Riedbahn

Vollsperrung der Riedbahn wird sich auch in Bensheim bemerkbar machen

Verkehrsexperten sprechen in Groß-Rohrheim über die Sanierung der wichtigen Strecke ab Sommer 2024 und die Generalprobe im Januar.

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Michael Burmeister
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Die Sanierung und Sperrung der Riedbahn ab Sommer 2024 wird nach Angaben von Dominik Schaadt (VRN) zu einer Reduzierung des Regionalverkehrs auf der Main-Neckar-Bahn mit dem Bahnhof Bensheim führen. © Thomas Neu

Bergstraße. Auf die Pendler an der Riedbahnstrecke kommt im kommenden Jahr eine große Belastung zu. Von Mitte Juli bis kurz vor Weihnachten 2024 wird die Strecke zwischen Frankfurt Main-Sportfeld (Stadion) bis Mannheim-Hauptbahnhof komplett gesperrt.

Quasi als Generalprobe erwarten die Reisenden bereits im Januar Einschränkungen: Von Neujahr bis zum 21. Januar wird die wichtige Nord-Süd-Verbindung zwischen der Rhein-Main- und der Rhein-Neckar-Region ebenfalls komplett gesperrt. Dann wird es auf der Strecke einen Schienenersatzverkehr mit Bussen geben, erklärten Dominik Schaadt und Niklas Fitzek auf einer Bürgerversammlung in Groß-Rohrheim.

Die Riedbahn – hier bei Lampertheim – wird ab Sommer 2024 zwischen Frankfurt und Mannheim wegen Bauarbeiten mehrere Monate gesperrt. © Berno Nix

Schaadt ist Teamleiter Schienenpersonennahverkehr beim Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) und Fitzek arbeitet beim DB-Bahnhofsmanagement Darmstadt. Darmstadt wird sich vermutlich während der genannten Zeit zu einem Knoten- und Umsteigepunkt entwickeln – vor allem für jene Pendler, die nach Frankfurt müssen.

Früher habe man an solchen Strecken bei Baumaßnahmen wenigstens noch einen einseitigen Verkehr zugelassen, „doch das geht heute nicht mehr. Da muss an dieser Strecke auch zu viel erneuert und saniert werden“, sagte Schaadt. Es wird tatsächlich alles neu gemacht – von der Oberleitung über Gleise bis hin zu den Signalen, Bahnübergängen und dem Lärmschutz. Zuständig ist die DB Netz AG.

Außerdem werden an den Bahnhöfen neue Fahrgastinformationssysteme installiert. Damit einhergehen sollen auch ein „attraktives Stationsumfeld“ sowie die Aufwertung von Unterführungen in den jeweiligen Bahnhöfen.

Reduzierung des Regionalverkehrs

Zweck der Vollsperrung sei die Baufreiheit. So könne die Sanierung wesentlich schneller umgesetzt werden. Das bedeute allerdings für die beiden anderen Strecken – also die Ludwigsbahn auf Rheinland-Pfälzer Seite von Mainz über Worms nach Ludwigshafen, und die Main-Neckar-Bahn von Darmstadt über Bensheim nach Heidelberg – eine erhebliche Mehrbelastung. Und das, obwohl beide Strecken eigentlich schon am Anschlag sind. „Der Ehrlichkeit halber muss auch gesagt werden, dass es auf beiden Strecken zu einer Reduzierung des Regionalverkehrs kommen muss. Die Güterzüge werden weiträumig umgeleitet“, erklärte Schaadt.

Um ein mögliches Chaos vor allem während des Berufsverkehrs in den Griff zu bekommen, sollen die Seitenverbindungen mehr Züge beziehungsweise eine bessere Taktung erhalten.

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Das betrifft beispielsweise die Nibelungenbahn von Worms über Bürstadt nach Bensheim. Oder die Querverbindung von Gernsheim über Pfungstadt nach Darmstadt sowie die Linie von Riedstadt-Goddelau nach Darmstadt. Die Strecke von Biblis nach Worms ist nicht als zusätzliche Verbindung vorgesehen. „Das stört uns sehr. Vor allem hätte man diese als Verbindung nach Mannheim nutzen können, doch hier hat uns die DB Netz AG eine Absage erteilt“, sagte Schaadt auf Nachfrage aus dem Publikum. Die Bahn will diese Verbindung als Lieferstrecke für Baumaterial nutzen.

Um die vielen Fahrgäste überhaupt alle mitnehmen zu können, bedarf es auch zahlreicher Busse. „Glauben Sie uns, das ist auch für uns Neuland. Ein Projekt dieser Dimension ist in Deutschland einmalig. Noch nie hat es bei der Bahn eine Vollsperrung einer so wichtigen und vielbefahrenen Strecke über eine so lange Zeit gegeben“, sagten Schaadt und Fitzek. Und Markus Paul von DB Regio Mitte fügte an, dass man hierfür schon seit Monaten plant.

Im Fünf- bis Zehn-Minuten-Takt

In beide Richtungen sollen Busse in den Stoßzeiten im Zehn- oder eventuell auch im Fünf-Minuten-Takt abfahren, denn nicht jedes Fahrzeug könne immer gleich alle Wartenden aufnehmen. Dazu seien 150 Busse eingeplant und weitere in Wartestellung. Die Busse werden auf ihrem Weg zu den Endhaltepunkten Frankfurt-Hauptbahnhof und Mannheim-Hauptbahnhof immer den direkten Weg durch eine Stadt oder Gemeinde nehmen.

Dominik Schaadt vom Verkehrsverbund Rhein-Neckar. © M. Burmeister

Es wird also völlig neue Einsteigepunkte geben – unabhängig davon, wo der eigentliche Bahnhof einer Stadt oder Gemeinde liegt. Und: Es ist auch nur jeweils eine Haltstelle pro Ort vorgesehen. Wo die sein wird, werde noch bekanntgegeben. Die Fahrtzeit nach Frankfurt beträgt dann etwa eineinhalb Stunden. Nach Mannheim dauert es mit dem Bus etwa 30 bis 40 Minuten. Manche der eingesetzten Ersatzfahrzeuge fahren allerdings nur bis Mannheim-Luzenberg. Dort muss man in die Straßenbahn umsteigen.

„Wenn es morgens irgendwo zu erheblichen Verzögerungen kommt, werden Personen vor Ort sein, die darüber Meldung machen“, sagte Schaadt. „Eine Fahrradmitnahme ist während dieser Zeit nicht vorgesehen“, antwortete Fitzek auf die Frage eines Zuhörers. Das sei mit den Bussen nicht möglich. Wer sich über diese Planung im Detail informieren möchte, könne das im Internet auf den Seiten von VRN und RMV nachlesen.

Die Komplettschließung der Riedbahn wird sich auch auf die Nachbarkommunen auswirken, etwa wenn nun viele vielleicht mit dem Auto zu einem der Bahnhöfe in Bensheim, Bürstadt oder Gernsheim fahren und dort parken, um in die Züge nach Frankfurt oder Darmstadt zu steigen. Dann wird es in den Zügen wohl noch voller werden.

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