"Trinkpause"

EM-Kolumne: Das "größte Ekel" steht vor einem Rekord

Wer es im Alter nicht ruhiger angehen und welchen Rekord dieser Skandal-Fußballer aufstellen kann, verraten wir in der neuen Folge unserer EM-Kolumne "Trinkpause"

Von 
Marc Stevermüer
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Pepe löste Torwart-Legende Gabor Kiraly als ältesten EM-Teilnehmer ab. © Jan Woitas

Mannheim. Mit dem Alter kommt auch die Gelassenheit. Sollte man zumindest meinen. Für Entgleisungen jeglicher Art ist der portugiesische Verteidiger Pepe aber immer noch zu haben – trotz seiner 41 Jahre. Dem Routinier brennen zuverlässig die Sicherungen durch. Auch in der vergangenen Saison, als er im Supercup zwischen Benfica Lissabon und „seinem“ FC Porto vom Platz flog. Einem Gegenspieler rammte Pepe das Knie in den Hintern. Dem Platzverweis folgte eine Provokation: Bei seinem Abgang hielt der Hitzkopf sein Trikot in Richtung der Benfica-Fans und küsste das Porto-Wappen.

Keine Frage: Es hat seine Gründe, warum ihn die „Welt“ schon 2012 zum „größten Ekel des Weltfußballs“ kürte. Die deutsche Fußball-Legende Bernd Schuster, einst Pepes Trainer bei Real Madrid, drückte sich diplomatischer aus: „Wenn er das Trikot anzieht, wird er zu einem anderen Menschen.“ Und zwar zu einem, der zu Schauspieleinlagen, Theatralik, brutalen Fouls und Unsportlichkeiten neigt.

Es hat allerdings auch seine Gründe, wenn ein Spieler zehn Jahre lang bei Real spielt, je dreimal die spanische Meisterschaft und die Champions League gewinnt. Mit Portugal holte er außerdem 2016 den EM-Titel und an diesem Dienstag könnte der Verteidiger noch dazu einen Rekord brechen. Bislang ist der ungarische Kult-Keeper Gábor Király – in Deutschland wegen seiner schlabbernden grauen Jogginghosen bekannt – mit 40 Jahren, zwei Monaten und 25 Tagen der älteste Spieler, der jemals bei einer EM zum Einsatz kam. Sollte Pepe am Dienstag gegen Tschechien spielen, würde er mit 41 Jahren und 113 Tagen die neue Bestmarke aufstellen.

Für einen anderen Rekord sorgte am Samstag Lamine Yamal. Mit 16 Jahren und 338 Tagen wurde der Spanier zum jüngsten EM-Spieler aller Zeiten. Der Offensivmann vom FC Barcelona gilt nicht nur als ein großer Hoffnungsträger, sondern als Wunderkind. „Unglaubliches Talent, das nur die Auserwählten haben“, attestiert ihm Spaniens Trainer Luis de la Fuente.

Yamal stand bislang achtmal für Spanien auf dem Feld. Was übrigens weniger Länderspiele sind als Pepe Platzverweise in seiner Karriere kassiert hat. Gewiss: 17 Hinausstellungen sind noch gar nichts im Vergleich zu seinem langjährigen Real-Kollegen Sergio Ramos, der 29 Mal vom Platz flog. Möglicherweise fühlt sich Pepe auch deshalb seit jeher ein wenig zu kritisch beäugt.

„Die Leute können sagen, was sie wollen. Aber Fakt ist, dass Neymar mehr Gelbe Karten gesehen hat“, wehrte sich der Portugiese in der Saison 2015/16 gegen sein Bösewicht-Image. Tatsächlich sah Pepe in der besagten Spielzeit „nur“ fünf Gelbe Karten, während Neymar sechsmal verwarnt wurde. Allerdings bestritt der Brasilianer auch elf Spiele mehr. Es ist eben alles eine Frage der Betrachtung.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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