Wegzeichen

Die Würfel sind gefallen

Von 
Markus Bissinger
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Die aus dem Becher gefallenen Würfel an einer Kreuzwegstation in der St. Georgs-Kirche in Bensheim. Sie sind Ausdruck dafür, dass das Schicksal nun unausweichlich seinen Lauf nimmt. Wer sich allein auf das Spiel verlässt und sich damit dem Zufall unterordnet, wird der Realität gegenüber gleichgültig und tritt sie mit Füßen.

© Bissinger

Wer etwas verspielt, der verliert seinen Einsatz. Er erreicht nicht, was er beabsichtigt hat. Es reizt, über ein Spiel zu einem großen Gewinn zu kommen. Alles wird dem Schicksal überlassen, weniger der Realität. "Die Würfel sind gefallen" - diesen berühmten Satz soll Julius Cäsar im Jahr 49 v. Chr. gesagt haben, als er mit seiner Armee den Rubikon überschritt und in die waffenfreie Zone nach Rom eindrang. Heut ist es ein Sprichwort und bedeutet, dass bestimmte Geschehnisse nicht wieder rückgängig zu machen sind: Die Sache ist entschieden und der weitere Verlauf kann nicht mehr beeinflusst werden. Während Jesus den Todeskampf am Kreuz kämpft, würfeln römische Soldaten am Kreuz um seine Kleider. Ihr Schicksal wird von einem Würfel bestimmt. Sie richten sich ganz auf irdische Belange. Sie begegnen dem eigentlichen Geschehen und dem Leid über ihnen absolut gleichgültig; der Todeskampf über ihren Köpfen geht sie nichts an. In der Hoffnung auf einen eigentlich unbedeutenden Gewinn verspielen sie ihre eigenen Lebensmöglichkeiten. Die Würfel zählen in der christlichen Bildersprache zu den Leidenswerkzeugen, da sie in enger Beziehung zum Leiden und Sterben Jesu stehen.

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