Einzelhandel

Ziel ist die Rettung der Karstadt-Filiale im Rhein-Neckar-Zentrum mit vereinten Kräften

Der Viernheimer Bürgermeister, der Betriebsrat und die Gewerkschaft Verdi laden für morgen (Mittwoch) gemeinsam zu einer Bürgerversammlung ein

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red/swa/sm
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Mit gemeinsamen Anstrengungen soll die Schließung von Galeria Karstadt im Viernheimer Rhein-Neckar-Zentrum verhindert werden. © Bernhard Kreutzer/sm

Bergstraße. Die Schließung des Traditionskaufhauses Galeria Karstadt im Rhein-Neckar-Zentrum (RNZ) zum 31. Januar kommenden Jahres verhindern und die Arbeitsplätze von derzeit etwa 90 Beschäftigten verteidigen – das ist das gemeinsame Ziel der Stadt Viernheim, des Betriebsrats von Karstadt im RNZ und der Gewerkschaft Verdi. Sie laden zu einer öffentlichen Versammlung ein, die am morgigen Mittwoch, 12. April, um 19.30 Uhr im großen Saal des Bürgerhauses (Kreuzstraße 2-4) stattfindet.

Viernheims Bürgermeister Matthias Baaß, die Betriebsratsvorsitzende Kerstin Kujau und der Verdi-Gewerkschaftssekretär für Südhessen, Horst Gobrecht, laden alle interessierten Politikerinnen und Politiker, Persönlichkeiten der Zivilgesellschaft, Kunden und Beschäftigten der Karstadt-Filiale ein, um sich gemeinsam für den Erhalt des Kaufhauses einzusetzen.

„Die Karstadt-Filiale im Rhein-Neckar-Zentrum wird von vielen Viernheimer Bürgerinnen und Bürgern aufgesucht. Gerade der Mix aus unterschiedlichen Abteilungen und Dienstleistungen unter einem Dach zeichnet das Kaufhaus besonders aus und macht es bei vielen Kunden attraktiv. Eine Schließung wäre ein großer Verlust“, meint Bürgermeister Baaß.

Lang dauernde Ungewissheit

Über mehrere Monate wurde nach der am 31. Oktober des vergangenen Jahres verkündeten Insolvenz der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH spekuliert, wie viele Filialen an welchen Standorten von einer Schließung betroffen sein werden, berichtet Horst Gobrecht. „So lange hingen die Beschäftigten in der Luft. Erst am 13. März wurden die Betriebsräte in einer Telefonkonferenz darüber informiert, welche Häuser zu den 52 zu schließenden Filialen gehören sollen.“

Zwischenzeitlich konnten die Belegschaften von bundesweit fünf Häusern wieder aufatmen, weil ihre Fortführung gewährleistet sein soll. In Hessen stehen weiterhin sieben von 15 Filialen vor dem Aus, davon in Südhessen zwei: Kaufhof in Darmstadt mit 70 und Karstadt im Viernheimer Rhein-Neckar-Zentrum mit etwa 90 Beschäftigten (wir berichteten). Eine Chance – wie bei den fünf von der Schließungsliste wieder gestrichenen Häusern – sieht auch der Viernheimer Betriebsrat darin, mit dem Eigentümer der Immobilie ins Gespräch über eine mögliche Mietminderung und werterhaltende Investitionen im Gebäude zu kommen. Wie Gobrecht dieser Redaktion bereits mitteilte, gehört der Galeria-Teil des RNZ der C&A-Inhaberfamilie Brenninkmeyer und nicht wie der Rest des RNZ dem Hamburger Center-Unternehmen ECE.

Bei der Versammlung soll neben einer Darstellung der aktuellen Situation bei der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH und besonders bei Karstadt im Rhein-Neckar-Zentrum auch über Möglichkeiten und die Vorstellungen von Betriebsrat und Verdi gesprochen werden, um das Kaufhaus vor der Schließung zu retten. Gleichzeitig hoffen die Organisatoren auf rege Unterstützung bei der einen oder anderen „Rettungsaktion“. red/swa/sm

Galeria-Häuser trotz Warnstreiks am Samstag geöffnet

In 19 Kaufhäusern des insolventen Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof haben sich Beschäftigte am Samstag an ganztägigen Warnstreiks beteiligt. Die Geschäfte blieben aber geöffnet. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte zu den Arbeitsniederlegungen in drei Bundesländern aufgerufen. Betroffen waren Hessen, Baden-Württemberg und Hamburg. In Hessen wurden acht Häuser bestreikt. „Sämtliche Filialen sind geöffnet, und das wird so bleiben“, sagte ein Unternehmenssprecher am Samstag in Essen.

Hintergrund der Protestaktionen ist der von den Gläubigern gebilligte Sanierungsplan für das Unternehmen. Er sieht bundesweit die Schließung von 47 der 129 Filialen vor, was den Verlust von etwa 4000 Arbeitsplätzen bedeuten würde. Verdi begründete die Warnstreiks nicht mit dem Sanierungsplan, sondern mit festgefahrenen Tarifverhandlungen für die rund 17 000 Beschäftigten. Die Gewerkschaft verlangt unter anderem die Anerkennung der regionalen Flächentarifverträge des Einzelhandels.

Das Management habe zuletzt eine Rückkehr zum Flächentarifvertrag ausgeschlossen und eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten gefordert. „Unsere Antwort auf diese unverschämten Pläne sind erste regionale Warnstreiks.“

Der Galeria-Vorstand hatte Pläne für Warnstreiks kritisiert. „Die geplanten Streikmaßnahmen sind offensichtlich rechtswidrig und drohen ruinöse Schäden zu verursachen, für die Sie haftbar zu machen wären“, schrieben Konzernchef Miguel Müllenbach und der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz an die Verdi-Spitze, wie der der „Business Insider“ berichtete. Sie erinnerten dem Bericht zufolge in dem Brief daran, dass man sich nach wie vor in einem Insolvenzverfahren und einer „existenziellen Krisensituation“ befinde. „In einer solchen Situation dem Unternehmen zielgerichtet massiven wirtschaftlichen Schaden zuzufügen, indem man an einem der wesentlichen Einkaufstage des Jahres Filialen bestreiken lässt und zur Schließung zwingt, konterkariert eklatant das Ziel des Insolvenzplans, wenigstens einen kleinen Anteil der Forderungen befriedigen zu können“, wurden die Galeria-Chefs zitiert. dpa

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