rückraum ist mit diesem Duo sowie Lisa Friedberger, Myrthe Schoenaker, Sarah van Gulik, Lucie-Marie Kretzschmar, Alicia Soffel und Neele Orth, die wegen eines Bruchs im Mittelfuß später in den Übungsbetrieb einsteigen wird, breit aufgestellt. Von dieser starken Rückraum-Crew verspricht sich Ahlgrimm mehr leichte Tore aus der zweiten Reihe. Da Sarah Dekker wegen einer Knorpelbehandlung im Knie die nächste Spielzeit verpassen wird, bilden Jana Haas und Lotta Heider das Duo für Rechtsaußen. Auf der linken Außenbahn sollen Elisa Stuttfeld und Ndidi-Silvia Agwunedu wirbeln, die Arbeit am Kreis obliegt weiterhin Dionne Visser und Isabell Hurst.

Heike Ahlgrimm hofft, dass ihre talentierte Mannschaft bei den zukünftigen Auftritten in der Weststadthalle wieder von mehr Zuschauern unterstützt wird. „Wir brauchen unsere Fans als achten Mann.“ Nach den corona-bedingten Beschränkungen der beiden vergangenen Bundesliga-Runden peilen die Flames die Marke von 800 bis 1000 Zuschauern an. „Um wieder in diese Bereiche zu kommen, müssen wir die entsprechenden sportlichen Leistungen abliefern.“

Mit Lisa Friedberger und Isabell Hurst zählen seit dieser Saison zwei Flames zum erweiterten Kader der deutschen A-Nationalmannschaft. Jana Haas (U 18) und Lotta Heider (U 20) schlagen in den Juniorinnen-Auswahlteams des DHB auf. „Darauf kann der Verein stolz sein“, meint Heike Ahlgrimm mit Blick auf das Quartett.

Sorgenkind der Flames war in der Runde ’21/22 die Abwehr. Eine Entwicklung, die der ehemaligen Abwehrspezialistin Ahlgrimm missfällt. „Das müssen wir wieder in den Griff kriegen.“ Die Bensheimerinnen mussten die drittmeisten Gegentore der Liga (784) hinnehmen. Das führte dazu, dass 32 selbst erzielte Treffer in Metzingen oder 34 in Bad Wildungen nicht zu zwei Punkten reichten. „Mit so vielen Toren muss man normalerweise auswärts gewinnen.“ Dennoch gab es Positives in der Defensive zu verzeichnen. Die Einführung der 5:1-Formation neben der etablierten 6:0-Deckung bewährte sich als taktisches Mittel. Beim 29:24 in Blomberg war die 5:1-Variante die Grundlage für den Erfolg. „Daran werden wir festhalten.“

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Einen Schub für die Abwehr erhofft sich Heike Ahlgrimm durch die Neuzugänge Lucie-Marie Kretzschmar (Sport-Union Neckarsulm), Ndidi-Silvia Agwunedu (HSG Blomberg-Lippe) und Lilli Holste (TSV Bayer 04 Leverkusen). „Alle drei sind sehr gute Abwehrspielerinnen und haben Bock auf Abwehr.“ Von effektiverer Arbeit in der Deckung sollen die Torhüterinnen Vanessa Fehr und Helen van Beurden profitieren. „Wir haben die beiden oft alleine gelassen, eine gute Abwehr funktioniert nur im Zusammenspiel zwischen Feld und Tor.“

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