Mannheim. Sie wollen Landesliga-Fußball spielen, eine neue Mannschaft formieren und die Negativschlagzeilen der Vorsaison durch den Verbandsliga-Abstieg vergessen machen. Die Realität beim VfL Kurpfalz Neckarau ist jedoch eine andere. Der Ligastart ging daneben: Zwei Spiele, zwei Niederlagen – Tabellenletzter. Die jüngste Vergangenheit lässt den Mannheimer Traditionsverein nicht los, denn die Gründe für die Misere sind genau dort zu finden.
„Ich habe den Verein zusammen mit Bernd Wiegand in der letzten Saison interimsweise übernommen, damit die Runde zu Ende gespielt werden kann. Wir haben dann lange überlegt, ob wir nach 22 Abgängen überhaupt einen konkurrenzfähigen Kader für die neue Saison stellen können. Nun konnten wir aber noch einige – vor allem junge Spieler – nach Neckarau holen und sind zuversichtlich“, erklärt VfL-Coach Feytullah Genc, der bisher nicht auf seine komplette Kaderstärke zurückgreifen konnte.
Beispiel: Beim 0:6 am Sonntag in St. Leon stand ein Feldspieler im Tor. Durch Verletzungen, Urlaub oder fehlende Spielberechtigungen war der VfL stark dezimiert. „Genau das ändert sich jetzt aber, es stoßen immer mehr Spieler dazu. Es sind einige Jungs dabei, die wirklich eine gute fußballerische Ausbildung genossen haben oder es aus diversen Gründen bei anderen Vereinen nicht so gepackt haben“, erklärt der Coach. „Aus diesen müssen wir jetzt schnellstmöglich eine Mannschaft formen, die in der Landesliga mithalten kann. Das kann funktionieren, ist aber kein Selbstläufer.“
Mehrere Wochen könne das Teambuilding laut Genc noch dauern – vermutlich zu lange, um nicht direkt den Anschluss zu verlieren. „Wir wollen jetzt schnellstmöglich Punkte holen. Das ist auch wichtig für das Selbstvertrauen einer Mannschaft, die sich gerade findet“, sagt Genc. Dabei ist das Saisonziel klar gesteckt: „Es gilt für uns die Klasse zu halten. Nichts anderes wird auch vom Verein definiert. Oben angreifen werden wir nicht, das ist klar. Landesliga-Fußball in Neckarau, so heißt das Ziel.“ Das Punktesammeln soll schon am Sonntag im Heimspiel gegen den FC Türkspor Mannheim (15 Uhr) beginnen. Ein Derby mit Vorgeschichte.
Zum einen gilt Türkspor als Aufstiegsfavorit und rüstete den Kader im Sommer massiv auf. FC-Trainer Serif Gürsoy wertet selbst einen dritten Platz in dieser Saison als Misserfolg. Doch auch sein Team glänzte nicht beim Saisonstart, fuhr nur ein mageres Unentschieden in zwei Partien ein – der Dreier gegen Neckarau ist also Pflicht.
Brisantes Duell gegen Türkspor
Zum anderen hat VfL-Trainer Genc eine lange Vorgeschichte beim FC Türkspor. Er trainierte den Verein von 2009 bis 2018, führte ihn von der A-Klasse in die Landesliga. In der Hinrunde der vergangenen Saison stand er nochmals an der Seitenlinie des FC. Es kam zur unschönen Trennung, die vor allem ihre Gründe hinter den Kulissen des Vereins hatte.
„Das war eine menschliche Enttäuschung. Das Vorgehen der Verantwortlichen war anstands- und respektlos, ohne weiter ins Detail gehen zu wollen. Mir lag der Verein am Herzen, ich war dort sehr lange aktiv und erfolgreich“, sagt Genc. „Am nächsten Spieltag muss das aber ausgeblendet werden. Wir brauchen Punkte, am liebsten drei“, blickt er auf das brisante Duell voraus.
Danach steht bereits die nächste Partie mit Derbycharakter für den VfL an. Am darauffolgenden Spieltag wartet der FV Brühl auf die Neckarauer. bah
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/sport/fussball_artikel,-fussball-muessen-eine-mannschaft-formen-_arid,2120842.html