Rhein-Neckar

Vielversprechende Lithium-Quellen

Forscher des Karlsruher KIT sehen außerdem in der Geothermie einen grundlastfähigen Energielieferanten

Von 
Bernhard Zinke
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Der begehrte Rohstoff für die Mobilitätswende: Lithium © ARTIS-Uli Deck

Bergstraße. Im Oberrheingraben könnten über Jahrzehnte hinweg erhebliche Mengen an Lithium gefördert werden – und das mithilfe schon bestehender Geothermiebohrungen. Das zeigen Daten, die von Forscherinnen und Forschern des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) analysiert wurden. „Theoretisch könnten bestehende Geothermiekraftwerke im Oberrheingraben und im Norddeutschen Becken zwischen zwei und zwölf Prozent des jährlichen Lithiumbedarfs in Deutschland decken“, sagte Valentin Goldberg vom KIT-Institut für Angewandte Geowissenschaften (AGW) laut einer Mitteilung. Ein Abbau des wertvollen Rohstoffs sei demnach mit geringen Umweltkosten über viele Jahre möglich. Lithium ist ein wichtiger Rohstoff für Batterien etwa in E-Autos oder E-Bikes.

Bei der Analyse wurde die Förderung von Lithium aus Thermalwässern betrachtet. Entscheidend für die Erkenntnisse der Studie waren daher unter anderem Datenmodelle dazu, wie viel Wasser über die Bohrungen gefördert werden kann und wie viel Lithium sich darin befindet beziehungsweise daraus gewonnen werden kann. Der Lithiumgehalt im danach wieder in den Untergrund zurückgeführten Wasser nehme dabei zunächst zwar ab. Danach aber stabilisierten sich die Werte wieder. „Das ist auf das offene Kluftsystem zurückzuführen, das kontinuierlich frisches Tiefenwasser aus anderen Richtungen nachliefert“, sagte der ebenfalls an der Studie beteiligte Forscher Fabian Nitschke. Die Experten sehen darin ein starkes Argument für den weiteren Ausbau der Geothermie.

Argument für den Ausbau

Für Thomas Kohl vom AGW, der die Forschung als Professor für Geothermie und Reservoir-Technologie am KIT leitet, sind die Forschungsergebnisse ein weiteres Argument für einen Ausbau der Geothermie: „Wir wussten bereits, dass die Geothermie uns über Jahrzehnte grundlastfähige erneuerbare Energie liefern kann. Unsere Studie zeigt nun, dass ein einziges Kraftwerk im Oberrheingraben zusätzlich bis zu drei Prozent des jährlichen deutschen Lithiumbedarfs decken könnte.“ Das Karlsruher Unternehmen Vulcan Energie sieht sich durch die Datenanalyse in seiner Arbeit bestätigt. Wie mehrfach berichtet, will Vulcan im Bereich um Mannheim, Südhessen und der Vorderpfalz mit mehreren Geothermiekraftwerken weitgehend CO2-neutral Lithium aus dem Tiefenthermalwasser fördern. „Mithilfe von Tiefengeothermie ist es möglich, über viele Jahre erhebliche Mengen an Lithium aus dem Thermalwasser des Oberrheingrabens zu gewinnen und der deutschen und europäischen Industrie zur Verfügung zu stellen“, schreibt Vulcan in einer Stellungnahme zu der Datenanalyse des KIT. Angesichts einer bestehenden Lithiumabhängigkeit Europas und einem bis 2030 stark ansteigenden Lithiumbedarf durch die Mobilitätswende hin zu E-Autos sei die Nutzung dieses Potenzials für Deutschland und Europa „eine einmalige Chance, eine sichere und autarke Lithiumrohstoffkette aufzubauen“, so Vulcan.

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Vulcan nimmt aktuell in Landau eine Anlage in Betrieb, mit der die Lithium-Gewinnung im kommerziellen Maßstab getestet werden soll. Ab Ende 2025 will das Unternehmen in einer ersten Phase rund 24 000 Tonnen Lithiumhydroxid pro Jahr gewinnen. Später soll die Menge verdoppelt werden. Dies entspreche der Menge für die Produktion mehr als einer Million Autobatterien im Jahr. mit dpa

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