Hessen Forst

Treibjagd bremst am Samstag den Verkehr im Ried aus

Das Forstamt Lampertheim veranstaltet am Samstag, 26. November, in einem Waldstück zwischen Hüttenfeld und Viernheim wieder eine sogenannte Drück- oder auch Treibjagd. Es werden etwa 150 Teilnehmer erwartet.

Von 
Susanne Wassmuth-Gumbel
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In einem etwa 1000 Hektar großen Waldstück westlich und östlich der L 3111 machen Schützen am Samstag Jagd auf Rehe und Wildschweine. © Berno Nix

Viernheim/Lampertheim. Das Forstamt Lampertheim veranstaltet am Samstag, 26. November, wieder eine sogenannte Drück- oder auch Treibjagd. Das Jagdgebiet erstreckt sich wie schon in den Vorjahren über das Waldstück östlich der A 67 und der L 3111 zwischen dem Kreisel bei Hüttenfeld und dem Kreisel in Viernheim bei der Feuerwehr.

Die Landesstraße zwischen Hüttenfeld und Viernheim wird von 8 bis 16 Uhr für den gesamten Durchgangsverkehr gesperrt. Die Umleitung erfolgt über Hemsbach/Weinheim oder Lampertheim und die A 6. Das restliche Jagdgebiet wird nicht komplett abgeriegelt, allerdings bittet das Forstamt eindringlich, sich am Samstag nicht in diesem Waldstück aufzuhalten. An den Hauptzugangswegen werden Posten stehen und mögliche Waldbesucher über den Jagdbetrieb informieren.

150 Teilnehmer erwartet

Seit 2014 ist die Jagd am morgigen Samstag die achte in Folge. 2017 konnte sie nicht stattfinden, weil die Landesstraße wegen einer Baustelle auf der A 6 mit entsprechender Umleitung nicht gesperrt werden konnte. Auf die Pirsch gehen Schützen von Hessen Forst ebenso wie Jäger aus den verpachteten Jagdgebieten. Forstamtsleiter Ralf Schepp geht von insgesamt etwa 150 Beteiligten aus. Der Forstbetrieb werde mit etwa 120 Leuten teilnehmen, darunter etwa 80 Schützen.

In dem etwa 1000 Hektar großen Jagdgebiet sollen die Schützen vor allem auf Wildschweine und Rehe zielen, um deren Populationen zu verringern. Dies ist aus Sicht von Hessen Forst vor allem aus zwei Gründen wichtig: zum einen, um die Zahl der Wildunfälle in diesem Gebiet möglichst gering zu halten, zum anderen, um die Aufforstung des Waldes zu unterstützen. Zarte, junge Bäume sind gerade Rehen ein willkommenes Futter. Und wenn zu viele Wildschweine sich mit Eicheln mästen, fehlen diese als Samen. „Der Wildbestand beeinflusst die natürliche Verjüngung des Waldes“, stellt Schepp fest.

Auch hinsichtlich der Unfallverhütung sieht der Forstamtsleiter in einer solchen Großjagd ein wirksames Mittel. Seit das Gebiet bejagt werde, sei die Zahl an Wildunfällen entlang der L 3111 merklich zurückgegangen. Nachdem die Jagd 2017 ausgefallen war, seien 2018 wieder doppelt so viele Unfälle als im Vorjahr verzeichnet worden. Dies bestätigt auch Matthias Seltenreich, Leiter der Polizeistation Lampertheim-Viernheim. Hatte es 2017 auf dem Streckenabschnitt zwischen Hüttenfeld und Viernheim 21 Verkehrsunfälle mit einem Wildschwein oder Reh gegeben, waren es 2018 wieder 42. In den Folgejahren lag die Zahl immer leicht über 20. Welchen Anteil an dieser Entwicklung die Jagd hat, lasse sich schwer sagen, meint Seltenreich. Doch irgendwie liege es doch nahe, dass, wenn die Population geringer ist, auch weniger Wildunfälle passierten.

Die Drückjagd, bei der Wildschweine und Rehe mit Hunden den Jägern vor die Flinte getrieben und in möglichst kurzer Zeit viele Tiere getötet werden (durchschnittlich wurden seit 2014 laut Schepp jedes Mal 120 Tiere erlegt), wird immer wieder kritisiert und von Natur- und Tierschützern mit Protestaktionen begleitet. Das Forstamt rechnet auch in diesem Jahr mit Protest, allerdings wurde bei den Behörden laut Seltenreich bisher keine Aktion angemeldet.

In den vergangenen Jahren hat Michael Ehlers von der Rehkitzrettung Weinheim und Umgebung solchen Protest organisiert. Doch er hat davon Abstand genommen, weil die Rehkitzrettung bei ihrem Haupt-Engagement auf ein gutes Miteinander mit Jägern und Forstleuten angewiesen ist. Ehlers lehnt die Jägerei auch nicht grundsätzlich ab, doch er weist darauf hin, dass die Drückjagd für die gehetzten Tiere einen enormen Stress bedeute. Auch dass solche Großjagden regelrecht zu Events verkämen, ist ihm ein Dorn im Auge. „Da kommen Leute – auch aus dem Ausland –, die mehrere hundert Euro für die Teilnahme bezahlen. Die wollen dann natürlich auch was geboten bekommen“, sagt er und berichtet, dass er erlegte Rehe gesehen habe, die nicht mit einem gezielten Schuss niedergestreckt wurden, sondern denen das komplette Hinterteil gefehlt habe. Das habe mit Waidgerechtigkeit und Jägerehre nichts mehr zu tun, kritisiert er. „Wenn Tiere schon getötet werden müssen, dann soll dies mit Anstand und Würde geschehen. Wenn sie von Hunden gehetzt werden, ist das nicht der Fall“, so Ehlers’ klare Meinung. /sm

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Redaktion Susanne Wassmuth-Gumbel ist stellvertretende Teamleiterin des Südhessen Morgen.

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