Frankfurt. Internet-Mutproben wie sie etwa auf der Videoplattform Tiktok ausgetragen werden, begeistern weltweit Millionen Jugendliche. Doch die sogenannten Challenges (Herausforderungen) können gesundheitliche Risiken bergen. Die Beratungsstelle Jugend und Medien Hessen warnt: "Challenges können einen originellen und lustigen Charakter haben. Sie können aber auch sehr risikoreich und gesundheitsgefährdend oder sogar lebensbedrohlich sein."
So wurde etwa ein elfjähriger Junge aus dem Lahn-Dill-Kreis im vergangenen Jahr nach Polizeiangaben im Krankenhaus behandelt, nachdem er an der sogenannten "Hot-Chip-Challenge" teilgenommen hatte. Bei der Internet-Mutprobe sollten sich Teilnehmer filmen, wie sie einen besonders scharfen Chip essen - der Hersteller hat die Chips inzwischen zurückgerufen, weil sie zu scharf seien.
Kinder und Jugendliche gingen dieses Risiko ein, weil sie glaubten, auf Plattformen wie Tiktok unter anderem Anerkennung finden zu können, sagte die Klinische Psychologin Julia Brailovskaia, die seit 15 Jahren zu den Auswirkungen Sozialer Medien forscht. "Sie wollen Likes bekommen, populär sein, vielleicht Influencer werden, weil das im Moment sehr im Trend ist", erklärte die Wissenschaftlerin, die an dem Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit und dem Deutschen Zentrum für psychische Gesundheit an der Ruhr-Universität Bochum tätig ist.
Um viele Likes zu erhalten und im Algorithmus erfolgreich zu sein, müssten die Nutzerinnen und Nutzer etwas ganz Besonderes machen. "Je heftiger oder aggressiver die Handlungen sind, desto mehr Likes und Follower bekommen sie." Damit würden sie in ihrem Verhalten bestärkt. Und um ihre Popularität nicht zu verlieren, müssten sie etwas noch Aggressiveres tun. Die Angst vor Gefahren setze dabei einfach aus oder der Wunsch nach Popularität überwiege.
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