Gesundheit - Mediziner und Gesundheitsdezernentin rühren die Werbetrommel für die Schutzimpfung

Vierfachimpfstoff gegen die Grippewelle

Von 
Jeanette Spielmann
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Sascha Altendorf, Leiter der Schön-Klinik in Lorsch (2.v.r.) geht beim Thema Grippe-Impfung unter den Augen von Dr. Manfred Scheuer, ärztlicher Leiter des Bergsträßer Rettungsdienstes (l.), der Ersten Kreisbeigeordneten und Gesundheitsdezernentin Diana Stolz (2.v.l.) und Dr. Maik Albert (r.) mit gutem Beispiel voran © Funck

Bergstraße. Sie kommt jedes Jahr so sicher wie Weihnachten, auch wenn man nicht wirklich weiß, warum. Auch in diesem Jahr ist die Grippewelle bereits wieder angerollt und wer an Heiligabend nicht flach liegen möchte, kann sich mit einer Impfung noch vorsorglich schützen. So die Empfehlung der Kreisgesundheitsdezernentin Diana Stolz, die gestern in der Lorscher Schön-Klinik über die aktuelle Schutzimpfung informierte.

Dramatik im Winter 2017/18

Sowohl im Kreisgesundheitsamt wie auch in der Schön-Klinik ist die Grippewelle im Winter 2017/18 noch in guter Erinnerung, denn die Auswirkungen waren außergewöhnlich schwer gewesen. Deutschlandweit waren 334 000 Fälle gemeldet worden und die Zahl der influenzabedingten Arztbesuche wurde auf neun Millionen geschätzt. Diese auch im Kreis Bergstraße „dramatische Influenzawelle“ hatte auch mit dem zur Verfügung stehenden Dreifachimpfstoff zu tun, der nicht so wirksam war, wie der jetzt von der Ständigen Impfkommission empfohlene Vierfachimpfstoff.

„Wir impfen tetravalent“, macht Dr. Manfred Scheuer aus Laudenbach auf den neuen Impfstoff aufmerksam, der auch in ausreichender Menge vorhanden sei. Der Allgemeinmediziner aus Laudenbach ist außerdem ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Kreis Bergstraße und er hat auch die Impfung der Bediensteten im Landratsamt durchgeführt.

Impfquote deutlich steigern

„Diejenigen, die eine Schutzimpfung am nötigsten brauchen, haben eine besonders schlechte Impfquote“, war eine weitere Erfahrung der vergangenen Saison, die sich nicht wiederholen soll. Neben den Mitarbeitern in der Behörde war auch die Schön-Klinik selbst betroffen, wie Klinikleiter Sascha Altendorf berichtete. „Über drei Wochen war unser Team um 40 Prozent reduziert und die Patientenversorgung konnte nur mit einem großen Kraftakt sichergestellt werden“, so der Mediziner, den es selbst erwischt hatte. Das soll sich nicht wiederholen, verweist er auf die Steigerung der Impfquote im Haus um das Vierfache. Auch ist die Schutzimpfung inzwischen ein wichtiger Baustein im betrieblichen Gesundheitsmanagement der Schön-Klinik. Extrem gebeutelt hatte es den OP-Bereich, in dem wie auf einen Stichtag die Pflegekraft-Besetzung halbiert wurde, war auch OP-Manager Dr. med. Maik Albert von der Rasanz, mit der die Grippewelle eingetroffen ist, überrascht.

Wenn es einen erwischt, dann ist das „kein Spaß“, so der Klinikleiter aus eigener Erfahrung, denn die Grippe ist weit mehr als eine Erkältung und kann im schlimmsten Fall tödlich enden. Das zeigen jedes Jahr die dramatischen Todeszahlen, die in Deutschland siebenfach höher sind als die Zahl der Verkehrstoten, weiß Dr. Scheuer. Da eine Grippeerkrankung auch große Auswirkungen auf das Herz habe, folge der Grippewelle auch oft eine Herzinfarktwelle.

Kreis setzt auf Prävention

Vor diesem Hintergrund und in der Überzeugung, dass mehr Impfungen eindeutig mehr Erkrankungen verhindern würden, war der Kreis im Vorfeld der anstehenden Grippewelle präventiv aktiv. Im November hatte man im Rhein-Neckar-Zentrum in Viernheim eine Ausstellung zur Thematik mit einer Impfaktion verbunden, die „sehr gut angenommen wurde“, so die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz.

Da Influenzaviren bei niedrigen Temperaturen und in trockener Luft stabiler sind, hat die Grippe in den Wintermonaten Saison. Die Hochphase ist im Zeitraum von Dezember bis Februar/März, so dass es durchaus noch sinnvoll ist, sich im Dezember impfen zu lassen. Allerdings dauert es etwa zwei Wochen, bis der Wirkstoff nach der Impfung wirksam wird. Nebenwirkungen beziehungsweise Reaktionen auf die Impfung sind eher selten und aktuell sind auch keine bekannt.

Im Kreis Bergstraße wurden im laufenden Kalenderjahr insgesamt 757 Grippeerkrankungen gemeldet. Der weitaus größte Teil davon bezieht sich allerdings auf die Grippesaison 2017/18. Die Zahl der Grippefälle in der aktuellen Saison 2018/19 sind deutlich geringer. Bis zur 47. Kalenderwoche in der zweiten Novemberhälfte waren beim Robert-Koch-Instititut insgesamt für Deutschland 391 Fälle übermittelt worden.

Influenza-Impfung ist auch im Dezember noch sinnvoll

Die Schutzimpfung gegen Grippe wird von der Ständigen Impfkommission allen Menschen über 60, chronisch Kranken jedes Alters, Schwangeren sowie Medizin- und Pflegepersonal empfohlen.

Von der Deutschen Herzstiftung wird vor allem Herzpatienten zur Impfung geraten, da sie durch die Vorerkrankung besonders gefährdet sind.

Die beste Zeit für eine Impfung ist im Oktober und November, da 14 Tage vergehen, bis sich der Impfschutz vollständig aufbaut. Aber auch im Dezember ist eine Impfung noch sinnvoll.

Relativ typische Symptome einer Grippeerkrankung sind hohes, plötzlich aufkommendes Fieber, starke Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und oft auch Reizhusten.

Die Dauer der Grippe liegt laut dem Robert-Koch-Institut zwischen fünf und sieben Tagen, kann in schweren Fällen aber auch bis zu drei bis sechs Wochen dauern.

Die für Kassenpatienten kostenlose Impfung ist bei Hausarzt möglich. js

Freie Autorin

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