Bergstraße. Im Depot Bergstraße Südhessen des Aktienrankings des Bergsträßer Anzeigers gibt es aktuell viel Licht, aber auch viel Schatten. In einsame Höhen steigt die Aktie von TE Connectivity. In einsame Tiefen hingegen sinkt die Aktie von Dentsply Sirona. Und da der gesamte Aktienmarkt sich in den vergangenen Wochen einer recht stabilen Verfassung zeigte, dürften es vor allem unternehmensinterne Gründe für die unterschiedlichen Aktienkursentwicklungen geben.
Produkte für KI-Anwendungen in der Industrie
Allein in den letzten sechs Monaten hat die Aktie von TE Connectivity um zwei Drittel im Wert zugelegt. Nach den sehr guten Quartalszahlen im Sommer, mit Rekordwerten, stehen Anfang November neue Daten zur jüngsten Geschäftsentwicklung an. Und die dürfte weiterhin gut sein. Für das vierte Quartal des Geschäftsjahres 2025 erwartet das Unternehmen eine Fortsetzung der Dynamik, wurde schon im Sommer angekündigt. Die Gründe dürften die gleichen bleiben: die Vielfalt des Portfolios, Produkte für KI-Anwendungen in der Industrie, ein wachsendes Industriegeschäft. Und für den großen Standort Bensheim wichtig: Im Transportsegment stieg zuletzt der Umsatz trotz einer rückläufigen Automobilproduktion dank der Stärke in Asien und Innovationen in langfristigen Wachstumstrends wie Elektrifizierung und Fahrzeugdatenkonnektivität der nächsten Generation.
Solche Aussagen wünschen sich viele Aktionäre auch von Dentsply Sirona. Hier hat sich der Wert des Papiers in den letzten zwölf Monaten halbiert. Ein kleiner Trost: in den letzten Tagen hat sich das Papier von seinem Rekordtiefstand etwas erholt. Von alten Höhen wagen Aktionäre nur noch zu träumen. Nun sollen es ein neuer Chef (Daniel Scavilla) richten. Nach einer Mitteilung von Anfang Oktober soll das Unternehmen künftig stärker auf den Kunden ausgerichtet werden, indem die globalen Geschäftseinheiten und Vertriebsorganisationen enger aufeinander abgestimmt werden und die Arbeitsweise und Leistungserbringung von Dentsply Sirona optimiert werden. Fragt sich nur, warum die Organisation bisher nicht oder zu wenig auf Kunden ausgerichtet war.
Das dritte Schwergewicht im Depot Bergstraße Südhessen, der Darmstädter Merck-Konzern hat sich in den vergangenen Wochen wieder etwas gefangen. Das könnte auch am künftigen Chef liegen. Die Bestellung von Kai Beckmann als neuer Konzernchef sei keine Überraschung und der Zeitpunkt der Bekanntgabe auch nicht, meint Richard Vosser von der US-Bank JP Morgan. Beckmanns langjährige Erfahrung in der Geschäftsleitung und seine Erfolge beim Umbau der Elektronik-Sparte bescherten ihm eine gute Ausgangsposition.
Die könnte auch das Zwingenberger Biotechunternehmen Brain gebrauchen. Wieder einmal wurden zuletzt sinkende Quartalsumsätze und höhere Verluste gemeldet. Als Gründe wurden ein allgemein eingetrübtes wirtschaftliches Umfeld und damit Verzögerungen bei Abschlüssen von Verträgen im Bereich Auftragsforschung angeführt.
Im Depot Rhein-Neckar ein Minus von zwei Prozent
Unter dem Strich steht im Depot Bergstraße Südhessen in den vergangenen vier Wochen ein Plus von rund fünf Prozent. Das Depot Rhein-Main legte um zwei Prozent zu. Im Depot Rhein-Neckar hingegen war ein Minus von zwei Prozent zu verzeichnen. Zu dem Minus trugen alle Papiere im Depot bei.
Der Chemiekonzern BASF befindet sich in der unglücklichen Lage, dass das gute Portfoliomanagement aufgrund ungünstiger konjunktureller Rahmenbedingungen kaum Wirkung zeigt, um den Aktienkurs anzukurbeln, sagt Sebastian Bray von der Privatbank Berenberg. Da half es auch wenig, dass der jüngst erzielte Verkaufspreis des Lacke-Geschäfts höher als erwartet ausfiel. Bray hält die Konsensschätzungen für zu hoch und reduzierte seine Umsatz- und Ergebnisprognosen für die Jahre 2025 bis 2027. Optimistischer ist Peter Spengler von der DZ Bank. Die BASF sei mit ihrer Transformationsstrategie auf dem richtigen Weg.
Weiterhin optimistisch ist die Zunft der Finanzanalysten für das Papier des Softwarekonzerns SAP. Mohammed Moawalla von der US-Investmentbank Goldman Sachs glaubt, dass das Geschäft mit der Softwarelösung S/4 Hana zuletzt robust gewesen sein dürfte. Ob das auch künftig der Fall ist, dürfte sich nächste Woche im Quartalsbericht zeigen. Moawalla aufgrund des schwierigen Wirtschaftsumfelds für die nähere Zukunft vorsichtig.
Für schlechte Nachrichten sorgte dieser Tage der Südzucker-Konzern. Und Axel Herlinghaus von der DZ Bank nennt eine ganze Reihe von Gründen. Die Zahlen zum ersten Geschäftshalbjahr seien erwartbar schwach ausgefallen. Zudem seien die Aussichten für das Zucker- und das Ethanolgeschäft weiterhin eingetrübt. Das weitere Kursrisiko sei zwar begrenzt, für einen positiveren Investmentansatz mangele es aber an entsprechenden Kurstreibern.
Aktionäre der Lufthansa haben wenig Freude
Im Depot Rhein-Main hielt sich die Deutsche Bank zuletzt stabil. Und die Aussichten sind recht gut. Kian Abouhossein von der US-Bank JPMorgan ist zuversichtlich für die nächsten Quartalszahlen, die übernächste Woche veröffentlicht werden. Er hob seine bereinigten Ergebnisschätzungen für die Jahre bis 2027 an und verwies auf seine nun höheren Annahmen für die Erträge. Dies werde durch höhere Kosten nur teilweise zunichte gemacht.
Bei der Commerzbank ziehen Management und Betriebsrat an einem Strang, wenn es um die Abwehr des Übernahmeversuchs der italienischen Großbank Unicredit geht. Der Stellenabbau des Geldhauses in Deutschland läuft nach Plan, wie das Handelsblatt den Commerzbank-Betriebsratschef wiedergibt. Dabei stehet man eng an der Seite des Vorstandes. Das Ziel ist klar. Die Aktie muss so weit steigen, dass eine Übernahme durch die Italiener zu teuer wird. Doch die haben wiederholt ihren langen Atem betont. Die Commerzbank-Aktionäre wird es freuen.
Wenig Freude haben die Aktionäre der Lufthansa. Aber das kennen die ja aus der Vergangenheit. Die Flugpreise sind in der Sommersaison auf ihrem hohen Niveau geblieben, rechnet Alex Irving vom US-Analysehaus Bernstein Research vor. Bei Ryanair dürften sie vorerst weiter steigen, während er bei den anderen Fluggesellschaften moderate Rückgänge erwarte. Eine interessante Studie zu europäischen Fluggesellschaften hat Ruairi Cullinane von der kanadische Bank RBC vorgelegt.
Drei Regionen – drei Depots: Das Aktienranking des Bergsträßer Anzeigers
- Der Bergsträßer Anzeiger hat verschiedene regionale Aktiendepots zusammengestellt und berichtet in regelmäßigen Abständen über die Entwicklung dieser (fiktiven) Geldanlagen .
- Im Depot Bergstraße/Südhessen sind die Anteilsscheine des Dentaltechnikweltmarktführers Dentsply Sirona enthalten, ebenso die Papiere von TE Connectivity. Beide Konzerne sind an US-Börsen notiert. Für den besseren Vergleich werden Euro-Wechselkurse verwendet. Mit von der Partie sind die Anteilsscheine des Flurfördertechnikunternehmens Jungheinrich und des Zwingenberger Biotechunternehmens Brain. Nicht fehlen darf natürlich der Dax-Konzern Merck aus Darmstadt.
- Im Depot Rhein-Neckar liegen Aktien des Softwarekonzerns SAP, des Mannheimer Energieversorgers MVV, von Südzucker, dem Schmierstoffkonzern Fuchs Petrolub sowie der BASF.
- Das Depot Rhein-Main enthält Papiere der Deutschen Bank und der Commerzbank, sowie von Lufthansa und Fraport. Hinzu kommt der Bad Homburger Fresenius-Konzern. mir
Er betrachtete dabei die beiden Kennzahlen Roce (Kapitalrentabilität) und EV/Ebit (Unternehmenswert im Verhältnis zum operativen Ergebnis). Seinen Prognosen zufolge werden etwa Ryanair und IAG, die derzeit die höheren Renditen im Vergleich zur Lufthansa erzielten, dies auch im Geschäftsjahr 2027 tun. Und Harry Gowers von JP Morgan ergänzt, dass die Lufthansa-Passagierzahlen auf den Transatlantik-Strecken sehr schwach bleiben.
Besser sieht es das beim Flughafenbetreiber Fraport aus. Das Papier legte sei Jahresbeginn um fast ein Drittel zu. Die Dynamik könnte aber nachlassen. Graham Hunt vom Analysehaus Jefferies betont, dass das Wachstum des Flugverkehrs in Frankfurt im September wieder niedriger ausgefallen sei. Nach einem starken August sei das aber eine gewisse Normalisierung.
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