Neustadt. Wie spreche ich auf der Bühne, vor Publikum oder einer TV-Kamera richtig? Wie wirke ich dabei selbstbewusst und eloquent? Wann lege ich auch mal eine Sprechpause ein, damit das gesagte beim Zuhörer wirken kann? Alles Fragen, mit denen sich die Kandidatinnen und Kandidaten vor der Wahl zur Deutschen Weinmajestät beschäftigen müssen. Antworten darauf bekommen die zwölf Anwärterinnen und Anwärter am vergangenen Mittwoch in Neustadt an der Weinstraße. Für die Hessische Bergstraße dabei ist Katja Simon.
Doch damit nicht genug: Obendrein gibt es unter anderem Beratung in Sachen Garderobe und Make-up – sowie ein Fotoshooting für die offiziellen Kandidatenfotos. Dass erstmals zwei männliche Kandidaten mit von der Partie sind, ist für ihre weiblichen Mitstreiter überhaupt kein Thema.
Es geht turbulent zu in der Neustadter Villa Böhm am Mittwoch. Neben den zwölf Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl der Deutschen Weinmajestät wuseln Verantwortliche des Deutschen Weininstituts, Medienvertreter, Fotografen, ein Stylist, ein Schminkberater und eine Kommunikationstrainerin durch die alten Mauern. „Es ist etwas chaotisch, aber es macht einfach superviel Spaß und wir lernen wirklich sehr viel“, sagt die amtierende Pfälzische Weinkönigin Denise Stripf aus Bad Dürkheim. Chaotisch sei es aber auch vor allem deshalb, „weil hier zwölf sehr extrovertierte Menschen zusammenkommen, die viel und gerne reden – vor allem über Wein“, ergänzt der Rheinhessische Weinkönig Levin McKenzie.
Im richtigen Moment auch mal eine Pause einlegen
„Es fühlt sich so ein bisschen an, wie das Stationenlernen früher in der Grundschule, wo man an jeder absolvierten Station einen Stempel ins Heft bekommen hat“, umschreibt McKenzie die Situation und lacht. Was er meint, sind die verschiedenen Programmpunkte, die die Kandidatinnen und Kandidaten am Mittwoch in der Villa Böhm durchlaufen. Da gibt es die Stilberatung, Tipps und Tricks in Sachen Make-up, ein Interview mit dem SWR, das Fotoshooting für die offiziellen Kandidatenfotos und ein Medien- und Kommunikationstraining mit Claudia Haas-Steigerwald. Seit mittlerweile sechs Jahren coacht sie jedes Jahr die Anwärterinnen zur Deutschen Weinkönigin. Dabei habe sie es aber nicht mit Anfängern zu tun. „Alle Majestäten sind ja bereits ein Jahr lang im Amt und wissen schon, wie man auftritt. Sie sind allesamt selbstbewusst und erfahren“, sagt die Trainerin.
Persönlichkeit und Fachwissen sind wichtiger als das Geschlecht
Warum ein solches Training trotzdem Sinn ergibt? „Zum Beispiel, weil mein Mund oft schneller ist als mein Gehirn. Da tut es gut zu wissen, wann man auch mal eine Pause einlegt“, sagt Denise Stripf mit einem breiten Grinsen. „Jedes Jahr bringen die Kandidatinnen und Kandidaten neue Herausforderungen und Fragestellungen mit ins Training“, berichtet Haas-Steigerwald. Dabei gehe es um Fragen wie: Wie kann ich stimmlich sicher sein auf der Bühne? Wie kann ich meine Gedanken ordnen und auf den Punkt bringen? Aber auch Mimik und Gestik spielen eine Rolle. „Und an all diesen Fragestellungen können wir hier gemeinsam arbeiten“, führt die Medientrainerin weiter aus.
Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut ist jedenfalls hellauf begeistert von den aktuellen Anwärterinnen und Anwärtern: „Da sind wirklich viele tolle und starke Persönlichkeiten dabei, die auch alle für das Amt brennen. Das Selbstbewusstsein ist deutlich gewachsen in den vergangenen Jahren und das Niveau ist deutlich gestiegen.“ Das hänge mitunter wohl auch damit zusammen, dass die Akademikerquote unter den Kandidatinnen und Kandidaten bei fast 90 Prozent liege. „Die wissen schon ganz genau, was sie wollen und wovon sie sprechen“, sagt Büscher. Dass in diesem Jahr auch erstmals zwei männliche Kandidaten antreten, sei erfreulich. „Und die Resonanz auf diese Nachricht war erfreulicherweise überraschend unaufgeregt“, schiebt Büscher hinterher.
Auch unter den Weinmajestäten führt dieser Umstand zu keinerlei Missgunst oder dergleichen. „Die Mädels sind alle toll und super entspannt. Wir haben hier wirklich viel Spaß und verstehen uns richtig, richtig gut“, bekräftigt Levin McKenzie. Gleiches berichtet auch Mittelrhein-Weinkönig Felix Grün. „Es kommt ja auch nicht aufs Geschlecht an, sondern darauf, dass man eine Persönlichkeit hat, die den deutschen Wein mit Wissen, Herzblut und Power weiter nach vorne bringen will“, ist McKenzie überzeugt. Ob er die Wahl gewinnt oder nicht, ist für den ersten Rheinhessischen Weinkönig aber nebensächlich. „Wenn am Ende jemand anderes gewinnt, der den Wein noch besser repräsentieren kann als ich, dann bin ich damit auch zufrieden. Denn darum geht es.“
Die Wahl
Erstmals treten zwei Männer zur Wahl an. Sollte einer davon ins Amt gewählt werden, würde er den Titel Deutscher Weinkönig oder Deutscher Weinprinz tragen und als Insignie statt einer Krone eine Amtskette erhalten.
Infos zu allen Kandidatinnen und Kandidaten gibt es auf der Homepage des Deutschen Weininstituts.
Die Wahl finde am 26. September ab 19.30 Uhr im Saalbau in Neustadt an der Weinstraße statt. Der Vorentscheid ist bereits am 20. September (15:45 Uhr).
Der Ticketverkauf startet ab 11. August um 12 Uhr bei der Tourist-Information in Neustadt oder online über Ticket-Regional.
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