Bensheim. Nach dem Jubeltanzkreis und der obligatorischen Pressekonferenz kamen die Tränen: Der 38:25-Sieg der HSG Bensheim/Auerbach am frühen Samstagabend in der Weststadthalle im K.o.-Match gegen Frisch Auf Göppingen war die Ouvertüre für die Abschiedszeremonie, die nach jeder Spielzeit ansteht. In diesem Jahr waren die Flames-Handballerinnen früh dran mit den Verabschiedungen. Üblicherweise werden die Abgänge aus dem Staff und dem Kader nach dem letzten Heimspiel der Saison verabschiedet.
Dass die HSG nun am kommenden Samstag (17.) gegen den VfL Oldenburg die definitiv letzte Partie in der Runde 2024/25 in der Arena am Berliner Ring bestreiten kann, war erst nach dem Erfolg gegen Göppingen klar. Bei einer Niederlage hätten die Flames direkt in die Sommerpause starten können. „Es war ja nicht sicher, ob wir noch ein Heimspiel haben werden, deswegen haben wir uns entschieden, es nach dem Göppingen-Spiel zu machen“, erklärte Flames-Geschäftsführer Michael Geil.
Rückblick auf die rasante sportliche Entwicklung der letzten Jahre
Auch wenn der endgültige Abschied von Trainerin Heike Ahlgrimm, Co-Trainer Marcus Quilitzsch sowie den Spielerinnen Alicia Soffel und Edita Nukovic erst nach der Partie gegen Oldenburg erfolgt, fiel die Zeremonie am Samstag bereits emotional aus. Michael Geil hatte extra zwei große Packungen Tempotaschentücher mitgebracht. „Ich habe rational gewusst, dass der Moment kommt und dass es emotional sehr schwer wird: Eine Legende geht“, sagte er tief bewegt zum Abschied von Heike Ahlgrimm, die den Verein nach zehn Jahren verlässt und zum DHB wechselt. Neun Jahre war die 49-Jährige für das Bundesliga-Team verantwortlich. Unter ihrer Leitung ging es für die Flames aus der 2. Liga nach dem Aufstieg über das Pokalfinale bis zur deutschen Vizemeisterschaft und ins Viertelfinale der European League.
„Europa – es war bei uns bei Strafe verboten, das Wort auch nur in den Mund zu nehmen“, blickte Geil auf die rasante sportliche Entwicklung der vergangenen Jahre zurück. Die Zusammenarbeit mit der Trainerin sei stets von gegenseitigem Respekt und Vertrauen geprägt gewesen. Die erfolgreichen Jahre unter Ahlgrimm werden sich als besonderer Abschnitt in der Geschichte der Flames ins kollektive Gedächtnis des Vereins einprägen, so der Geschäftsführer. Für ihre Verdienste um die HSG erhielt Heike Ahlgrimm aus den Händen von Michael Geil in einem Schmuckkästchen den „Ring of Flames“. Die Halle feierte die Coachin mit stehenden Ovationen und „Heike“-Sprechchören.
Kapitänin Lisa Friedberger hob, neben den sportlichen Qualitäten, das „Einfühlungsvermögen“ und „die menschliche Art“ Ahlgrimms hervor: „Du hast eine Ära geprägt.“
Lucie Kretzschmar übernahm die Verabschiedung ihrer Rückraumpartnerin Alice Soffel
Heike Ahlgrimm, die ursprünglich nicht vorhatte, eine Abschiedsrede zu halten („Ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt“), ergriff anschließend doch das Wort. Sie bedankte sich sichtlich gerührt für die entgegengebrachte Wertschätzung und die Unterstützung in den vergangenen Jahren von allen Seiten. Die ehemalige Nationalspielerin blickte ebenfalls zurück auf den gemeinsamen Weg: vom Aufstieg in die 1. Liga, dem Klassenerhalt mit gerade mal neun Punkten bis zur Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb. „Es war mir eine Ehre. Ich bin stolz darauf, dass ich hier Trainerin sein durfte. Nun ist der richtige Moment gekommen, um zu gehen.“
Für Rückraumakteurin Alicia „Alice“ Soffel endet nach fünf Jahren das Kapitel HSG. Gemeinsam mit Lucie Kretzschmar bildete die 26-Jährige in den vergangenen drei Jahren das Pärchen im halblinken Rückraum. Auf ausdrücklichen Wunsch von Alice Soffel übernahm Lucie Kretzschmar die Verabschiedung ihrer Positionspartnerin. Dabei unterstrich Kretzschmar Soffels „empathische und liebevolle“ Art und ihre besonderen Wert als Mensch für das Team: „Du machst jede Mannschaft besser – sportlich und menschlich.“
Zu Alicia Soffel gab es von ihren Mannschaftskolleginnen zusätzlich noch ein paar Insider-Informationen: Alice ist per se Rock ‚n‘ Roll, sie ist die beste YMCA-Tänzerin und die Nummer eins im „Bier-Tornado“.
Endgültiges Abschiednehmen am kommenden Samstag in der Weststadthalle
Soffel, die zur Sport-Union Neckarsulm wechselt, schaute zurück auf ihre „unglaubliche Reise“ bei der HSG: zweimal im Pokal-Final-Four, zweimal in der European League, Vizemeisterschaft. „Verrückt“, sagte sie angesichts ihrer persönlichen Flames-Bilanz. Für Rührung in der Halle sorgten zudem Alicia Soffels Dankesworte an ihren Vater Markus, der die Handballkarriere seiner Tochter von Anfang an begleitet und nahezu alle Spiele der HSG – auswärts und zu Hause – live in der Halle verfolgt hat. So auch am Samstag. „Danke, Papa, dafür, dass du mich immer unterstützt.“
Nach einem einjährigen Gastspiel endet auch für Kreisspielerin Edita „Edi“ Nukovic das Kapitel beim Vizemeister des Vorjahres. Jule Polsz beschrieb ihre Zimmerkollegin bei Auswärtsreisen als „verpeilt, chaotisch und liebenswert“. Marcus Quilitzsch war ebenfalls ein Jahr bei den Flames. Michael Geil dankte dem Co-Trainer für die fruchtbare Zusammenarbeit.
Das endgültige Abschiednehmen vom Flames-Quartett und der Saison 2024/25 erfolgt am kommenden Samstag ab 18 Uhr in der Weststadthalle. Im Finale um Platz fünf zwischen der HSG und dem VfL Oldenburg bucht der Gewinner gleich zwei Tickets: eines für die European League und eines für das Viertelfinale im DHB-Pokal – inklusive Heimspielrecht.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/sport/lokalsport_artikel,-lokalsport-bergstrasse-flames-handball-abschied-_arid,2303789.html