Münster. Endlich mal wieder Rudelgucken. Also jetzt nicht auf einer der großen Fanmeilen in Berlin, Stuttgart, Frankfurt oder Dortmund, wo das Bier zu teuer und das Gedränge riesig ist. Sondern lieber im Clubheim eines kleinen Fußballvereins, genauer gesagt bei Blau-Weiß Aasee in Münster. Ein klassischer Breitensportverein, in dem vor allem das Thema Inklusion groß geschrieben wird.
Es verwundert daher nicht, dass das Zusammenleben stimmt. Und erst recht der Zusammenhalt. Das hat längst auch der neue Vereinswirt Marc – übrigens nicht die gleiche Person wie der Autor dieser Zeilen – erlebt. Seit einiger Zeit schmeißt der leidenschaftliche Fan des Bundesligisten VfL Bochum den Laden, die Europameisterschaft läuft auf einer Großbildleinwand. Und wenn die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) spielt, platzt das Vereins-Bistro aus allen Nähten. Es ist ein Treffen der Generationen, die das Interesse und die Freude am Fußball eint.
Zuletzt fiel Marc aber kurzfristig eine Bedienung aus. Und immer mehr Menschen stürmten in die Kneipe. Das ist zwar einerseits schön, sorgte andererseits aber auch für ein paar Sorgenfalten. Zumal Marc parallel die Küche schmeißen musste.
Dass der Fußball aber auch auf diese Art und Weise die Menschen verbinden kann, zeigte sich ganz schnell. Gäste sammelten Gläser ein, Vereinsmitglieder übernahmen den Zapfhahn und kurzerhand wurde auf Selbstbedienung umgestellt. An der Theke saß ein weiterer Gast, der Bestellungen auf einen Bierdeckel schrieb, anschließend wurden Getränke wie bei einer Menschenkette quer durch den proppenvollen Laden gereicht. Und zwischendurch stimmte der nette Herr mit dem Bierdeckel nicht etwa „Deutschland, Deutschland“-Sprechchöre an, sondern: „Ich komm’ aus der Stadt Münster, die alles ist, was zählt.“ Worauf ein Teil der Masse fortsetzte: „Die Farben und der Adler, für die ich alles geb’.“ Es ist die Fan-Hymne des SC Preußen Münster, der gerade erst in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist.
Unabhängig vom Abschneiden der DFB-Elf erleben sie in Münster also gerade ohnehin ihr eigenes Sommermärchen. Allerdings hätte niemand etwas dagegen, wenn es für Bundestrainer Julian Nagelsmann und seine Jungs bei dieser EM noch weit ginge. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Marc – der freundliche Wirt und exzellente Koch in Personalunion – sich für dieses Turnier etwas Besonderes überlegt hat. Zu jedem Deutschland-Spiel gibt es ein typisches Gericht aus der Heimat des Gegners. Ungarisches Gulasch zum Beispiel, schottische Whisky Sausages oder Berner Würstl.
Man darf schon gespannt sein, was beim Spiel gegen Dänemark auf der Karte steht. Aus rein kulinarischer Sicht gilt es jetzt nur noch, England als Gegner unbedingt zu vermeiden.
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Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel EM-Kolumne Trinkpause EM-Kolumne: Bitte nicht England
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