Region. Einen hohen Zuschussbedarf hat jedes Jahr die Überwaldbahn. An ihr ist die Gemeinde Wald-Michelbach mit 27 Prozent beteiligt, weitere Teilhaber sind der Kreis Bergstraße, Abtsteinach und Mörlenbach. Die gemeinnützige Gesellschaft ist für den Betrieb der Solardraisinenbahn zwischen Wald-Michelbach und Mörlenbach zuständig. Im Rahmen des Beteiligungsberichts erhielten die Gemeindevertreter bei der letzten Sitzung des Jahres einen Einblick in die Situation der Überwaldbahn.
Seit 2016 stehen 26 Fahrzeuge mit je acht Sitzplätzen zur Verfügung, von denen 24 im Einsatz waren. Im Jahr 2022 nutzten 30 000 Fahrgäste das Freizeitangebot. Die Gemeinde Wald-Michelbach leistete im vergangenen Jahr einen Zuschuss von insgesamt 108 000 Euro an die Gesellschaft. Während der Saison kam es zu keinen nennenswerten Schäden an den Draisinen durch Fahrgäste, sodass bis zum Saisonende keine weiteren Fahrzeuge aus dem Betrieb genommen werden mussten.
Die Wartungskosten der Überwaldbahn sind hoch
Analog zu den Fahrgastzahlen entwickelten sich auch die Umsatzerlöse im Vergleich zu den Vorjahren positiv. Besonders begünstigt wurde die gute Nachfrage in dieser Saison erneut durch die stabile Wetterlage.
Um in den nachfragestarken Sommerzeiten mehr Kapazität anbieten zu können, wurde die seit der Saison 2020 angebotene zusätzliche Abendfahrt in den Sommermonaten beibehalten. Die nach wie vor schwach ausgelasteten frühen Touren im April und Oktober entfallen weiterhin. Den Erträgen von 642 500 Euro stehen im Jahr 2022 Aufwendungen von 1,1 Millionen Euro gegenüber. Die Aufwendungen für die Streckenunterhaltung und die Wartung der Solardraisinen sind im Verhältnis zu den Einnahmen weiterhin sehr hoch. Zudem ist das Geschäftsmodell sehr personalintensiv.
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Ende 2022 betrug der Jahresfehlbetrag der Überwaldbahn rund 487 000 Euro. Dieser wurde bilanziell durch Entnahmen aus der Kapitalrücklage ausgeglichen. Mit dem Abschluss der Instandsetzungsmaßnahmen an Tunnel- und Brückenbauwerken hat sich der künftige Finanzbedarf geklärt. Dennoch bleibe die Erhaltung der Strecke auch in den kommenden Jahren „eine große Herausforderung“, heißt es im Geschäftsbericht.
Durch die erfolgreiche Abarbeitung aller von der Aufsichtsbehörde geforderten Infrastrukturmaßnahmen und eine vertrauensvolle, konstruktive Zusammenarbeit konnte gemeinsam mit der Aufsichtsbehörde und den Infrastrukturgutachtern ein Prüfverfahren vereinbart werden, das optimal auf die Bedürfnisse der Überwaldbahn und des Draisinenbetriebes abgestimmt ist. Durch die Abarbeitung der Strecken- und Bauwerksthemen sowie durch die optimierte Draisinentechnik habe sich die Überwaldbahn stärker auf das Kundenerlebnis und die Ertragspotenziale der Überwaldbahn ausgerichtet, heißt es weiter.
Dieser qualitativ positive Trend soll sich in den nächsten Jahren fortsetzen und „voraussichtlich auch zu einer höheren Weiterempfehlungsrate führen“. Gleichzeitig tragen der Aufbau einer stetig wachsenden Facebook- und Instagram-Community sowie ein stetig wachsender Verteilerkreis für den E-Mail-Newsletter der Überwaldbahn zu einer stärkeren und direkteren Wahrnehmung bei.
Flexibler Fahrplan bewährt sich
Die Kombination aus Buchungssystem, Homepage und Werbemaßnahmen hat sich auch im Bereich des Gutscheinverkaufs positiv ausgewirkt, der weiter ausgebaut werden konnte, was sich insbesondere an den Gutscheinerlösen im Weihnachtsgeschäft zeigt.
Der in der Sommersaison erweiterte und in der Nebensaison verkürzte Fahrplan hat sich grundsätzlich bewährt, bilanziert die Geschäftsführung. Grundsätzlich bleibt die Überwaldbahn bei der Umsetzung des Fahrplans flexibel, um sich jeweils der Nachfrage und den Witterungsverhältnissen anzupassen.
Da insbesondere an Wochenenden und in den Ferienmonaten die Nachfrage das Angebot bei Weitem übersteige, müsse auch über eine weitere Preisdifferenzierung nachgedacht werden, heißt es. Die gestiegenen Einkaufspreise für Material und Dienstleistungen wurden bei der Preisgestaltung für das Jahr 2023 berücksichtigt und an die Kunden weitergegeben.
Risikominimierung wichtig
Die bisherige Risikosituation durch die Corona-Pandemie hat sich inzwischen entspannt. Doch die angespannte wirtschaftliche Situation mit Inflations- und Rezessionsprognosen in Verbindung mit den allgemein stark steigenden Material-, Verbrauchs- und Energiekosten rückt stärker in den Fokus.
Inwieweit sich die kriegerischen Ereignisse in Europa mit allen geopolitischen Entwicklungen auf die Lieferketten, Preise und das Konsumverhalten und damit auch auf die Überwaldbahn auswirken, ist in der derzeitigen Situation schwer zu prognostizieren. Und das wird sicherlich im Laufe der Berechnung zur Saison 2023 deutlicher werden.
Die Überwaldbahn bleibt in Abstimmung mit den Gesellschaftern so flexibel wie möglich und versucht durch geeignete Maßnahmen und eine vorausschauende Planung die Risiken zu minimieren. wil/ü
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