Strafzölle

Bergsträßer Winzer trotzen Drohungen von Donald Trump

Trotz der Androhung, Zölle in Höhe von 200 Prozent auf EU-Wein einzuführen, soll wieder Riesling von der Bergstraße an Trader Joe‘s verkauft werden.

Von 
Angela Schrödelsecker
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Die von der Bergsträßer Winzer eG in die USA gelieferten Flaschen erhielten ein speziell auf den amerikanischen Markt abgestimmtes Etikett. Das Foto zeigt den Einkaufskorb von Monika Horst in der „Traders Joe’s“-Filiale in Gainsville in Florida. © Monika Horst

Bergstraße. Der Handelsstreit zwischen der EU und den USA beschäftigt auch die Bergsträßer Winzer. Denn die Bergsträsser Winzer eG hat im Jahr 2024 die Rekordmenge von acht Containern mit in Summe 110.000 Flaschen Riesling an die renommierte amerikanische Einzelhandelskette Trader Joe’s verkauft. Das bedeutet, Wein von der Bergstraße mit dem Heppenheimer Schlossberg auf dem Label, wird seit dem Weihnachtsgeschäft in über 500 Filialen in 42 Bundesstaaten der USA verkauft. Dabei wurden die Flaschen auf verschiedene Warenlager der Supermarkt-Kette verteilt und von dort aus an die einzelnen Geschäfte ausgeliefert.

Dieses Geschäft wurde im vergangenen Jahr auf der führenden internationalen Messe Prowein in Düsseldorf ausgehandelt. Nun traf man sich erneut auf der Prowein, die vom vergangenen Sonntag bis Dienstag stattfand, und besprach, ob die Bergstraße wieder Riesling in die USA liefern werde. „Trader Joe’s war mit dem Produkt total happy. In manchen Regionen ist der Wein bereits ausverkauft und muss von anderen Lagern bezogen werden. Jetzt wollen sie die Folgelieferung,“ berichtet Patrick Staub, Geschäftsführer der Bergsträsser Winzer eG, auf die Nachfrage der Redaktion mit einem gewissen Stolz. Die Vertreter von Trader Joe‘s hätten auf der Messe den Jahrgang 2024 bereits verkostet und für gut befunden.

Kunde lässt sich von Trumps Drohungen nicht abschrecken

Aber: Da ist eben die Frage nach den angedrohten Zöllen auf EU-Weine in Höhe von 200 Prozent. Das war natürlich auch Thema unter den Geschäftspartner: „Uns wurde gesagt, dass die Märkte Wein in den Regalen brauchen und solange die Zölle nicht erhoben werden, solange arbeiten wir auch weiter. Das gilt also auch für uns an der Bergstraße, so dass wir im Moment davon ausgehen, dass wir wieder Wein in die USA liefern werden.“

Staub erklärt, dass jetzt verschiedene Szenarien durchgerechnet werden. Wenn zum Beispiel ein moderater Zoll kommen sollte, dann würde der auf den Preis draufgeschlagen werden: „Letztendlich trägt das dann der amerikanische Konsument, der dann der Leidtragende ist. Und das betrifft dann auch viele Anbieter, da etwa zwei Drittel der Weine aus der EU stammen. Die Preiserhöhung trifft dann alle gleichermaßen. Konsequenz ist dann, dass wir eine geringere Menge liefern werden, um das zu berücksichtigen.“ Sollten die Zölle allerdings zu hoch sein, dass es sich nicht lohnt, dann wird das Geschäft wohl nicht zustande kommen. „Wir glauben aber im Moment, dass der Zoll keine 200 Prozent betragen wird, wir halten das für eine Drohung. Wir glauben daran, dass das Geschäft zustande kommen wird. Wir können aber erst wirklich reagieren, wenn wir die Fakten kennen. Man muss sagen, das ist ein unnötiger Störfaktor, mit dem wir allerdings irgendwie umgehen müssen. Aber wir schmeißen jetzt nicht die Flinte ins Korn und wollen das ganze nicht überbewerten,“ so Staub.

US Wine Trade Alliance stoppte bereits alle Lieferungen aus der EU

Sollte das Geschäft wegen der Zölle möglicherweise doch nicht zustande kommen, wäre das sehr bedauerlich, dennoch betont Staub, dass man bei einer Exportquote von unter fünf Prozent liege. Man sei über den Kontakt natürlich trotzdem sehr glücklich – vor allem, da man bisher nur vereinzelt geringere Mengen in die USA geliefert habe und auf der Prowein mit Trader Joe’s bereits über eine langfristige Listung, sprich, regelmäßige Lieferungen, und eine Ausweitung des Angebots gesprochen wurde: „Das Produkt passt offensichtlich zum amerikanischen Konsumenten, die Einkäufer sind sehr zufrieden und wollen das Geschäft weiter ausbauen. Für uns bedeutet das ein neuer Markt. Aber leider liegt es nicht nur in unserer Hand.“

Man rechne damit, dass in den kommenden Wochen von Trader Joe‘s die Menge definiert wird, die von der Bergstraße an die verschiedenen Regionen in den USA geliefert werden soll. Dann gehe es bereits in die Abfüllung: „Wir hoffen, dass Herr Trump jetzt ein Einsehen hat.“

Staub berichtet aber auch, dass nicht jeder Kunde so entspannt mit der Situation umgeht wie Trader Joe‘s. Die US Wine Trade Alliance hat beispielsweise bereits alle Lieferungen aus der EU erst mal gestoppt. Es sei für die Unternehmen, die ausschließlich im Weingeschäft sind, existenzbedrohend, sollten die extrem hohen Zölle tatsächlich eingeführt werden. Trader Joe‘s ist durch seine breite Produktpalette besser aufgestellt, deshalb liefe das Geschäft mit der Bergstraße auch erst mal weiter: „Man holt sich aber mit solchen Drohungen Probleme in die Weltwirtschaft, die wir gar nicht gebrauchen können.“

Viele positive Rückmeldungen aus den USA

Man habe auch bislang nur positive Rückmeldungen von Kunden bekommen (wir berichteten bereits). So zum Beispiel von der in Heppenheim geborenen Christel Rowell, geb. Vettel, aus Rochester, Michigan, die den Wein mit ihren Freunden an Weihnachten genoss: „Das Etikett auf der Flasche „Petersdom Schlossberg mit Starkenburg“ hat viele Erinnerungen in mir geweckt.“Perry Ray aus der Nähe von Minneapolis, Minnesota, hat einen Facebook-Post zu dem Wein in der Gruppe „Die Bensemer“ hinterlassen und erinnert sich ebenfalls an die alte Bergsträßer Heimat und eine Weinlese in der Jugendzeit. Monika und Jennifer Horst haben den Wein in Gainesville, Florida, eingekauft und haben stolz Bilder des Einkaufskorbs mit den Weinflaschen geschickt.

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