Hessen. Die Zahl der Privatpleiten in Hessen ist in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres gegen den bundesweiten Trend gestiegen. Die Wirtschaftsauskunftei Crif zählte 5511 Privatinsolvenzen und damit 4,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Bundesweit sank die Zahl dagegen um 13,5 Prozent auf 71 107 Fälle.
Crif-Deutschland-Geschäftsführer Frank Schlein hält wegen steigender Kosten eine Verschuldungswelle in Deutschland für möglich. Auf Dauer führe weniger Einkommen erst in die Überschuldung und dann möglicherweise in die Privatinsolvenz. Die finanzielle Situation vieler Menschen bleibe durch die steigenden Miet- und Energiepreise angespannt. "Gerade für finanz- und einkommensschwache Haushalte wird sich die finanzielle Lage zuspitzen - auch weil die finanziellen Reserven durch Einbußen in der Corona-Pandemie aufgebraucht worden sind", erläuterte Schlein.
Wirtschaftliche Krisen wirkten sich allerdings verzögert auf die Verbraucher aus. Die Folgen durch die Inflation würden erst ab 2023 einen Einfluss auf die Insolvenzzahlen haben.
Der Crif-Auswertung zufolge gab es bundesweit in den ersten neun Monaten des Jahres 85 Privatinsolvenzen je 100 000 Einwohner. Hessen liegt mit 88 Fällen nur leicht darüber. Stärker sind die nördlichen Bundesländer betroffen. So führt Bremen die Statistik mit 153 Privatinsolvenzen je 100 000 Einwohnern an. Am wenigsten Pleiten verzeichneten Bayern (52), Baden-Württemberg (64) und Thüringen (67).
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