Bergstraße. Ein bisschen Sonne - und kein Regen mehr: Schon entspannt sich die Situation an der Weschnitz bei Biblis zumindest ein bisschen. "Es sieht aus, als ob sie es hinbekommen", sagte der Erste Kreisbeigeordnete Thomas Metz am Montagnachmittag. Zusammen mit Kreisbrandinspektor Wolfgang Müller schaute er sich die kritischen Stellen an.
An einer undichten Stelle im Deich beim Wattenheimer Polder drückte Wasser durch den Damm. Die Mitglieder der Feuerwehr umbauten die Leckage mit einem weiteren Damm aus Sandsäcken. In diesem Becken soll das austretende Wasser gesammelt und dadurch ein Gegendruck auf das Leck erzeugt werden, um den Wasseraustritt so weit wie möglich zu minimieren.
Wie berichtet, haben 650 Einsatzkräfte mehr als 50 000 Sandsäcke aufeinandergeschichtet. Aufgeschüttetes Geröll und mit Sand gefüllte Behälter aus Drahtgeflecht, sogenannte Gabionen, erhöhen den Deich um insgesamt 1,80 Meter. Diese Schutzmaßnahmen sind auf einer Länge von knapp 500 Metern nötig. Dort befindet sich eine Baustelle für die Deichsanierung, die vor rund einem Jahr rechts der Weschnitz begonnen hat. Im Zuge der Erhöhung und Verbreiterung des Deichs hat die Baufirma zunächst den Wall um fast zwei Meter abgetragen.
Seit Montag vergangener Woche habe sich abgezeichnet, dass Hochwasser drohe, erklärte Wolfgang Zwach, Dezernatsleiter Staatlicher Wasserbau beim Regierungspräsidium Darmstadt. Seinem Chef, Regierungspräsident Johannes Baron, zeigte er ebenfalls die Schwachstelle an der Weschnitz, die in den vergangenen Tagen die Helfer auf Trab gehalten hat. Baron bedankte sich "für den unermüdlichen tatkräftigen Einsatz".
Über sieben Meter maß der Rheinpegel zeitweise bei Worms. Der Fluss staute in die Weschnitz zurück, die auf 3,78 Meter anstieg und dann unter drei Meter sank - dank geöffneter Polder. Doch bei Wattenheim staute sich der Rhein in die Weschnitz zurück. Und genau für solch einen Rückstau sollen die Deiche rechts und links der Weschnitz ertüchtigt werden.
Trotz der leichten Entspannung an der Deichbaustelle bleiben Feuerwehr, Behördenvertreter und Baufirma in Alarmbereitschaft. "Die Deichwache geht weiter", sagte der Bibliser Gemeindebrandinspektor Ingo Ess. ps/bjz/sm
Wilder Ritt auf der Weschnitz
Luis Reismann kam am Samstag gerade von einem zweiwöchigen Surftrip aus Frankreich nach Weinheim zurück, da konnte er quasi vor der Haustür eine überraschende Trainingseinheit einlegen. "Vom Hochwasser der Weschnitz hatte ich gar nichts mitbekommen. Aber als ich dann diese Welle bei der Hildebrandschen Mühle entdeckte, da hat es natürlich gejuckt", sagt der 18-Jährige, der im letzten Jahr Platz drei bei der deutschen Junioren-Meisterschaft ersurfte. Reismann kam dabei die Erfahrung vom Eisbach in München zugute. "Ab und an kam mal Treibholz angeschwommen, aber die Welle selbst ging erstaunlich gut zu surfen", berichtet Reismann, der mit seinem Bruder Henri auf dem Jahrhundert-Hochwasser der Weschnitz "ritt".
Der Pegel der Weschnitz ist inzwischen wieder gefallen und zum Nachahmen ist die Aktion nicht empfohlen. AT/Bild: Reismann
Anfrage aus Sachsen
Ob 100 Einsatzkräfte von der Bergstraße nach Sachsen abgestellt werden können, um dort beim Kampf gegen das Hochwasser zu helfen: Diese Anfrage erreichte den Bergsträßer Kreisbrandinspektor Wolfgang Müller. Kurz darauf hatte sich das Thema aber schon wieder erledigt: Da an der Bergstraße noch genug zu tun ist, wurde von der Anfrage (vorerst) wieder Abstand genommen. red
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