Brand

Weinheimer Miramar bleibt bis Ende März komplett geschlossen

Gutachter bestätigen der Geschäftsführung des Freizeitbads, dass ein technischer Defekt die Ursache für das Feuer gewesen ist.

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pro/ü
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Brandgeruch liegt im Außengelände der Salz- und Kristalltherme, die in der Nacht auf Montag in Flammen aufging, auch am Freitag noch in der Luft. © Carsten Propp

Weinheim. Ein Blick in die Gesichter von Lara und Nicolas Steinhart genügt, um zu ermessen, wie sehr die beiden Geschäftsführer des Weinheimer Freizeitbades Miramar der Brand der Salz- und Kristalltherme in der Nacht von Sonntag auf Montag erschüttert hat. Auch wenn sie am Freitag beim Pressetermin erneut betonen, dass das Wichtigste ist, dass keine Menschen zu Schaden gekommen sind. Doch den verheerenden Brandschaden und seine Folgen für den Badebetrieb müssen sie erst einmal verdauen.

Vom Parkplatz aus sieht das Gebäude der Therme nahezu unversehrt aus. Im Bademodenshop neben dem Haupteingang des Miramar wird schon fleißig sauber gemacht. Umso krasser ist der Gegensatz beim Rundgang über das Außengelände der Therme, über dem immer noch Brandgeruch liegt. Der Blick fällt auf verbrannte Liegestühle und auf Stahlträger der Außenwand, die aufgrund der enormen Hitze stark verbogen sind. Auch die Kunststoffabdeckung des Außenbeckens ist teilweise geschmolzen. Drinnen ist alles schwarz vom Ruß. Scheinbar unversehrt wirken dagegen die blauen Kacheln rund um das kleine „Tor“, durch das früher die Gäste vom Innen- zum Außenbecken schwimmen konnten.

Die Feuerwehr verhinderte ein Übergreifen des Feuers

Mit etwas mehr Abstand zur Therme wird deutlich, wie leicht das Feuer in der Nacht von Sonntag auf Montag auch auf die übrigen Bereiche des Freizeitbades hätte übergreifen können. Nur ein schmaler Verbindungsbau trennt die Therme vom Familienbad, dessen riesige Kunststoff-Dachkuppeln trotzdem nach bisherigen Erkenntnissen keinen Schaden genommen haben. „Das war richtig knapp“, weiß Lara Steinhart. Sie ist den Feuerwehren aus Weinheim und Umgebung daher sehr dankbar, dass sie ein Übergreifen der Flammen mit vereinten Kräften verhindern konnten.

Mittlerweile habe man von den Gutachtern bestätigt bekommen, dass ein technischer Defekt die Brandursache gewesen sei, berichtet Nicolas Steinhart. Das ist gewissermaßen die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht der Gutachter: Auch im angrenzenden Umkleide- und Sanitärbereich seien die Zwischendecken einsturzgefährdet, weshalb dieser Bereich vorerst gesperrt bleiben muss. Und selbst im Familienbad mit den Rutschen könnten die Reinigungsarbeiten noch nicht beginnen, weil zuerst weitere Erkenntnisse zur Schadstoffbelastung der Rußablagerungen abgewartet werden müssen.

Die Geschäftsführer Lara und Nicolas Steinhart beim Pressetermin. © Carsten Propp

Lediglich der Saunabereich blieb weitgehend verschont, was aber ohne Umkleidekabinen nur ein schwacher Trost ist. Container als Übergangslösung kämen schon aus praktischen Gründen nicht infrage. Aber sie würden auch den Ansprüchen der Betreiber und Gäste des Bades nicht gerecht, ist die Geschäftsführung überzeugt. 

Unterm Strich bedeuten die Erkenntnisse der Gutachter: Das gesamte Miramar muss mindestens bis Ende März 2025 geschlossen bleiben. „Zum Glück sind wir versichert“, sagt Lara Steinhart und fügt hinzu: „Das deckt auch die mit einer so langen Schließung verbundenen Umsatzausfälle ab.“ Trotzdem werde man alles tun, um das Familienbad und den Saunabereich so rasch wie möglich wiederzueröffnen. „Das sind wir unseren vielen Stammkunden schuldig“, ergänzt Nicolas Steinhart.

Kurzarbeit ist kein Thema

Die rund 130 Mitarbeiter müssten sich in dieser Zeit keine Sorgen um ihre Jobs machen. Selbst Kurzarbeit sei kein Thema. Die Mitarbeiter seien lediglich angehalten, Urlaub zu nehmen und Überstunden abzubauen. Verwaltung und Technik hätten in den nächsten Monaten mehr als genug zu tun, Badedienst und Servicepersonal binde man so gut wie möglich ein. „Wir sind ein Team und überstehen diese Krise gemeinsam“, betont Lara Steinhart.

Hart getroffen hat der Brand auch die Physiotherapiepraxis Aquafit, die Räume im vorderen Bereich der Therme nutzt. So viele Patienten wie möglich versuche deren Team in der zweiten Niederlassung im Platanenweg zu behandeln – „quasi im Dreischichtbetrieb“, wie Miramar-Betriebsleiterin Kathrin Wagner berichtet. Doch Behandlungen im Wasser, die für viele Patienten besonders wichtig sind, seien erst einmal leider nicht möglich. Aber man prüfe Kooperationen mit Vereinen und anderen Bädern.

Miramar hat Anspruch auf Erteilung einer Baugenehmigung

Die Verantwortlichen des Miramar sind dankbar für die große Anteilnahme der Kunden. „Insbesondere auf Facebook haben Gäste in hunderten Kommentaren ihre Betroffenheit ausgedrückt und drücken uns und sich die Daumen, dass wir so schnell wie möglich wieder öffnen können. Das ist ein schöner Lichtblick in der aktuell noch chaotischen Phase“, sagt Lara Steinhart. Den beiden Geschäftsführern merkt man aber auch die Empörung über jene Leute an, die direkt nach dem Brand in den sozialen Medien üble Gerüchte über eine „heiße Sanierung“ verbreitet hätten. Man behalte sich juristische Schritte gegen diese Personen ausdrücklich vor, fügt Nicolas Steinhart hinzu.

Aus dem Weinheimer Rathaus kommt an diesem Tag dann aber auch noch eine gute Nachricht. Wie Pressesprecher Roland Kern erklärt, habe das Miramar Anspruch auf Erteilung einer Baugenehmigung für den Wiederaufbau der Salz- und Kristalltherme in ihrer bisherigen Form, was das Verfahren im Vergleich zu einem Neuantrag deutlich beschleunigt. Die Therme wieder aufzubauen, damit die Gäste dort „einen Tag Urlaub“ verbringen können - genau das haben die Verantwortlichen vor. pro/ü

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