Heppenheim. Die Caritas-Suchtberatung in Heppenheim hat ein neues Zuhause. "Ein langes Warten hat ein Ende", atmete Direktor Werner Veith auf. Jetzt weihte man die neuen Räumlichkeiten an der Kalterer Straße 3A ein.
"Wir sind angekommen", so Caritas-Direktor Werner Veith. Er sprach mit Blick auf die einladenden Räumlichkeiten von einer "Wertsteigerung für Haus und Arbeit". Damit schaffe man Voraussetzungen, um die stetig gewachsene Palette an Hilfebedarfen leisten zu können.
Es geht um individuelle Hilfe
Dienststellerleiter Jochen Bickel rekapitulierte die im Laufe der Zeit veränderten Ansprüche an Suchthilfe. Alkohol- und Drogenabhängigkeit erkannte man erst seit 1968 als Krankheit an. Seitdem baute man ein Netzwerk an Fachklinken auf, das zusätzliche Angebote an ambulanter Rehabilitation und therapeutischer Hilfe flankierten. Bickel erklärte, wie sich seitdem die therapeutischen Säulen verändert haben. Im Vordergrund stehe heute der individuelle Hilfebedarf.
Die Suchtberatung begann vor 29 Jahren in Heppenheim im Rahmen eines Modellprojektes. Man eröffnete eine von bundesweit sechs Einrichtungen, die die Alkoholentwöhnungsbehandlung ambulant durchführt. Das Team aus Suchttherapeuten, Psychologen und einem Facharzt erweiterte die Palette, so dass heute parallel drei Gruppen in Heppenheim angeboten werden.
Die räumlichen Kapazitäten reichten nicht mehr, um der Nachfrage und dem Anforderungsprofil an eine "moderne Dienstleistungszentrale für Suchtfragen" gerecht zu werden - obwohl man Außenstellen in Bensheim, Lampertheim, Viernheim, Wald-Michelbach und Mörlenbach eröffnete. Sie stellen eine wohnortnahe Versorgung sicher.
"Wir sind aus unserer alten Beratungsstelle seit Jahren herausgewachsen", so Bickel. Von anfangs fünf stieg die Zahl der Beschäftigten auf 13. Er stellte in jüngster Zeit einen Trend fest, dass Betroffene die Beratungsstelle in einem früheren Stadium ihrer Sucht kontaktieren. Dennoch dauere es oft zu lange, bis sie oder deren Angehörige Hilfe suchen.
Für "chronisch mehrfach geschädigte Abhängigkeitskranke" seien in der Vergangenheit die Zugangsschwellen zu hoch gewesen. So sind Bickel ebenso wie die Caritas-Direktoren Dr. Werner Veith und Franz-Josef Kiefer sehr froh, dass die Suchtberatung seit dem Jahr 2008 das "Betreute Einzelwohnen" anbiete und damit eine Lücke im Hilfesystem schloss.
Durch den Umzug in die Kalterer Straße befindet sich die Suchtberatung nun in direkter Nachbarschaft zur Adaptionseinrichtung, einer Fachabteilung der Klinik Falkenhof vom Caritasverband Darmstadt. Hier finden Erkrankte in nachstationärer Versorgung Hilfen. Dr. Carlo Schmid, Chefarzt und Leiter der Suchtklinik Falkenhof gratulierte zum Einzug. Beide Institutionen verbindet eine enge Zusammenarbeit.
Den Platzbedarf decken die Räumlichkeiten im Vinzenzkloster optimal ab. Bevor Pfarrer Harald Poggel das Haus einweihte, begrüßte Oberin Schwester Brigitta die neuen Nachbarn. moni
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Statistisch gesehen sind alleine im Kreis Bergstraße etwa 30 000 Menschen einem sogenannten "riskanten Alkoholkonsum" verfallen. Davon leiden 5000 Menschen unter Abhängigkeit und 6000 unter Alkoholmissbrauch. Hinzu kommen die Angehörigen - Ehepartner Kinder und Eltern, die ebenso dringend Hilfe benötigen.
Vor 29 Jahren begann die Caritas Suchtberatungsstelle als Modellprojekt. 1984 hatten die Ersatzkassen erstmals die ambulante Rehabilitation finanziert. Sechs Jahre später übernahm die Deutsche Rentenversicherung in vollem Umfang die Kosten der Therapie.
500 bis 600 Hilfesuchende nehmen pro Jahr die Angebote der Suchtberatungsstelle der Caritas in Anspruch. Im Schnitt werden 100 Patienten in stationäre Einrichtungen vermittelt und rund 50 bis 60 ambulant im Rahmen einer Entwöhnungsbehandlung versorgt. moni
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