Weinheim. Jochen Ingelmann studiert Jura. Der Mann mit Gerechtigkeitssinn wird sich Anfang dieser Woche gefragt haben, ob es von den Verantwortlichen der TSG 62/09 Weinheim fair war, ihn von seinem Trainerjob beim Fußball-Verbandsligisten zu entbinden. Immerhin hatte der Tabellen-14. vier seiner insgesamt nur zehn Punkte aus den letzten drei Spielen geholt. Es gibt bessere Zeitpunkte für eine Trennung – auch wenn die erschreckende erste Halbzeit beim 0:3 vor 60 Zuschauern gegen Bruchsal eine Begründung geliefert haben mag.
Sagen will der 28-Jährige dazu lieber nichts, zu groß ist die Enttäuschung. Ingelmann hatte die Verantwortung nach der Trennung des Vereins von Seydou Sy vor knapp zwei Jahren übernommen und mit der Mannschaft in der schwierigen Corona-Zeit den Ligaverbleib geschafft. Am Montag verabschiedete er sich von den Spielern, am Mittwochabend leitete bereits der neue Mann das Training: Der Mannheimer Marcel Abele tritt bei den Weinheimern seinen ersten Posten als Senioren-Trainer an.
„Die Entscheidung ist uns mehr als schwer gefallen, wir haben sehr lange abgewartet“, sagt Thomas Felber, der als stellvertretender Abteilungsleiter für den Sport zuständig ist. „Mit Jochen Ingelmann hatten wir einen engagierten und motivierten jungen Trainer, der in der vergangenen Runde fast alles richtig gemacht hat. In dieser Runde fehlte der notwendige Erfolg, was zu erheblichem Druck in Mannschaft und Umfeld geführt hat. Wir sind der Meinung, dass wir Veränderungen vornehmen und neue Reizpunkte setzen müssen, um die Saison einigermaßen ordentlich zu gestalten.“
Heimschwäche ein Faktor
In dieser Saison fehlte schlicht die Konstanz, daheim heimsten die auf dem Relegationsplatz stehenden Weinheimer nur beim 3:3 gegen den SV Waldhof II einen Punkt ein. Das lag nicht nur an den da noch dauerhaft verletzt fehlenden Gregor Zimmermann, Luigi Crisafulli und Jonas Ripper. In der Kaderzusammenstellung wird ein Zielspieler vermisst, und vor allem fehlt es an Männern, die in der überwiegend jungen Mannschaft Führungsqualitäten auf den Rasen bringen.
Diese Führungsqualitäten soll nun Abele einbringen. „Für uns war es maßgeblich, dass ein neuer Trainer unseren Weg mitgeht“ sagt Felber. „Unterstützt von einigen erfahrenen Spielern, soll das Gesicht der aktiven Mannschaften bei der TSG Weinheim aus jungen motivierten Spielern bestehen. Diesen Weg möchte Marcel Abele mitgehen.“ Der 35-Jährige, der beim Karlsruher SC ausgebildet wurde und seine Karriere nach einigen Profijahren zuletzt unter Dirk Jörns beim VfB Gartenstadt ausklingen ließ, ist DFB-Stützpunkt-Trainer in Mannheim. Er war auch für die Sportfreunde Siegen, Wormatia Worms und die Spielvereinigung Neckarelz im Einsatz.
Abele sieht Qualität
„Als Thomas Felber und Rana Nag an mich herangetreten sind, musste ich nicht lange zögern. Die Mannschaft hat deutlich mehr Potenzial, als es der Tabellenstand zeigt. Ich kenne einen Großteil der Spieler und glaube, dass die Qualität für die Verbandsliga da ist“, sagt Abele, der in Mannheim lebt und als Betriebswirt dort auch arbeitet. „Wir haben jetzt noch vier Spiele bis zur Winterpause, da müssen wir noch Punkte sammeln und dann die Zeit nutzen, um an der einen oder anderen Position noch personell nachzulegen.“
Anfangen will die TSG 62/09 damit am Sonntag (14.30 Uhr) bei Aufsteiger VfL Kurpfalz Neckarau. „Das ist ein Spiel, für das wir alle Fußball spielen“, sagt Abele, der von Co-Trainer René Uhrig und Teammanager Kai Altig unterstützt wird. AT/ü
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