Darmstadt. Als Darmstadts Pressesprecher Jan Bergholz den Gästen zum Ende der Pressekonferenz noch eine gute Heimfahrt wünschte, musste Michael Frontzeck kurz einhaken. „Wir fahren gleich weiter nach Aue“, stellte der Trainer des 1. FC Kaiserslautern richtig.
Dass es für die Pfälzer nach dem 2:1-Erfolg in Südhessen am Mittwochabend auf direktem Wege ins Erzgebirge ging, lässt sich auch symbolisch deuten: Der schon totgeglaubte Patient lebt, ist aber längst noch nicht überm Berg. Zeit zum Verschnaufen gibt es nach dem dritten Sieg im vierten Match unter Frontzeck nicht – beim 15. Aue steht den Pfälzern am Samstag (13 Uhr) das nächste Abstiegsduell bevor.
Zur besseren Einordnung sei gesagt: Dass es für den FCK in Sachsen überhaupt noch um den Klassenerhalt geht, ist schon eine kleine Erfolgsgeschichte für sich. Nach der Hinrunde hatten die Roten Teufel elf Pünktchen auf dem Konto und zehn Zähler Rückstand auf Platz 15 – der Abstieg schien eine Frage der Zeit.
„Immer mit dem Rücken zur Wand“
Sechs Spieltage später sind es nur noch vier Zähler auf Aue, zu Greuther Fürth auf Relegationsplatz 16 fehlen lediglich drei Punkte. „Es ist nicht einfach, Woche für Woche mit dem Rücken zur Wand zu stehen und diese Leistungen abzurufen“, betonte Frontzeck nach dem Nachholmatch in Darmstadt. Dem 53-Jährigen ist der Aufwärtstrend nicht entgangen: „Ich bin jetzt seit gut drei Wochen Trainer in Kaiserslautern und sehr zufrieden mit dem, was ich von der Mannschaft sehe. Das hat sich heute nahtlos fortgesetzt.“
Auch das von Frontzeck angesprochene FCK-Team glaubt wieder fest an das nicht mehr für möglich Gehaltene. „Wir sind wieder da“, meinte Marius Müller. Der aus Lampertheim stammende Torhüter hielt seine Elf in der ersten Hälfte mit drei Glanzparaden im Spiel. Erst in der Nachspielzeit (90.+1) musste Müller beim 1:2 durch den eingewechselten Felix Platte hinter sich greifen. Vorher hatten die Lauterer Brandon Borrello (16.) und Phillipp Mwene (61.) den Grundstein für die Fortsetzung der Aufholjagd gelegt. „Wir haben ein neues Gefühl in der Mannschaft und Führungsspieler auf dem Platz, die Kommandos angeben“, merkte Mwene an.
Phrasen à la „Wir schauen nicht auf die Tabelle“ greifen in Kaiserslautern derzeit übrigens nicht, wie Müller klarstellte: „Der Trainer hat uns die Tabellen der vergangenen Wochen in die Kabine gehängt. Anfang des Monats lagen wir noch zehn Punkte hinter Darmstadt. Vor diesem Spiel waren es vier, jetzt ist es nur noch einer.“ Die Aufzählung des Lauterer Schlussmanns verrät viel über die Stimmungslage beim FCK – noch mehr aber über die Situation des SV Darmstadt 98. Der Bundesliga-Absteiger liegt als Vorletzter (22 Punkte) nach der vierten Niederlage in Folge nur noch einen Zähler vor den Lauterern. „Es sind Kleinigkeiten, die gegen uns laufen. Auch heute hatten wir die besseren Chancen“, fand Mittelfeldmann Yannick Stark, der in der 30. Minute am stark reagierenden Müller scheiterte. „Wir haben ein gutes Heimspiel gemacht. Das haben auch die Zuschauer gesehen und honoriert“, wähnt Darmstadts Trainer Dirk Schuster den Lilien-Anhang hinter seiner Truppe.
In Gedanken bei Jeff Strasser
Zur sportlichen Wahrheit gehört allerdings , dass die Lilien aus 61 Prozent Ballbesitz – phasenweise waren es über 70 – zu wenig machten. Hinzu kam, dass die Innenverteidigung nach Kapitän Aytac Sulu (Gelbsperre) mit Romain Brégerie (muskuläre Probleme) den nächsten Ausfall verkraften musste und äußerst anfällig für Konter war. „Wir hätten uns nicht beschweren dürfen, wenn wir später das 0:3 kassieren“, gab Schuster zu.
Bei allem sportlichen Existenzkampf: Einen Mann haben sie in Kaiserslautern nicht vergessen. Vor vier Wochen war die Partie in Darmstadt abgebrochen worden, nachdem beim damaligen FCK-Trainer Jeff Strasser Herzrhythmusstörungen aufgetreten waren. „Klar haben wir auch für Jeff Strasser gespielt“, sagte FCK-Mittelfeldspieler Nils Seufert. Und Müller bekräftigte: „Wir werden Jeff gleich eine WhatsApp-Nachricht schicken, damit er weiß, dass wir heute an ihn gedacht haben.“
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