Wirtschaft - Am 4. November wieder Forum im Schloss

Wie leben und arbeiten wir in der Zukunft?

Von 
Karl-Heinz Schlitt
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Bensheim. Ein guter Referent überrascht seine Zuhörer: Wenn dies stimmt, dann gehört Kai Gondlach zu den sehr Guten seiner Profession. Gondlach ist Zukunftsforscher - mit akademischer Herangehensweise. Was er voraussagt, hat nichts mit Science Fiction zu tun, schon gar nichts mit dem Blick in die Glaskugel oder mit Romanerzählungen in der Nachfolge eines gewissen George Orwell.

Was Gondlach liefert, ist eine Mischung aus wissenschaftlich analysierten Fakten, visionärem Denken und der notwendigen Dosis Demut. "Glauben Sie keinem Megatrend", mahnt der 30-jährige Politologe davor, falschen Propheten auf den Leim zu gehen. Aus dem Mund eines Trendforschers klingt dies entwaffnend ehrlich.

Für seinen Auftritt beim "Forum im Schloss" der Wirtschafts-Vereinigung Bensheim am 4. November verspricht Kai Gondlach nicht weniger als einen Zeitenwechsel mit Bodenhaftung: Wie sieht unsere Welt in zehn, 20 oder 30 Jahren aus? Was bedeutet dies für die Produkte und Dienstleistungen, die dann nachgefragt werden? Welche Neuerungen haben wir zu erwarten, und was kommt dafür zum alten Eisen?

Mit rasender Geschwindigkeit

Ein Stichwort steht über allem: Digitalisierung. Wie verändert sie eine immer älter werdende Gesellschaft? Worauf müssen sich Verbraucher und Unternehmen einstellen? Wann ist das selbstfahrende Auto Standard, wann die komplett vernetzten eigenen vier Wände? Ist die vierte industrielle Revolution mehr Fluch oder Segen?

Oder profanere Fragestellungen wie diese: Braucht es für die Nähe zum Kunden noch Filialen und Beratungsangebote vor Ort? Oder kann das Kollege Computer nicht viel besser? Was müssen Unternehmen jetzt schon tun, damit sie der Entwicklung nicht hinterher hinken? Und: Welche Qualifikationen müssen Arbeitnehmer mitbringen, um Schritt halten zu können?

Wie wir künftig leben und wie es um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft bestellt ist, hängt vom Weitblick ab - und davon, wie heute und morgen die Weichen gestellt werden. Kai Gondlach gibt wichtige Fingerzeige dafür.

Wenn der Chef von Bord geht

Im zweiten Vortrag geht es um einen praktischen Aspekt, die immer mehr an Bedeutung gewinnt: Wie geht es in einer Firma weiter, wenn ein Generationswechsel ansteht? Vor allem in familiengeführten Betrieben ist dies eine zentrale und häufig sogar existenzielle Fragestellung.

Dr. Michael Müller hat ein von ihm übernommenes Traditionsunternehmen völlig neu ausgerichtet und auf Kurs gebracht. Die von ihrem Stammsitz Heppenheim in einen Neubau im Lorscher Gewerbegebiet Daubhart verlagerte Widmer GmbH floriert inzwischen wieder - dank innovativer Lösungen und internationaler und digitaler Vertriebskanäle für den Sonnen- und Wärmeschutz an Gebäuden.

Das Interessante dabei: Als er anfing, hatte Müller keine Ahnung von der Branche, aber einen klaren Plan fürs Geschäft. Beim Wirtschafts-Forum gewährt der Self-Made-man einen tiefen Einblick in sein unternehmerisches Nähkästchen.

Wissenschaftler und Praktiker referieren zu Zukunftsthemen

Beim Wirtschafts-Forum am 4. November auf Schloss Auerbach geht es diesmal um Zukunftsfragen: Wie verändern sich in einer immer digitaleren Welt die Kundenbedürfnisse, und was bedeutet dies für Wirtschaft und Gesellschaft?

Referent ist Kai Gondlach, Jahrgang 1987 und einer der ersten Absolventen des neuen Masterstudiengangs "Zukunftsforschung" an der FU Berlin.

Seit 2015 gehört der Soziologe und Politologe zum Team der renommierten Leipziger Denkfabrik 2b AHEAD. Davor war er in mehreren Beratungsagenturen tätig und sammelte bei einem großen Mobilitätskonzern Erfahrungen in der Organisationsentwicklung.

Der zweite Referent kommt aus der Region. Dr. Michael Müller hat vor sieben Jahren die traditionsreiche, aber damals darniederliegende Heppenheimer Oskar Widmer GmbH übernommen und zu frischer Blüte geführt.

Neu ist nicht nur das Firmengebäude im Lorscher Gewerbegebiet Daubhart. Müller, der in Mannheim Betriebswirtschaft studiert und im Bereich Marketing promoviert hat, führt inzwischen vier Firmen.

Seine Erfahrungen gibt der erfolgreiche Praktiker als Referent für Unternehmensführung und Marketing weiter. Sein Schwerpunktthema beim Wirtschafts-Forum ist die Gestaltung der Unternehmensnachfolge. sl

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