Klimaschützer zeigten sich empört. Obwohl sich die Fußball-EM in Deutschland das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat, geschehen immer noch Fehltritte, die nicht mehr in unsere Zeit passen. Die türkische Nationalmannschaft buchte für die nur 150 Kilometer von Hannover in den Vorrunden-Spielort Hamburg ein Flugzeug. Eine Ultra-Kurzstrecke. Auch die Kollegen aus Frankreich entschieden sich nach dem EM-Achtelfinale gegen Belgien in Düsseldorf dafür, mit einer Ausnahmegenehmigung zurück nach Paderborn zu fliegen, statt einfach mit dem Bus zu fahren. Strecke: ungefähr 177 Kilometer. Völlig verrückt.
„Das ist in der Tat unfassbar. Das ist eines der absurdesten Beispiele, die ich bislang gehört habe“, seufzte Verkehrsreferent Werner Reh vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. „Ich gehe mal davon aus, dass die Mannschaft unter dem Strich sogar Zeit verloren hat.“
Der Logistikplaner der „Équipe Tricolore“ muss in der Schule im Fach Mathe tatsächlich häufiger gepennt haben. Die Fahrt zum Airport Düsseldorf, Check-in, Boarding – und nach dem halbstündigen Flug mussten die Franzosen vom Flughafen Paderborn aus noch mal 30 Minuten in ihr Mannschaftsquartier fahren. Da kann sich jeder ausrechnen, dass es mit dem Bus mindestens genauso schnell gegangen wäre. Und natürlich erheblich klimafreundlicher.
Richtig paradox wird das Ganze, wenn man weiß, dass in der Heimat von Kylian Mbappé & Co. Inlandsflüge weitgehend verboten worden sind. Allerdings hat Frankreich im Gegensatz zu Deutschland auch ein schnelles, zuverlässiges Zugnetz.
Verglichen mit dem kürzesten Linienflug der Welt waren die Franzosen indes immer noch fast auf Langstrecke unterwegs. Auf den schottischen Orkney-Inseln verbindet eine tägliche Verbindung die Küstendörfer Papa Westray und Westray, Entfernung 2,7 Kilometer, Netto-Flugzeit 47 Sekunden. Steht so im Guinness-Buch der Rekorde.
Ändert aber nichts daran, dass die Franzosen dem Klimaschutz einen zumindest kleinen Dienst erwiesen hätten, wenn sie einfach mit dem Bus nach Hause gefahren wären.
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